Alles nur geklaut? - Ähnliches Bild im Internet – Hat Münchner Werbeagentur abgekupfert? Streit um Logo der Landesgartenschau

Von Andrea Franz

Ein rotes Gesicht im Profil, gesäumt von Blumen und Schmetterlingen – so schaut es aus, das Logo der Landesgartenschau 2016 in Bayreuth. Das Problem: Ein ähnliches Motiv gibt es bereits. Zu kaufen bei einer Fotoagentur im Internet. Hat die Münchner Werbeagentur, die das Logo entworfen hat, etwa geklaut?

 
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Bayreuther Werbeagenturen ärgern sich. Darüber, dass keine lokale Agentur den Logo-Wettbewerb gewonnen hat. Schließlich ging es dabei um die Landesgartenschau 2016 in Bayreuth. „... als ob wir keine Kreativ-Agenturen in Bayreuth haben", postete Stephan Bechert, Geschäftsführer der Werbeagentur 4C Media, deshalb zusammen mit dem Link zur Pressemitteilung, in der die Stadt den Siegerentwurf zeigte, auf seiner Facebook-Seite. Und trat damit eine hitzige Diskussion über das neue Logo los. Denn einer der Kommentatoren verwies in der Diskussion auf ein pikantes Detail: Das Gewinner-Logo der Münchner Werbeagentur Propella Konzept + Design gibt es in ähnlicher Form bereits. Und zwar auf der Online-Fotoagentur Shutterstock. Ein Gesicht im Profil, bestehend aus vielen Blumen und runden Elementen.

„Hier ist die Grundidee des Shutterstock-Bildes übernommen worden", sagt Bechert auf Kurier-Nachfrage. Von Klau will der Werbeprofi aber nicht sprechen. In der Branche arbeite man so. „Als Kreativer sucht man viel im Web nach Inspirationsquellen und entwickelt bestehende Ideen weiter." Aber einzigartig sei das Logo dadurch natürlich nicht mehr. Und man müsse sich dabei genau über die Lizenzbedingungen informieren.

"Normales Verfahren"

„Ja, wir haben das Fotomotiv bei Shutterstock gesehen. Es hat uns inspiriert", sagt Ulrike Albanese der Werbeagentur Propella Konzept + Design. Man arbeite nun mal so. Die Idee des Gesichts im Profil habe das Team aber selbst gehabt. „Wir waren im Internet auf der Suche nach Blumenbildern und sind bei Shutterstock auf die Silhouette gestoßen", sagt Albanese. Aber entworfen habe man eine eigene Komposition aus Blumen und Schmetterlingen. Dass manchmal das gleiche Bild in verschiedenen Kampagnen verwendet wird, passiert, sagt ihr Teamkollege Stefano Merenda. In diesem Zusammenhang von einem Plagiat zu sprechen, hält er für übertrieben. Eine bestehende Idee zu bearbeiten sei in der Werbung ein „normales Verfahren".

Das sehen die Bayreuther Werbeagenturen GMK und Häusler & Bolay Marketing GmbH anders. Im Gegensatz zu 4C Media haben die beiden Agenturen auch am Wettbewerb teilgenommen. „Das ist bitter für uns", sagt Geschäftsführer Ralf Bolay. Er hatte mit seinem Team eine eigene Idee entwickelt. „Es ist gar nicht zulässig, bei einem Logoentwurf Stockfotos aus dem Internet als zentrales Motiv zu verwenden", sagt Bolay. Dass seine Kollegen von der Münchner Gewinneragentur so wenig eigene kreative Arbeit geleistet haben, findet er „eigenwillig". „Das bringt unsere ganze Branche in Verruf."

"Schuld bei der Jury"

Auch Jörg Lichtenegger findet es schade, wenn Kollegen so arbeiten und ein Motiv von Shutterstock für einen Logo-Entwurf einsetzen. Für den Geschäftsführer von GMK ist das Gewinnerlogo deshalb nicht eigenständig genug. „Wir hatten den Anspruch ein Logo zu schaffen, das es noch nie gab." Dafür investierte er mit seinem Team mehr als 100 Stunden Arbeit. Er sieht die Schuld am ehesten bei der Jury des Wettbewerbs, in der auch zwei Werbegrafiker saßen. „Den beiden Fachleuten hätte das Motiv bekannt sein sollen. Und das wäre für die Agentur Propella sicher das K.O.-Kriterium gewesen", sagt Lichtenegger.

Das glaubt Dagmar Voss nicht. Obwohl die Geschäftsführerin der Landesgartenschau zugibt, dass das neue Logo dem Foto bei Shutterstock sehr ähnelt. „Aber die Silhouette und die floralen Elemente sind anders." Da stecke schon viel Eigenes drin, sagt Voss. Sie hätte sich auch über einen Bayreuther Sieger gefreut. „Aber Propella hatte den mit Abstand besten gestalterischen Entwurf und das am besten durchdachte Konzept abgegeben."

An lizenzrechtliche Konsequenzen durch die Ähnlichkeit der Motive glaubt Voss nicht. Trotzdem wollte sich die Geschäftsführerin gestern Nachmittag absichern und forderte von der Münchner Werbeagentur eine schriftliche Bestätigung, dass die Rechte an dem Entwurf bei Propella Konzept + Design liegen und nicht bei Shutterstock.

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