Aktionen und Prozente Bayreuther Handel setzt auf Schlussverkauf

Von Gerard Mesuere
Große Rabattplakate sollen die Kunden locken. Foto: Markus Roider Foto: Moritz Kircher

BAYREUTH. 14 Jahre nach der Gesetzesänderung, die Händlern zu jeder Zeit im Jahr erlaubt, Waren herunterzusetzen, ist der Sommerschlussverkauf für Bayreuther Händler nach wie vor wichtig. Das bestätigt auch der Handelsverband.

 
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Unter anderem das Rotmain-Center, die Karstadt-Filiale in Bayreuth und der Herrenausstatter Reiss machen dieses Jahr beim Sommerschlussverkauf mit. In ganz Oberfranken besteht die Tendenz, dass die Sommerware bei dem diesjährigen Sommerschlussverkauf besonders gut wegkommt.

Ortsansässige Verkäufer unter Druck

Seit 2004 können Waren das ganze Jahr über heruntergesetzt gehandelt werden. Das Gesetz sei 2004 wegen des Druckes der Digitalisierung und der Globalisierung gelockert worden, erläutert Thorsten Becker, Geschäftsführer für den Bezirk Oberfranken beim bayerischen Handelsverband. Durch den Onlinehandel hätten plötzlich auch Verkäufer aus anderen Ländern ihre Ware beispielsweise in Bayreuth verkaufen können. Diese Verkäufer seien jedoch nicht an die Beschränkung von Rabatten auf den Sommer- und den Winterschlussverkauf gebunden gewesen. Den Kunden ist es jedoch egal, woher die Ware stammt, wodurch die ortsansässigen Verkäufer unter Druck geraten sind. Ist der Sommerschlussverkauf angesichts dessen noch von Bedeutung für die oberfränkischen Geschäfte? „Ja“, meint Thorsten Becker vom Handelsverband. „Wir können das ganze Jahr über rabattieren, aber der Kunde ist nach wie vor auf diese zwei Wochen fixiert“, sagt er. Für die Modegeschäfte sei es nach wie vor notwendig, am Ende der Sommersaison Platz für die Herbstkollektionen und die Winterware zu schaffen. Daran habe auch die Lockerung des Gesetzes 2004 nichts geändert.

Außerdem äußert er die Vermutung, dass es während des Sommerschlussverkaufs leichter sei, Kunden durch Rabatte zum Kauf von Waren zu bewegen als zu anderen Zeiten im Jahr (mit Ausnahme des Winterschlussverkaufs). „Warum sonst sollten Elektrogeschäfte regelmäßig mit auf den Zug springen und ihre Ware in großem Stil am Ende des Sommers zu niedrigeren Preisen anbieten?“, fragt Becker rhetorisch. Einen logistischen Grund, wie bei den Modegeschäften, gebe es dafür in dieser Branche nicht. Dieses Jahr habe den Händlern das Wetter in die Karten gespielt. Die Sommerware habe sich nämlich dieses Jahr besonders leicht verkaufen lassen.

Händler mit den Umsätzen zufrieden

Dies bestätigte auch Jochen Keller, Leiter der Karstadt-Filiale Bayreuth, für sein Geschäft. Insgesamt habe man bei dem diesjährigen Sommerschlussverkauf bisher mindestens das Niveau der vorangegangenen Jahre halten können. Auch das Centermanagement des Rotmain-Centers teilte am Donnerstag mit, zufrieden mit den Umsätzen des diesjährigen Sommerschlussverkaufs zu sein.

Seit 2004 habe sich der Sommerschlussverkauf jedoch verändert. Das ganze Jahr über sei „Sale“, also würden die Kunden beim Sommerschlussverkauf nicht mehr herbeistürmen, sondern gezielt nach Schnäppchen suchen. Sowohl das Centermanagement des Rotmain-Centers als auch Becker vermuten, ihre Klimaanlagen hätten dieses Jahr den Umsatz gefördert.

Besonders viele Festspielgäste

Der Herrenausstatter Reiss in der Maximilianstraße macht auch beim diesjährigen Sommerschlussverkauf mit. Auf die Frage, ob dieses Jahr etwas ungewöhnlich gewesen sei, antwortet Ulrike Reiss, Chefin des Herrenausstatters, dass die Festspielgäste besonders präsent seien. Das Geschäft mit den Festspielgästen, das natürlich immer in die Zeit des Sommerschlussverkaufs falle, sei wichtig, denn auch unter den Festspielgästen habe der Herrenausstatter einige Stammkunden. Nichtsdestotrotz seien die Bayreuther Stammkunden die Hauptabnehmer des Herrenausstatters, sagt Reiss. Für die Gesetzesänderung 2004 hat Ulrike Reiss zwar Verständnis. Sie bedauert jedoch, dass die großen Händler mittlerweile schon zu Beginn der Saison die Preise stark heruntersetzen würden. Eine neue Regelung, im Zuge derer die Geschäfte nur noch während einiger Monate Rabatte anbieten dürfen, würde Reiss begrüßen, gleichzeitig ist ihr klar, dass so etwas Wunschdenken ist.

Dem Konkurrenzdruck zum Trotz ist es Ulrike Reiss ein Rätsel, wieso immer wieder das Gerücht kursiert, der Herrenausstatter würde schließen. Dabei sei die Bedrohung durch den Onlinehandel für das Geschäft nicht maßgeblich, weil man sich auf die Stammkunden verlassen könne – vor allem auch, wenn kein Schlussverkauf sei.


Erika Hübner, 65 Jahre, aus Bayreuth „Ich nutze den Sommerschlussverkauf nicht. Es gibt ja das ganze Jahr über gute Angebote und reduzierte Kleidung, deshalb gehe ich nicht extra dann einkaufen, wenn Sommerschlussverkauf ist. Auch Plakate mit Prozenten locken mich nicht in den Laden. Ich lasse mich von den Schlussverkäufen, im Sommer wie im Winter, nicht beeinflussen.“
Werner Bayerlein, 70 Jahre, aus Altenkunstadt „Ich nutze den Sommerschlussverkauf noch und fahre dann auch mal in die Stadt, um zu schauen, welche Rabatte und Aktionen es gibt. Dann gehe ich schon gezielt in die Abteilung mit den reduzierten Waren. Aber ich warte nicht mit meinen Einkäufen, bis der Schlussverkauf beginnt, sondern kaufe das, was ich gerade brauchen kann“.
Christina Brögel, 49 Jahre, aus Weiden:

„Ich gehe nicht extra zum Sommerschlussverkauf in die Stadt. Aber wenn ich dann zufällig doch in der Stadt bin, schaue ich auch bei den reduzierten Kleidern vorbei. Wenn mir dann was in die Hände fällt, nehme ich es schon mit. Aber eigentlich gibt es ja das ganze Jahr über gute Angebote, und ich weiß nicht mal genau, wann Sommerschlussverkauf ist.“

Lina Örtel, 18 Jahre, aus Untersteinach:

„Wenn es Rabatte beim Sommerschlussverkauf gibt, nutze ich das Angebot schon. Ich gehe dann auch extra los und schaue, was reduziert ist. Manche Sachen sind normal viel zu teuer. Ich schaue dann, ob davon etwas im Angebot ist. Wenn dann die neue Winterkollektion kommt, kaufe ich auch noch die Sommersachen, auf die es dann Rabatte gibt.“

 

Fotos und Umfrage: Sina Rees

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