Akademische Jahresfeier Jan Philipp Reemtsma hält den Festvortrag

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Der Publizist und Wissenschaftler Jan Philipp Reemtsma aus Hamburg wird zur akademischen Jahresfeier der Uni Bayreuth kommen und den Festvortrag halten. Foto: Archiv/dpa Foto: Daniel Reinhardt

BAYREUTH. Zur akademischen Jahresfeier erwartet die Universität Bayreuth in diesem Jahr einen ganz besonderen Gast. Der Hamburger Mäzen und Literaturprofessor Jan Philipp Reemtsma wird den Festvortrag halten und zwar zum Thema "Über das Wichtignehmen".

 
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Die Universität Bayreuth feiert ihren "Dies Academicus" stets am 15. November, um an die Gründung der Hochschule im Jahr 1975 zu erinnern. Zum 43. Geburtstag spricht Jan Philipp Reemtsma am Donnerstag nächster Woche bei der akademischen Jahrsfeier um 17 Uhr im Audimax. Weitere Redner sind Universitätspräsident Professor Stefan Leible und der Vorsitzende des Studierendenparlamentes, Lasse Büchen.

Was ist uns wichtig?

Der Gründer des Hamburger Instituts für Sozialforschung und der Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur wählte sich als Inhalt seiner Festrede ein Phänomen, das wohl wie kein anderes in die heutige Zeit passt. Denn wer nimmt sich heutzutage schon nicht wichtig?

Neben dem Wichtignehmen interessiert sich Reemtsma allerdings für das Nicht-Wichtignehmen, heißt es in der Einladung. Zum Beispiel Entscheidungen, die bagatellisiert würden. Die populärste Form des Nicht-Wichtignehmens sei die Auskunft, man täte A, um indirekt B zu tun. Etwa, wenn man behaupte, Latein zu lernen, um besser Französisch zu können. Oder zum Mond zu fliegen, weil die Raumfahrttechnologie etwas wie Teflon produziere. Ähnlich sei es, Archäologie zu betreiben, um damit die Völkerverständigung voranzubringen und Geisteswissenschaften „gerade heute im Zeitalter der Digitalisierung“ pflegen zu müssen.

Intellektueller und Mäzen

Reemtsma selbst, geboren 1952 in Bonn, studierte Germanistik und Philosophie in Hamburg. Er ist Professor für Neuere Deutsche Literaturwissenschaft an der Universität Hamburg und befasst sich im Schwerpunkt mit der Literatur des 18. und 20. Jahrhunderts, Zivilisationstheorien und der Geschichte menschlicher Destruktivität. Im Jahr 1998 hatte er die Johannes Gutenberg-Stiftungsprofessur der Universität Mainz inne, 1999 die Mercator-Professur an der Universität Duisburg-Essen und 2009 die Schiller-Professur an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Reemtsma setzte sich unter anderem für den Schriftsteller Arno Schmidt ein und untersuchte das Werk von Christoph Martin Wieland. Dessen Gut bei Weimar in Oßmannstedt ließ der Hamburger renovieren und als Museum und Forschungsstätte wiedereröffnen, worauf ihm die Gemeinde Oßmannstedt 2008 die Ehrenbürgerschaft verlieh.

Preise und Auszeichnungen

Sein publizistisches Werk ist breit und umfangreich und sein Einsatz für kulturelle, wissenschaftliche und gesellschaftliche Vorhaben vorbildhaft. Von 2013 bis 2016 war Reemtsma Mitglied im Wissenschaftsrat der Bundesrepublik Deutschland. Auch wurde er mit zahlreichen Auszeichnungen bedacht, wie dem Lessing-Preis der Freien und Hansestadt Hamburg, der Leibniz-Medaille der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und dem Teddy Kollek Prize der Jerusalem Foundation. Der renommierte Wissenschaftler wurde vom Jüdischen Museum Berlin mit dem Preis für Verständigung und Toleranz ausgezeichnet und ebenso mit dem Gutenberg-Preis der Stadt Leipzig.

Entführung und Befreiung

In Erinnerung dürfte vielen jedoch die Entführung des reichen Erben einer Zigaretten-Dynastie. Bereits im Alter von 26 Jahren verkaufte er seinen Anteil an Reemtsma. Im Jahr 1996 war Reemtsma 33 Tage lang in der Hand von skrupellosen Entführern. Sie forderten zuerst 20, dann 30 Millionen D-Mark für seine Freilassung. Die Geldübergabe wurde von der Familie und Freunden organisiert. Während der Millionär seine Erfahrungen in dem Buch "Im Keller" verarbeitete, veröffentlichte sein Sohn Johann Scheerer einen eigenen Rückblick auf die Zeit der Entführung aus Sicht der Angehörigen. Die Täter wurden später verurteilt und kamen ins Gefängnis.

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