Afrika zu Gast beim Jazzforum

Von Michael Weiser
Aline Frazao aus Angola eröffnet den Jazz-November am Donnerstag, 10. November. Foto: Dinis Santos Foto: red

Das Jazzforum hat afrikanische Musiker nach Bayreuth eingeladen und überlegt derweil, wo es selber hinwill. Zwei Preise hat der Verein gewonnen, die Preissumme könnte man für ein richtiges Event anlegen. Doch der Vorsitzende überlegt, ob das überhaupt sinnvoll wäre.

 
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Es ist ein Blick voraus im Zweifel. „Nächstes Jahr machen wir mit den Preissummen einen schönen Jazz-November“, sagt Kaspar Schlösser. Er spricht von 7500 Euro, zwei Preisen, die sein Verein heuer gwonnen hat, richtig berühmte Leute könnte man damit einmal einladen. Nicht mehr für diesen Jazz-November, der von 10. bis 13. November dieses Jahres Jazz aus Afrika in den Fokus rückt. Aber fürs nächste Jahr eben. „Aber das ist sinnlos und verprasst, wenn da keine Perspektiven sind.“ Schlösser verzieht das Gesicht, in einem Moment wie diesem denkt man an einen Spagat. Was Kaspar Schlösser und seine Mitstreiter tun, was ihr Verein darstellt, ähnelt ja genau besehen auch einem Spagat: Der Jazz-November ist in Bayreuth beheimatet. Aber er will wachsen, sich verändern, neues Publikum erschließen.

Das ist nicht haargenau ein Widerspruch. Aber es ist schwierig.

Seit über dreißig Jahren werkeln im Jazzforum Enthusiasten und holen Jazz nach Bayreuth. Die Enthusiasten werden irgendwann grau, manche auch müde, man macht natürlich weiter, aber vielleicht ist dem einen oder anderen mittlerweile das Gefühl von Familie im Verein noch wichtiger geworden als der Drang, neuer aufregender Musik den Weg zu bahnen. In einer Stadt, in der es so wahnsinnig viele aufregende Spielstätten auch wieder nicht gibt.

Ein Preis als Ansporn?

Kaspar Schlösser ist seit zehn Jahren dabei. Die Haare sind noch nicht grau, graue Strähnen aber mühelos zu finden. Sein Verein bekommt Anerkennung, erst kürzlich wurde bekannt, dass das Jazzforum den Kulturpreis der Stadt Bayreuth erhalten wird. Anfang der Woche gab’s den „Applaus“, wie der Spielstätten-Programmpreis mitterweile heißt. Das Jazzforum erhielt die Auszeichnung zum dritten Mal nach 2013 und 2014. Das ist gut, natürlich, schon weil der „Applaus“ in dieser Kategorie mit 5000 Euro dotiert ist.

Man kann das Geld als Investitionskapital sehen, als Ansporn. Man kann sich aber auch die Frage stellen, wohin man, solcherart angespornt, galoppieren soll.

Wie wär's mit der Seebühne?

„Ich frag mich, was ich da mache“, gibt Schlösser zu. Das Echo ist da, es sagt aber in seinen Ohren immer: Bassd scho. Sein Publikum,es ist so treu, wie man sich’s nur wünschen kann. Was er sich nun wünscht, geht über die Jazzfans hinaus. „Ein partnerschaftlicheres Verhältnis zur Stadt“, sagt er, „eine Verwaltung, die weiß, dass sie ein Dienstleister ist.“ Die dann auch Kulturschaffende zusammenbringt, Netzwerke aufbaut, die in die Stadt und die Umgebung hinausreichen; die dem von alters her bekannten Bayreuther Vielerlei im Einerlei des Nebeneinanderwurschtelns ein schöpferisches Miteinander folgen lässt. Und eventuell neue Spielstätten öffnet. Die Seebühne – die kann sich Schlösser gut vorstellen, irgendwann im Sommer.

Tumi Mogorisi und Freunde bei einem Gig. Wir können Ihnen nicht versprechen, dass Sie am 12. November dieselbe Formation erleben. Quelle: Youtube

Ein Wochenende, fünf Konzerte

Davor aber steht der dunkle November, der mit Jazz aufgehellt werden soll. „Jaffrica“ lautet das Motto des Jazz-Novembers 2016, der vier Formationen und im Kinderkonzert den bewährten Prof. Al Coda und seinen Musikkrimis präsentiert. Es ist afrikanisch geprägter Jazz, mit afrikanischen Musikern, aber Schlösser hätte natürlich gerne noch mehr Musiker aus der Szene dort eingeladen. Doch die Reisekosten... Also improvisieren beim Jazznovember nicht nur die Musiker, sondern ein auch die Veranstalter.

Was bei Lichte betrachtet irgendwie auch den Charme des kleinen Festivals ausmacht: das Unerwartete, das Kurzgeplante, So arbeitet das Forum mit dem Iwalewahaus zusammen, genauer, mit einem Gast dieser Uni-Einrichtung: Mit Tumi Mogorisi. Der Schlagzeuger improvisiert ebenfalls. Welche Truppe er übernächstes Wochenende im Glashaus aufbieten wird – er weiß es selber noch nicht.

INFO: Der Jazz-November 2016 beginnt am 10. November um 20 Uhr im Bechersaal mit Aline Frazao. Am 11. November, 20 Uhr, gastiert Soleil Bantu, feat. Majid Bekkas; 12. November: Kalo Yele; um 23 Uhr im Glashaus: Tumi Mogorosi & Friends. 13. November, Jazz-November für Kinder: Prof. Al Coda & die Jazzganoven, Becher-Saal, 10:30 Uhr; 13. November: Bänz Oester & The Rainmakers; 20 Uhr. Die Konzerte sind, so nicht anders angegeben, im Bechersaal.

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