Ätz-Radler: Opfer bleibt auf Kosten sitzen

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Aus einer solchen Bügelflasche hatte der MAnn getrunken und isch den Rachenraum verätzt. Symbolfoto: dpa Foto: red

Einen Schuldigen gibt es nicht - die Schmerzen bleiben. Der Staatsanwalt hat die Ermittlungen eingestellt. Aber der Mann, der im August vergangenen Jahres das Ätzradler getrunken und sich lebensgefährlich verletzt hatte, wird sein Leben lang unter den Folgen leiden. Auch unter den finanziellen.

 
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An einem Sonntagnachmittag im August vergangenen Jahres trank der 55-jährige Familienvater im Sportheim in Kirchenbirkig vor einem Spiel seiner Heim-Mannschaft ein Radler, das er sich an der Theke abholte. Das der Wirt ihm aus dem Kühlschrank gereicht hatte. Und das fast tödlich war. Die Flasche sah so aus, sagen die Vereinskollegen später, als ob sie original verschlossen gewesen sei. Der Bügelverschloss sei noch in seiner ursprünglichen Fassung gewesen. Aber irgendwie war eine ätzende Flüssigkeit in die Flasche gelangt. Wie, das ist bis heute nicht geklärt. Die Staatsanwaltschaft Bayreuth hat jetzt auch die Ermittlungen gegen den Wirt des Sportheims eingestellt. Einen "Schuldigen" gibt es also nicht. Was bleibt, ist ein Unglück.

Es geht ihm wieder besser

Dem Mann geht es in der Zwischenzeit zwar wieder besser, aber er leidet unter den Folgen der gefährlichen Flüssigkeit. Noch immer muss er jede Woche in ein Spezialklinikum, wo seine Speiseröhre behandelt werden muss. Noch immer hat er Schmerzen. Das bestätigt seine Familie. "Sein Leben ist gezeichnet."

Dazu kommt, dass er auf fast allen Kosten seiner Nachbehandlung sitzen bleibt. "Keine Versicherung zahlt", sagt ein Familienmitglied. Selbst ein eingeschalteter Anwalt kam nicht weiter. Die Unfallversicherung sichert erst seit diesem Jahr die Folgen einer Lebensmittelvergiftung ab. Zu spät für das Opfer aus Kirchenbirkig.

Nachdem er im Sportheim den ersten Schluck genommen hatte, kam es - obwohl der Mann die Flüssigkeit sofort ausspuckte - bereits zu massiven Verätzungen im Mund- und Rachenbereich. Mit schweren Verletzungen musste er mit dem Rettungsdienst in ein Krankenhaus gebracht werden. Polizeibeamte kamen vor Ort und stellten neben der Flasche mit der Flüssigkeit weitere Gegenstände sicher. Die anschließenden Ermittlungen übernahm die Kriminalpolizei Bayreuth. Es konnte zeitnah ausgeschlossen werden, dass Vorgänge bei der Abfüllung in der Brauerei ursächlich für den gesundheitsgefährdenden Inhalt der Flasche waren. Es blieb nur der Wirt, gegen den die Beamten wegen Körperverletzung ermittelten.

Es bleibt unklar, wie die Natronlauge in die Flasche kam

In den folgenden Monaten führten die Beamten des Fachkommissariats im Auftrag der Staatsanwaltschaft im Rahmen der umfangreichen Ermittlungen zahlreiche Spurensicherungen und Vernehmungen durch. In mehreren in Auftrag gegebenen Gutachten wurde die ätzende Flüssigkeit in der Radlerflasche als hochprozentige Natronlauge identifiziert. Solche Laugen können bei richtiger Verdünnung unter anderem als Reinigungsmittel verwendet werden.

"Trotz der umfassenden und aufwändigen Ermittlungen konnten Kriminalpolizei und Staatsanwaltschaft nicht abschließend klären, wie die Lauge in die Flasche gelangte und wer letztendlich dafür verantwortlich ist, dass diese in einen Getränkekasten und dann in die Kühlanlage des Sportheims kam", so die Pressemitteilung der Polizei. "Auch die Auswertung der gesicherten Spuren erbrachte keine weiterführenden Ermittlungsansätze." Und so seien die Ermittlungen gegen den Gastwirt wegen fahrlässiger Körperverletzung "mangels Tatnachweis" eingestellt.

Die Vorgeschichte:

Ermittlungen gegen den Wirt

Natronlauge in der Flasche

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