Ätz-Radler: Mann noch in Lebensgefahr

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 Foto: red

Der 50 Jahre alte Mann, der sich mit einer ätzenden Flüssigkeit Mund und Rachenraum schwer verletzt hat, ist immer noch nicht außer Lebensgefahr. Inzwischen steht aber ziemlich sicher fest, dass die Brauerei nicht für den Inhalt der Flasche verantwortlich war.

 
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Der Mann hatte am Sonntag im Sportheim in Kirchenbirkig eine Stunde vor dem Heimspiel seiner Mannschaft eine Flasche Radler bestellt. Diese holte er sich direkt von der Theke des Sportheimes ab, der Wirt reichte sie ihm aus dem Kühlschrank. Der Mann nahm die Flasche, ging nach draußen auf die Terrasse, öffnete den Bügelverschluss und nahm einen Schluck aus der Flasche. Er goss sich den Inhalt nicht, wie berichtet, in ein Glas oder einen Krug. Ein Augenzeuge: „Dann hätte er doch die ölige Flüssigkeit bemerkt.“

Sofort spie er die Flüssigkeit aus, verbunden mit Blut. Er rannte hinter die Theke, um sich den Mund mit Wasser auszuspülen. Die Vereinskollegen verständigten sofort den Notarzt, später wurde er in eine Spezialklinik nach Nürnberg gebracht, wo er ins künstliche Koma versetzt wurde. Nach Informationen des Kuriers ist er zwar ab und zu wach, schwebt aber noch immer in Lebensgefahr.

Nach dem Vorfall gossen die Vereinskollegen einen Teil des Flascheninhaltes in ein Glas und sahen, dass es sich nicht um Radler, sondern um eine ölige Flüssigkeit handelte. Diese Flüssigkeit ist inzwischen vom Rechtsmedizinischen Institut in Erlangen analysiert, die Polizei aber gibt die genaue Zusammensetzung aus ermittlungstaktischen Gründen nicht bekannt.

Das einzige, was nach dem bisherigen Stand der Ermittlungen sicher ist: „Ein Produktionsfehler der Brauerei kommt nicht in Betracht.“ Das Radler stammt von der Mönchshof-Brauerei in Kulmbach, die nach dem Vorfall auf ihren hohen Sicherheitsstandard hingewiesen haben.

Wörtlich heißt es in einer Pressemitteilung der Kulmbacher Brauerei: "Die Analyse des Institutes belegt, dass es keinen Zusammenhang zwischen dem Vorfall in Kirchenbirkig und unseren Produkten gibt. Es heißt in dem Gutachten: 'Nach den hier durchgeführten Untersuchungen und Beurteilungen handelt es sich weder um ein Biermischgetränk (Radler), noch um eine typische Reinigungslauge aus einer Flaschenwaschmaschine eines Getränkeabfüllbetriebs'. Für einen Produktrückruf besteht daher kein Anlass. [...] Schon im Zuge der Abfüllung greift ein engmaschiges, mehrstufiges Kontrollsystem, das eine hohe Produktqualität sicherstellt. Jede Produktionscharge wird im Zuge unserer umfangreichen Qualitätssicherungsmaßnahmen nach der Abfüllung stichprobenartig im Labor analysiert."

Für ein Gespräch oder gar einen Besuch bei der Abfüllung stand die Brauerei dem Kurier leider nicht zur Verfügung.

Ermittlungen noch in vollem Gange

Noch sind die Ermittlungen in vollem Gang. Es finden weiter Vernehmungen statt, geprüft werden in solchen Fällen, ob die Aussagen stimmig sind, wo es Widersprüche gibt. Die Polizei warte, so Höfer, „auch noch auf andere Untersuchtungs-Ergebnisse“, die offen seien.  Offen ist auch noch, wie der Hergang am Sonntagnachmittag war. Was alles passiert ist, bis der Mann den Schluck aus dem Krug getrunken hat. „Das ist noch kein geklärter Fall“, sagte Höfer. Die Polizei schließt nach wie vor eine Verkettung unglücklicher Umstände nicht aus.

Der Zustand des Mannes ist nach Informationen des Kuriers noch immer kritisch. Er schwebt nach wie vor in Lebensgefahr.

 

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Berichtigung: (kfe) Wir haben zuerst berichtet, der Mann habe sich eingegossen und aus einem Glas getrunken. Dies waren die Informationen, die es unter anderem von der Polizei direkt nach dem Vorfall gab. Zeugen bestätigten aber alle: Der 50-Jährige hat direkt aus der Flasche getrunken und konnte daher die Farbe der Flüssigkeit nicht sehen. Auch ist der Geruch des Getränks freilich eingeschränkt, wenn man es aus der Flasche trinkt. Vor allem bei Bier können so eine Menge Aromen nicht erfasst werden, weil sie über die Nase aufgenommen werden.

 

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