90-Jähriger gibt seinen Führerschein ab

Von Klaus Trenz
Wilfried Dreßler (90) hat freiwillig den Führerschein abegeben. Foto: Klaus Trenz Foto: red

Er hat es wahr gemacht: Zu seinem 80. Geburtstag vor zehn Jahren hat sich der Pegnitzer Wilfried Dreßler vorgenommen: „Mit 90 ist Schluss mit Autofahren, ich gebe meinen Führerschein freiwillig ab.“ Jetzt ist er 90 und hat den Führerschein nur noch entwertet als Erinnerungsstück. Vor kurzem hat er den „Lappen“ in Bayreuth bei der Führerscheinstelle abgegeben. Danach hat er seinen Mercedes-Kombi verkauft.

 
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„Die Zeit ist einfach da für mich, nicht mehr selber Auto zu fahren“, sagt er. Mit dieser Einschätzung hat er offenbar sein ganzes Umfeld überrascht, sogar seinen Hausarzt. Alle hielten ihn nämlich für fit genug, um sich noch hinter das Steuer zu setzen. Überrascht war nur nicht Ehefrau Jutta. Sie wusste ja vom Vorhaben ihres Mannes. Sie fährt noch Auto, also sind die Dressler nicht völlig unmotorisiert.

„Ich hätte jederzeit noch weiter fahren können“, sagt Wilfried Dreßler. Aber: „Wenn man 90 ist, funktioniert eben nicht mehr alles so, obwohl ich noch fit bin.“ Und außerdem: Es kann ja doch mal was passieren, und dann wird schnell alles auf das Alter geschoben.“ Dem ist Dreßler nun aus dem Weg gegangen und er kann eine makellose Autofahrerbilanz vorweisen: Fast sechs Jahrzehnte lang ist Dreßler unfallfrei durch den Verkehr gekommen, für 55 Jahre unfallfreies Fahren wurde er von der Verkehrswacht ausgezeichnet. „Ich war nie ein Raser“, erzählt Dreßler.

Vorausschauendes Fahren

Höchstgeschwindigkeit 130 auf den Autobahnen, vorausschauendes und risikoarmes Fahren waren seine Devise. Und er hat so einige Kilometer auf den Tacho gebracht, ohne das etwas passiert ist. Zunächst auf einem VW Käfer, dann auf einem Ford 15 M und auch auf die Autos mit dem Stern, die dann folgten. In fast ganz Europa ist er mit dem Wohnmobil unterwegs gewesen – von Estland im Norden und seiner Heimat Breslau in Schlesien bis hinunter an die Südspitze Spaniens. „Aber das ist nun mal Vergangenheit“, sagt er.

Kein Auto, keine Kosten

Viele fragten ihn jetzt, weshalb er freiwillig auf das Autofahren verzichten will. Dreßler: „Ich habe damit kein Problem, komme überall hin, wo ich will und vermisse den Führerschein eigentlich nicht.“ Außerdem ist für Dreßler eine einfache Rechnung auch ausschlaggebend: Kein Auto – keine Kosten dafür. „Mit dem Geld, dass ich jetzt spare, kann ich Taxi fahren, so viel ich will.“ Und außerdem gebe es da auch noch den öffentlichen Nahverkehr, mit dem man auch kostengünstig unterwegs sein kann, wenn man es richtig anstellt.

Öffentlichen Nahverkehr

Wenn man ihn fragt, würde er jedem in seinem Alter empfehlen, so zu handeln: „Ich finde das so für richtig.“ Allerdings meint Dreßler, dass staatliche Anreize vielleicht weit mehr Senioren dazu veranlassen könnten, dem Straßenverkehr Ade zu sagen. In Polen – so seine Erfahrung – dürften Menschen ab einem Alter von 80 umsonst den öffentlichen Nahverkehr benutzen. Dreßler könnte sich so etwas auch in Deutschland vorstellen. Das würde seiner Meinung nach mehr dazu animieren, so zu handeln wie er.