65 Jahre Liebe und Genügsamkeit

Von Pit Heinrich
Eiserne Hochzeit: Erika und Lorenz Lieberwirth mit Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe (von links). Foto: Andreas Harbach Foto: red

Lorenz und Erika Lieberwirth (beide 88) sitzen nebeneinander auf ihrem gelben Sofa und verkörpern das, was sich die meisten Menschen wünschen. Sie feiern ihre eiserne Hochzeit. Am 6. November 1953, vor 65 Jahren, haben die beiden in der Schlosskirche geheiratet und sind einander seitdem nicht von der Seite gewichen. „Wir wissen gar nicht, wo all die Jahre geblieben sind“, sagt Erika Lieberwirth. Während der eine gerade erzählt, lächelt der andere in sich hinein.

 
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Geboren ist das Jubelpaar in Kirchenlaibach, doch erst mit 16 kreuzten sich ihre Wege. Lorenz Lieberwirth lebte inzwischen in Bayreuth, fuhr aber jedes Wochenende raus nach Kirchenlaibach. Dort, bei einer Kirchweih, begann ihre gemeinsame Geschichte – beim Tanzen. „Früher war das noch romantischer beim Tanz“, sagt Erika Lieberwirth. „Aber meine Enkelin lacht immer, wenn ich das sage.“

Erinnerung an einen Einbruch

Sieben Jahre nach ihrem ersten Tanz, mit 23, heirateten die beiden. Heute haben sie eine Tochter, eine Enkelin und eine Urenkelin, auf die sie besonders stolz sind. „Wir haben mit allem schon Glück gehabt“, sagt Erika Lieberwirth und lächelt. Seinen großen Tag verbringt das Ehepaar bei Kaffee und Häppchen mit der Familie.

In 65 gemeinsamen Jahren erlebt man einiges, sogar einen Einbruch. Während das Ehepaar schlief, schlichen sich die Einbrecher in ihr Haus, klauten Geld, Kleidung und eine goldene Uhr. „Das gibt’s ja nicht, dass man im Haus ist, jemand einbricht und man nichts hört!“, sagt Lorenz Lieberwirth eher belustigt als entrüstet. Und das in einer Zeit, als eine Flasche Wein im Monat etwas Besonderes war. Davon steht auf dem Geschenketisch des Paares heute allerdings reichlich.

Das erste Auto war ein gelbschwarzer Kadett

Erika Lieberwirth war als Hausfrau meistens zuhause, ihr Mann Lorenz arbeitete 30 Jahre als Vertreter im Einzelhandel im Außendienst. Nach zwölf Jahren Ehe kauften sich die beiden dann ihr erstes Auto – einen gelbschwarzen Opel Kadett.

Wenn sie heute in den Urlaub fahren, tun sie das allerdings mit dem Bus, das sei entspannter. Ihre Lieblingsziele liegen seit jeher in den Bergen; besonders das Burgenland in Österreich hat es ihnen angetan. Unter Leuten fühlen sie sich nach wie vor wohl. Dafür, dass das nie langweilig wird, sorgen nicht zuletzt die Geschichten, die die beiden auf Lager haben.

Für die Ehe braucht es gute Nerven

Einmal wollte das Ehepaar an Allerheiligen eine Laterne mit Zeitungspapier entzünden. Indes suchte Lorenz seine Lohntüte. „Erika, hast du das Kuvert mit dem Geld eingesteckt?“ Hatte sie nicht. Das Geld verbrannte in diesem Moment zusammen mit der geknüllten Zeitung. Einige Tage später ging Lorenz Lieberwirth dann mit einem vollen Aschekasten zur Landeszentralbank. Und hat das Geld „auf Heller und Pfennig“ zurückbekommen. Wenn sie diese Geschichte erzählen, müssen die zwei noch heute lachen. „Wir haben so viel zusammen erlebt, da könnte man Bücher schreiben.“

Ein allgemeines Rezept für die Ehe? „Da braucht man schon gute Nerven“, antwortet Lorenz Lieberwirth sofort, was seine Frau Erika laut lachen lässt. „Früher war das alles ein bisschen schwieriger, und da haben wir auch schon zusammengehalten“, bestätigt sie. Und das verbindet noch heute. Immer einig waren und sind sich die beiden aber trotzdem nicht. „Wenn man verheiratet ist, kann doch nicht jeder der gleichen Meinung sein“, sagt Erika Lieberwirth.

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