500 Jahre für Festspiele im Einsatz

Von Michael Weiser

Ein gutes halbes Jahrtausend für die Festspiele: Auf insgesamt 510 Jahre Einsatz kommen die Künstler, Ausstatter und Techniker, die am Montag in Haus Wahnfried geehrt wurden. An der Spitze mit 25 Jahren Chorleiter Eberhard Friedrich. Auf Rekordkurs: Dirigent Christian Thielemann.

 
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Für "Einsatz, Treue und Leistung" für die Festspiele und damit auch das Flair der Festspielstadt Bayreuth dankte Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe den Mitwirkenden, allen voran zwei Akteuren, die als "sichere Bank" mit "prägendem" Einfluss zählen dürfen: Eberhard Friedrich, der seit nunmehr 17 Jahren sein Amt als Chordirektor versieht und seit insgesamt 25 Jahren am Grünen Hügel wirkt, und Dirigent Christian Thielemann.

Beide sind sie auf ihre Art und Weise Garanten für den Markennamen Bayreuth. Unter Friedrichs Leitung zeigt der Chor Beständigkeit auf höchstem Niveau, eine Leistung, die 2014 mit dem International Opera Award gewürdigt wurde. Thielemann wiederum gilt als einer der besten Wagner-Dirigenten der Gegenwart. Und ist ein Maestro auf Rekordkurs: Er wurde für 20 Jahre geehrt und steht mit 151 Dirigaten im Festspielhaus nunmehr an zweiter Stelle hinter Daniel Barenboim (160) und knapp vor Peter Schneider.

Thielemann bald Pultranglistenerster

Christian Thielemann übernahm den Stab in Bayreuth denn auch erstmals von Barenboim. "Bei einer Probe war das, Barenboim wollte sich etwas anhören. Es war komisch, klappte aber ganz gut", erzählt Thielemann. Den ersten ernsten Einsatz? Hatte er bei den "Meistersingern", inszeniert von Wolfgang Wagner. "Eine großartige Inszenierung, es machte unheimlich Spaß." Auch weil Wolfgang Wagner sängerfreundlich aufstellte. "Ich musste nicht dauernd auf die Szene achten, sondern konnte mich auf die Musik konzentrieren. Ein großes Glück."

So komplett wie Mottl

Nächstes Jahr wird Thielemann aller Voraussicht nach Barenboim überholen. Und seinen Wagner-Kanon komplettieren - mit seinem ersten Bayreuther "Lohengrin". Mit sein meistdirigiertes Stück sei der "Lohengrin", "komisch, dass das noch nie geklappt hat. Aber nächstes Jahr klappt das, und dann ist auch das gut." Thielemann wird damit der erste Dirigent neben Felix Mottl (1856 bis 1911) sein, der alle zehn Opern des offiziellen Festspiele-Kanons in Bayreuth dirigiert hat.

Ein Glaskubus statt des Stichs

Ansonsten bei der Ehrung: Eine außergewöhnlich kurze Ansprache von Festspielchefin Katharina Wagner, viele Stars unter den Geehrten, unter anderem Catherine Foster und Georg Zeppenfeld, ein Rekordsänger, der aber nicht erschienen war: René Pape. Er könnte der Sänger sein, der für sein Fünf-Jahres-Eichala am längsten brauchte. Von 1994 bis 1997 sang er den Fasolt, erst heuer kehrte er als Marke zurück. Bis er eine ganz neue Form der Ehrung erhält, könnte der Vorrat schon wieder aufgebraucht sein: Erstmals gab es für die "Zwanzigjährigen" statt des Stahlstichs "Alt Bayreuth" einen Plexiglaskubus mit 3D-Lasergravour des Festspielhauses. Unter ihnen Statisten-Veteran Stephan Müller, der in allen zehn offiziellen Musikdramen mitwirkte und auch noch Führungen durchs Festspielhaus macht.

Ein anderer erlebte Bayreuther Sternstunden früher nicht am Grünen Hügel, sondern auf dem grünen Rasen: Rolf Kaul, Spieler in der Mannschaft der SpVgg, die gegen Bayer Uerdingen 1979 knapp den Aufstieg in die Bundesliga verpasste. Er wurde für zehn Jahre als Statist geehrt.

Die Geehrten

25 Jahre:

Eberhard Friedrich, Chorleiter.  

20 Jahre:

Christian Thielemann, Dirigent. Chor:  Gabriella Brancaccio, 2. Alt;   Johanna Dur, 2. Alt; Gertrude Spitzner,  2. Alt. Orchester: Michael Neuhaus, Solo-Bratsche; Frank Szathmáry-Filipitsch, Posaune. Technik: Erik Steiner, Bühnenvorarbeiter. Statisterie: Stephan Müller.

10 Jahre:

Solisten: Stefan Heibach (sang Augustin Moser und 1. Edler sowie Heinrich der Schreiber/ 4. Knappe); Chor: Georgi Dimitrov Dvedjiev, 1. Tenor; Kirsten Obelgönner, 1. Alt; Alice Rath-Stépán, 2. Alt; Clare Tucker, 1. Sopran; Liisa Viinanen, 1. Alt; Gabriele Wunderer, 1. Alt. Orchester: Michael Friedrich, 1. Violine; Dietrich Reinhold, 2. Violine; Harald Winkler, Kontrabass;  Sebastian Wittiber, Flöte; Frank Demmler, Horn; Josef Weissteiner, Horn; Peter Mönkediek, Trompete; Mathias Dangelmaier, Posaune. Technik: Ingo Boelter, Untermaschinerie; Frank Brösa, Beleuchtung; Stella Kasparek, Beleuchtung:  Mirko Möller-Pietralczyk, Beleuchtung; Maik Oetken, Bühnenvorarbeiter; Pavel Vodicka, Bühnenhandwerker. Maske: Petra Warden,  Andrea Dorn. Kostüm: Nicole Schüler, Beate Stock. Statisterie: Tina Steinwasser, Stefanie Enders, Rolf Kaul.

5 Jahre: 

Solisten: Catherine Foster  (Brünnhilde), Dara Hobbs (Ortlinde),Thomas J. Mayer (Telramund, Holländer/Wanderer), Camilla Nylund (Elisabeth/ Sieglinde), René Pape (Fasolt/Marke), Nadine Weissmann (Mary/ Schwertleite und Erda), Christopher Ventris (Parsifal/ Siegmund), Georg Zeppenfeld (Veit Pogner, Marke/Hunding und Gurnemanz), Claudia Mahnke (Fricka, Waltraude, 2. Norn, Brangäne;  heuer übernahm sie beim Festakt anlässlich des 100. Geburtstages von Wieland Wagner die Marie in Alban Bergs „Wozzeck“); Lichtdesign: Franck Evin; Video: Jens Crull, Andreas Deinert. Studienleitung/Musikalische Assistenz: Thomas Lausmann