Eisdiele Dolomiti Gletscher und Speiseeis

Von Wolfgang Karl

PEGNITZ. In der Pegnitzer Eisdiele Dolomiti macht Claudio Costantin noch Eis wie vor 50 Jahren. Immer an seiner Seite ist dabei seine Frau Iole.

 
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Seit dem Ende der 60er Jahre gibt es die Eisdiele Dolomiti in Pegnitz. Der Name "Dolomiti" ist dabei kein Zufall: Denn daher stammen Claudio und seine Frau Iole Costantin. Genauer: Aus dem Zoldo-Tal in Norditalien, der Heimat der Eismacher.

Eis wie vor 50 Jahren

Allzu viel verändert hat Costantin in den letzten 50 Jahren nicht: "Ich mache immer noch Eis nach den alten Rezepten. Angefangen haben wir mit zehn Sorten. Damals waren die Leute wegen dieser Auswahl begeistert. Heute wollen alle immer mehr Sorten. Aber im Grunde genommen sind die alten Sorten immer noch die beliebtesten", sagt Costantin.

Seit 48 Jahren verheiratet

Seit 48 Jahren sind die Costantins inzwischen verheiratet. Sie hat in einem Lokal bedient in Costantins Heimat. Da haben sie sich kennengelernt. Vier Jahre später haben sie geheiratet. Seitdem sind sie immer zusammen: Sie mit ihrem Temperament, er mit seiner ruhigen, bedächtigen Art.

Leben zwischen Speiseeis und Gletschern

Zwei Leben zwischen Speiseeis und Gletschern: Denn im Winter sind sie daheim, in den verschneiten Alpen. "Daheim, das ist eben daheim", sagt Iole Costantin dazu und lächelt dabei sanft.

"Inzwischen esse ich selbst gar kein Eis mehr"

Ihr Mann zog von diesem "Daheim" schon mit 13 Jahren fort, nach Weiden. Dort betrieb seine Schwester schon eine Eisdiele zusammen mit ihrem Mann. Das war 1958. Das sind 60 Jahre, in denen sich Costantin mit dem Thema Eis befasst. "Inzwischen esse ich selbst gar kein Eis mehr", sagt er dazu, "ich probiere nur noch die neuen Sorten." Seine Frau sagt ihm mittlerweile, wie das Eis schmeckt.

Kurz in Mönchengladbach

Nach den Lehrjahren in Weiden und einem Jahr in Mönchengladbach landete Costantin schließlich in Pegnitz. Nach Oberfranken hatte er damals von Weiden aus einem Ausflug gemacht. Es gab bereits eine Eisdiele im Schatten der Kirche. Costantin konnte das Geschäft übernehmen.

Die Berge vermisst

Vermisst er die Berge? "Die habe ich immer vermisst. Deswegen bin ich im Winter immer zu Hause", sagt Costantin. Früher haben sie über den Winter vier Monate lang zugemacht, der Kinder wegen. Inzwischen lassen sie etwas länger offen.

Hart für Kinder wie Eltern

"Die Kinder sind in Italien zur Schule gegangen. Da haben wir natürlich versucht, so lange wie möglich mit den Kindern zusammen zu Hause zu sein. Die lebten ja die meiste Zeit mit ihren Großeltern und anderen Leuten zusammen." Damals ganz üblich im Val di Zoldo. "Für die Kinder ist das schon hart gewesen - für uns auch", sagt Costantin. Nachgezogen nach Pegnitz sind die beiden Kinder erst nach dem italienischen Abitur.

"Wäre schön, wenn die Innenstadt lebendiger wäre"

In Pegnitz hat es Costantin immer gefallen - früher wie heute. Die beste Zeit seien die 70er Jahre gewesen. "Damals gab es viele Geschäfte in der Innenstadt." Noch in den 80er und 90er Jahren sei es gut gewesen - erst danach wurde es problematisch: "Die großen Märkte ziehen die Leute aus der Innenstadt. Aber zum Eis essen kommen die Leute doch immer wieder zu uns", sagt Costantin. Seine Ehefrau ergänzt: "Es wäre schön, wenn die Innenstadt lebendiger wäre. Das fehlt schon. Früher hatte man noch viele Junge hier, die man jetzt kaum mehr sieht."

Plácido Domingo isst ein Eis

Aber auch das Posthotel fehlt dem Gelatiero: Früher sei schon mal Plácido Domingo vorbeigekommen, um die Stimmbänder mit einem Eis zu kühlen. "Dabei habe ich ihn gar nicht erkannt. Erst ein Kunde hat mich hinterher darauf aufmerksam gemacht. Ich kann mich aber noch erinnern, dass er zwei Kugeln Bananeneis wollte."

Keine Zukunft in Italien

Wo ist er eigentlich lieber, in Italien oder in Deutschland? "Leben kann man in Italien und in Deutschland gut. Die Arbeitssituation ist aber nicht gut in Italien: Die Italiener sind immer ausgewandert. Es kommen auch wieder mehr Italiener nach Deutschland. Die jungen Leute haben dort keine Zukunft."

"Mit viel, viel Liebe"

Hoffnung für die Zukunft haben die Costantins dennoch: Wenn in der Innenstadt wieder etwas gebaut würde, wen Geschäfte eröffnen würden. Die Famile macht so lange weiter, wie es eben noch geht. "Wir haben es geschafft, mit viel, viel Liebe." Man glaubt es ihnen. Denn auf eine Frage antworten beide gleichzeitig wie aus der Pistole geschossen. Würden die beiden alles wieder so machen? "Ja, auf jeden Fall."


Val di Zoldo: Heimat der Eismacher

Das Forni di Zoldo, der Hauptort des Zoldo-Tals, liegt im Veneto, ungefähr eine Autostunde vom bekannten Skiort Cortina d'Ampezzo entfernt. Das Val di Zoldo gilt als der Geburtsort der italienischen Eismacherei. Heute stammen ungefähr drei Viertel aller Eismacher in Deutschland aus dem Zoldo-Tal und dem benachbarten Val di Cadore. Ende des 19. Jahrhunderts kam es nach Hungersnöten bereits zu ersten Massenauswanderungen der Bewohner des Zoldo-Tals. Zum Tal der Eismacher wurde das Zoldo-Tal, als der Italiener Paolo Ciprian im Jahr 1906 in Wien die erste elektrische Eismaschine in Betrieb nahm. Seitdem ziehen die Bewohner des Zoldo-Tals über die Sommermonate über die Alpen, um Eis zu machen - teilweise schon in der sechsten Generation.

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