4,5 Kilo Sprengstoff Spezialisten sprengen Flehmig-Schlot in Sparneck

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Foto: Jochen Bake Foto: Markus Roider

SPARNECK/MÜNCHBERG. Der Flehmig-Schlot in Sparneck ist Geschichte: Um 11.20 Uhr fiel der Turm - begleitet von rund 500 Schaulustigen.

 
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Sprengung von Bauobjekten erfolgen in Deutschland immer wieder, dass es aber auch Spezialeinheiten für den Katastrophenfall gibt, wissen nur Wenige. Eine dieser ehrenamtlichen Gruppen ist dem THW Ortsverband Kulmbach angegliedert, die Fachgruppe „Sprengen“, wie es intern heißt. Damit im Ernstfall aber auch alles klappt, müssen die Kameraden alles auch regelmäßig üben, wobei sie natürlich nicht in der Konkurrenz zu gewerblichen Anbietern stehen. Eine Gelegenheit dazu ergab sich am Samstagmittag (19.01.2018) in Sparneck – ein 450 Tonnen schwerer und 65 Meter hoher Kamin musste der Neubebauung weichen.

„Wir haben ausgebildete Pyrotechniker für Schadenslagen, Darstellung für Übungen, Bauwerke sprengen, also wir stehen den Gewerblichen in nichts nach“, erklärt Sprengmeister Mario Erhardt seine Fachgruppe. Doch welche Aufgaben, mit welchen Vorlauf, galt es für das Team um Erhardt in Zusammenarbeit mit der Abbruchfirma zu bewältigen. Im Gewerbegebeit Saalepark in Sparneck (Lkr. Hof) war von einer alten Färberei lediglich der 65 Meter hohe Kamin übrig. Der Rest des alten Firmengeländes wurde bereits abgerissen und freigemacht. Aufgrund von einer Neubebauung muss nun auch der Kamin weichen. Ein idealer Übungsfall für die Sprenggruppe vom Technischen Hilfwerk.

Die Vorbereitungen waren enorm und zogen sich nicht nur über wenige Tage hin. Allein für die Planung der Sprengung, den damit verbundenen Berechnungen, Anträgen und vielem mehr, war die sechsköpfige Truppe um Erhard mehrere Tage beschäftigt. Die Maßnahmen vor Ort nahmen och einmal drei Arbeitssamstage in Anspruch. Insgesamt 21 Bohrlöcher mit einer Tiefe von 37 Zentimetern setzten die Mitglieder der Fachgruppe in dieser Zeit. 4,5 Kilo Sprengstoff „Eurodyn 2000“ kamen dann anschließend zum Einsatz, um das 65 Meter Ungetüm mit rund 450 Tonnen zu fällen. Die Abrissfirma hingegen füllte den Fuß des Kamins auf vier Meter Höhe mit Auffüllmaterial, um das Fallen in die festgelegte Richtung zu unterstützen.

Damit hier niemand zu Schaden kam, galt es den Bereich weiträumig abzusperren. Unterstützung erhielten die Kameraden hier durch die THW Ortsverbände Kulmbach, Naila und Hof, sowie durch die Freiwillige Feuerwehr Sparneck und die zuständige Polizeidienststelle in Münchberg. Alle Helfer sorgten dafür, dass der Absperrradius von 300 Metern eingehalten wurde. Hierfür mussten auch die direkten Anwohner ihre Gebäude verlassen, die sich in Entfernungen von rund 90 und 110 Metern zu dem Sprengobjekt befanden. Zuschauen konnten sie trotzdem, denn außerhalb der Sicherheitszone wurde dafür extra ein Bereich eingerichtet. Von dort aus gab es nicht nur einen einmaligen Blick auf die Örtlichkeit und später die Sprengung, sondern auch für das leibliche Wohl wurde gesorgt.

Während die Menschen am Rand gespannt auf den Kamin blicken und warten das etwas passiert, haben die Mitglieder der Fachgruppe „Sprengen“ nur einen Gedanken – hoffentlich geht alles gut. „Letztendlich bleibt dann doch die Aufregung bis zum Schluss. Wenn man dann sieht nach dem Knall, er fällt in die richtige Richtung, es ist niemandem etwas passiert, dann sind wir zufrieden“, erklärt Erhardt nach der gelückten Sprengung. Er ist zudem froh, dass sie hier die Möglichkeit zum Üben hatten und alles so gut funktioniert hat: „Der Abbruchunternehmer war auch mit im Boot, damit wir niemanden gewerblichen Arbeit weg nehmen. Das wollen wir nicht und dürfen wir nicht. Üben müssen wir trotzdem und deshalb sind wir recht dankbar, dass das hier so geklappt hat, dass wir die Sprengung durchführen durften“.