3700 Soldaten proben den Ernstfall

Von Udo Meixner
Soldaten einer Feldartillerie-Einheit der US-Army bereiten auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr ihre Haubitze vor. Das Bild entstand bei der Übung „Dynamic Front“ des Jahres 2017. Damals nahmen 1400 Soldaten aus neun Nationen an dem Manöver teil. Foto: US-Army/Gertrud Zach Foto: red

Rund 3700 Soldaten aus 26 Nationen proben derzeit auf dem Truppenübungsplatz in Grafenwöhr den Ernstfall. Das Großmanöver steht unter dem Motto „Dynamic Front 18“. Ein Schwerpunkt der Übung ist der Einsatz verschiedenster Waffensysteme der Artillerie. Dies ist auch der Grund dafür, warum gerade im östlichen und südlichen Landkreis Bayreuth verstärkt Schießlärm zu hören ist.

 
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„Hört ihr auch den Lärm?“, „Wir in Neunkirchen hören es auch schon die ganze Woche“, Also in Neudorf hörst es deutlich„ – in der Facebook-Gruppe „Du weißt, dass Du aus Bayreuth bist“ wird eifrig über den Schießlärm diskutiert. Das Rätsels Lösung: Noch bis zum 10. März wird auf dem Truppenübungsplatz in Grafenwöhr verstärkt der scharfe Schuss geprobt.

Das Manöver „Dynamic Front 18“ ist eine von der US-Army geleitete Übung, mit dem Schwerpunkt, Artillerieeinheiten aus verschiedenen Nato-Mitgliedsländern und Partnernationen unter einen Hut zu bekommen. Etwa 3700 Teilnehmer aus 26 Nationen sind deshalb auf dem Übungsplatz.

Major Neil E. Pentilla bestätigt im Kurier-Gespräch die Wahrnehmungen vieler Landkreisbewohner: „Der Schießlärm, der derzeit zu hören ist, resultiert aus dem Live-Fire-Training der US- und Nato-Streitkräfte“, sagt der Sprecher der US-Army in Grafenwöhr. Und weiter: „Unsere gesamte Ausbildung entspricht den Richtlinien der Nato-Truppenstatutsvereinbarung mit der Bundesregierung.“

Verbesserung der digitalen Kommunikation

Einen direkten Zusammenhang der Großübung mit eventuell bevorstehenden Kampfeinsätzen von US-Army und ihren Verbündeten sieht Major Pentilla indes nicht. Die Frage liegt allerdings auf der Hand, dann auch vor beiden Irakkriegen sowie dem Krieg in Afghanistan wurde in Grafenwöhr verstärkt geübt. „Dynamic Front ist eine jährliche Übung und hat keine Verbindung zu zukünftigen realen Missionen“, sagt Pentilla auf Nachfrage. Im Militärjargon heißt das dann: Die Kräfte der US-Army Europe führen regelmäßig Übungen durch, um ihre Fähigkeiten über das gesamte Spektrum der militärischen Bereitschaft aufrechtzuerhalten, damit sie weiterhin auf Bedrohungen oder Krisen reagieren können.

Eines der Hauptziele von „Dynamic Range 18“ ist die Verbesserung der digitalen Kommunikation. Zum Einsatz kommt dabei eine militärische Software namens Artillery Systems Cooperation Activities (ASCA). Sie hat das Ziel, die Zusammenarbeit von Führungs- und Waffensystemen verschiedener Nationen zu gewährleisten. Die Mehrheit der Übungsteilnehmer führt deshalb Kontrollarbeiten im Führungsstab durch.

Keine Kampfpanzer eingesetzt

Etwa ein Drittel der Soldaten wiederum führt die Manöver im Feld durch. Dabei werden aber laut Auskunft der US-Army keine Kampfpanzer eingesetzt. Geschossen wird mit verschiedenen Arten von Artillerie, die während der Übung von den amerikanischen, deutschen, britischen, französischen und polnischen Truppen verwendet werden. Dazu gehören selbstfahrende Artillerie, Feldartillerie Haubitzen, Raketenwerfer und Mörser. Es werden zudem Kampfhubschrauber der US-Armee, eine US-amerikanische F-16 und ein tschechisches Kampfflugzeug vom Typ Aero L-159 eingesetzt.

Die an der Übung beteiligten Nationen sind die Tschechische Republik, Dänemark, Frankreich, Deutschland, Italien, Litauen, Norwegen, Polen, Rumänien, Schweden, die Türkei, England und die Vereinigten Staaten. Weitere Mitarbeiter und Beobachter stammen aus Belgien, Bosnien-Herzegowina, Bulgarien, Kanada, Finnland, Georgien, Griechenland, Ungarn, Lettland, Mazedonien, Niederlande, Spanien und der Ukraine.

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