Der Fichtenwald wird zwar nicht verschwinden, allerdings werden die Nadelbäume nicht mehr so alt wie noch vor Jahrzehnten. Noch in den 70er, 80er Jahren ernteten Förster und Waldbauern Fichten im Alter von 120 Jahren, schon heute bleiben die Bäume nur noch rund 60 Jahre im Wald. „Der Umtrieb wird immer kürzer, so dass die Stämme schlicht dünner sind“, sagt Gelo-Geschäftsführer Wolf-Christian Küspert. Dies ist einer der Gründe für eine der großen Investitionen im Landkreis Wunsiedel: Für 40 Millionen Euro baut das Weißenstädter Unternehmen zusammen mit einem Partner im Wunsiedler Energiepark ein neuartiges Sägewerk. „Hier verarbeiten wir Schwachholz zu Rohware für hochfeste, verklebte Holzbauprodukte, etwa Leimbinder“, erläutert Küspert. Wenn die letzten Genehmigungen vorliegen (der Wunsiedler Stadtrat hat die wesentlichen Baugenehmigungen befürwortet), soll der Spatenstich folgen. „Möglichst noch in diesem Jahr.“
Das Gelo-Sägewerk in Weißenstadt wird von der Investition in Wunsiedel ebenfalls profitieren. Wie Gelo-Einkaufsleiter Steffen Rutert sagt, bezieht das Werk in der Seestadt bisher alle Arten von Bäumen, also auch Schwachholz. Mit der herkömmlichen Produktionstechnik sei dieses allerdings nicht wirtschaftlich verarbeitbar. „Angesichts des hochwertigen Rohstoffes Holz ist das volkswirtschaftlich natürlich nicht sinnvoll“, sagt Wolf-Christian Küspert. Daher könne sich die Produktion in Weißenstadt künftig ausnahmslos auf Starkholz konzentrieren, während Wunsiedel sich auf das Schwachholz mit einem Durchmesser von bis zu 25 Zentimetern spezialisiere.
Der Name Schwachholz ist in dem Fall irreführend, da es sich dabei an sich um besonders gutes Holz mit fest verwachsenen Ästen handelt. Dass die Holzbauweise auf den Baustellen boomt, ist in den meisten Neubaugebieten zu sehen: In einigen Fällen entstehen beinahe ebenso viele Häuser aus Holz wie aus Ziegelsteinen. Küspert und die Vertreter seines Partners gehen davon aus, dass der Markt künftig weiter wachsen wird. „Wie sollen in Großstädten wie München schnell Wohnkapazitäten entstehen, wenn nicht in Holzbauweise?“ Beispiele wie das 84 Meter hohe Holzhochhaus in Wien zeigten, was mit Holz möglich sei. Für Küspert stand von Anfang an fest, dass der Energiepark in Wunsiedel der richtige Standort ist. Das Werk entsteht im östlichen Teil des Gewerbegebiets im Anschluss an die Pelletsfabrik des Unternehmens Wun-Pellets. Das bietet sich an, da beide Werke in symbiotischem Verhältnis zueinander stehen: Wun-Pellets erhält vom Sägewerk die Holzreste und die Sägespäne, die zu Pellets gepresst werden. Das Sägewerk wiederum bezieht die Abwärme aus der Pellets-Produktion für das Trocknen der Bretter sowie Strom, mit dem unter anderem die Batterien der Elektro-Stapler gespeist werden. Wie der Gelo-Geschäftsführer betont, geht es ihm um die Kohlendioxid-Reduktion. „Im Bauholz bleibt das Kohlendioxid, das einst der Baum aus der Luft gesaugt hat, viele Jahrzehnte gespeichert.“ Die nur wenige Meter voneinander entfernten Produktionen sparten überdies rund 7000 Lastwagenfahrten im Jahr.
In Wunsiedel entstehen 35 neue Arbeitsplätze, vor allem für Holzbearbeitungsmechaniker, Zimmerleute, aber auch Elektroniker oder Mechatroniker. Die Produktion mit den Hightech-Maschinen gilt als besonders sauber. „Wir werden hier unter anderem Roboter einsetzen. Auch nutzen wir elektronische Systeme, die die Stämme exakt vermessen, damit möglichst viel des Holzes verwendet werden kann.“ Während in Weißenstadt bis zu 24 Meter lange Stämme verarbeitet werden, sind es in Holenbrunn lediglich 5,5 Meter lange. „Wir können hier 200 Meter pro Minute sägen. Das sind bis zu 50 Rundhölzer“, sagt Küspert.