200 neue Arbeitsplätze Raumedic plant nächste große Expansion

Von Roland Töpfer
Unter Reinraum-Bedingungen produziert Raumedic unter anderem medizinische Schläuche, Katheter, Formteile sowie Baugruppen und Systeme für diagnostische und therapeutische Anwendungen. Foto: Raumedic Foto: Peter Gisder

HELMBRECHTS. Der Medizintechnik-Spezialist Raumedic aus Helmbrechts plant die nächste Erweiterung. 200 Arbeitsplätze sollen bis 2022 neu hinzukommen. Der Umsatz steigt 2018 auf etwa 116 Millionen Euro  

 
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Unternehmen in engen, überhitzten Ballungsräumen können davon nur träumen: Freie Flächen so weit das Auge reicht. Wir stehen in der Zentrale des Medizintechnikherstellers Raumedic AG auf der grünen Wiese bei Helmbrechts. Das Unternehmen wächst und wächst, braucht Platz für Erweiterung. Rund 100.000 Quadratmeter hat sich Raumedic vorsorglich gesichert. Einen Teil davon wird man 2021/22 brauchen. Dann soll der nächste Neubau folgen, sagt Vorstand Martin Schenkel im Gespräch mit unserer Zeitung. Mehr Platz für Produktion und Büros. Zehn bis 20 Millionen Euro werden dafür wohl fällig, rund 200 neue Arbeitsplätze sollen geschaffen werden.

Ausgründung aus der Rehau AG

Raumedic produziert in Reinräumen medizinische Schläuche, Katheter, Formteile sowie Baugruppen und Systeme für diagnostische und therapeutische Anwendungen. Das Unternehmen entstand 2004 über eine Ausgründung aus der Rehau AG mit damals 240 Mitarbeitern. Heute sind es 800, davon 560 in Helmbrechts. Produziert wird auch im sächsischen Zwönitz, in Feuchtwangen und seit 2016 in Mills River (USA/North Carolina). Das Unternehmen ist ständig auf Personalsuche. Aktuell sind 40 Stellen nicht besetzt.

Bereits 2014 investierte Raumedic am Stammsitz 26 Millionen Euro in die Erweiterung. 2015 wurde mit dem Neubau in den USA begonnen, der seit 2016 mit anfangs 50, heute 70 Beschäftigten produziert. Nun folgt in wenigen Jahren der nächste Expansionsschritt in Helmbrechts.

Der Umsatz wird dieses Jahr um acht Prozent auf rund 116 Millionen Euro steigen, sagt Schenkel. "Zehn Prozent sind unser Anspruch. Wir wachsen stetig. Wir hatten noch kein Jahr mit Stagnation." Der operative Gewinn ist zweistellig.

4000 bis 5000 Artikel im Programm

4000 bis 5000 Artikel hat Raumedic im Programm. 60 bis 70 Prozent des Umsatzes entfallen auf die unterschiedlichsten Arten von medizinischen Schläuchen, die an andere, meist größere Medizintechnik-Unternehmen geliefert werden. Der in Sachsen gefertigte Hirndruckkatheter geht direkt an Kliniken.

Fachkräfte nach Helmbrechts zu holen ist nicht einfach. "Man muss als Arbeitgeber attraktiv sein", sagt Schenkel, der selbst in Feuchtwangen lebt und unter der Woche von seiner Zweitwohnung in Bayreuth aus ins Büro pendelt. "Bayreuth ist eine wunderschöne Stadt", sagt er, die Anbindung über die A 9 ins wenige Kilometer von der Autobahn gelegene Unternehmen sehr gut. Kontakte zu den Hochschulen sollen die ständige Personalsuche unterstützen.

Knapp 100 Beschäftigte arbeiten direkt oder indirekt in Forschung und Entwicklung. Raumedic will sich weniger auf das Massengeschäft und mehr auf Spezialanwendungen konzentrieren, gleichzeitig aber breit aufgestellt bleiben. "Ein Unternehmen wie Raumedic werden sie weltweit kein zweites Mal finden", sagt Schenkel. Kunden kaufen gern aus einer Hand, ein breites Sortiment unterstützt das.

Der neue US-Standort hat laut Schenkel keine negativen Folgen für den oberfränkischen Stammsitz. Ganz im Gegenteil. Die Präsenz in den USA bringe einen Sogeffekt mit sich, der für Helmbrechts nur positiv sein könne. Die USA sind mit 15 bis 20 Prozent am Umsatz von Raumedic beteiligt. Die Exportquote ist mit 70 bis 80 Prozent sehr hoch.

Auf seinem Expansionskurs braucht Raumedic immer wieder neue Räume, neue Maschinen. "Die Maschine muss auch passen", sagt Schenkel. "Aber der Mensch ist der Erfolg des Unternehmens."


Das Unternehmen

Der Helmbrechtser Hersteller von Medizintechnik (Schläuche, Katheter, Systemprodukte) ist eine oberfränkische Erfolgsgeschichte. Die 2004 gegründete Rehau-Tochter hat zuletzt zwei große Investitionen gestemmt: ein neues Werk

am Stammsitz für 26 Millionen Euro und ein Werk in den USA für 27 Millionen Dollar. Das Unternehmen fertigt im Spritzguss jährlich mehr als 100 Millionen Teile, darunter auch Mikrospritzguss mit Teilegewichten von 0,004 bis ein Gramm. Das Angebot reicht von einfachen Schläuchen über Sets und Katheter bis hin zu elektronischen Messinstrumenten. In etwa drei Jahren will Raumedic seine Kapazitäten am Stammsitz erneut erweitern.