200 Jahre Büttnerei Mehr Firmengeschichte geht kaum

Von Brigitte Grüner

AUERBACH. „Ich bin seit der Jugend reingewachsen in diesen Beruf“, sagt Hans Steger. Der Büttnermeister lädt für Samstag, 6. Oktober, zu einem Tag der offenen Tür in Lager, Werkstatt und Laden ein. Grund ist ein nicht alltägliches Jubiläum: Seit 200 Jahren gibt es in der Unteren Vorstadt 49 eine Büttnerei.

 
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Seit 600 Jahren Büttnerei in der Familie

Sogar seit über 600 Jahren ist dieses alte Handwerk in Auerbach mit dem Namen Steger verbunden. Über viele Generationen wurde mindestens ein männlicher Nachkomme Büttner. „So war es auch bei uns.“ Uropa, Großvater und Vater waren geschickte Handwerker. „Da gab es keine Diskussion. Selbstverständlich machte ich auch eine Lehre als Büttner“, erinnert sich Steger. Von 1962 bis 1965 hat er im elterlichen Betrieb gelernt. Bei der Gesellenprüfung wurde er dritter Bundessieger der Handwerkskammer.

Keine Zukunft in der Büttnerei

Drei weitere Jahre arbeitete er als Geselle mit dem Vater zusammen. Damals wurde ihm schon allmählich klar, dass dieser Beruf keine große Zukunft haben wird. Die früher traditionellen Gefäße aus Holz wie Kraut- und Fleischzuber, kleine Fässer und Behälter aller Art wurden mehr und mehr aus anderen Materialien gefertigt. Emaille, Glas, Keramik und später Kunststoff – um nur einige zu nennen – wurden immer öfter bevorzugt.

Erst Büttner im Ruhestand

Hans Steger entschied sich für eine Anstellung in der Elektronikindustrie. In der Freizeit half er weiterhin in der Büttnerei. Nach dem Abschied aus dem Berufsleben jedoch wurden das Hobby zum Beruf und die Büttnerei mehr und mehr zur Leidenschaft. 1994 machte er sich selbstständig, nachdem er erst drei Jahre zuvor die Meisterprüfung gemacht hatte. Bei Sonderanfertigungen ist sein handwerkliches Geschick heute noch gefragt. Steger erinnert sich zum Beispiel an große Maischebottiche, die er für eine Brauerei in Thüringen gemacht hat.

100 Jahre alte Hobelmaschine

Viele der typischen Werkzeuge und Maschinen sind schon Jahrzehnte alt und werden in der Werkstatt immer noch verwendet. Dazu gehört eine rund 100 Jahre alte Daubenhobelmaschine. Diese kaufte sein Vater in den 60-er Jahren gebraucht. Der Hersteller „Anthon und Söhne“ aus Flensburg stellt heute noch technisch ausgereifte Fassmaschinen her. Einen richtig großen Auftrag hatte der Familienbetrieb vor vielen Jahren: 300 Whiskeybottiche sollten nach Schottland geliefert werden, erinnert sich Hans Steger. Die Menge konnte nicht produziert werden. Letztendlich wurden immerhin rund 200 Fässer ausgeliefert.

Auerbach Hochburg der Büttner und Schäffler

Im Mittelalter gab es in Auerbach mehrere Büttner und Schäffler. Die Produktpalette beider Berufe war früher unterschiedlich, erklärt Steger. Während der Büttner hauptsächlich Wein- und Bierfässer fertigte, kümmerte sich der Schäffler um den Bau kleinerer Bottiche und verkaufte unter anderem Krautfässer, Fleischzuber, Butterfässer und Behälter aller Art für den Haushalt. Als Rohmaterial wurde meist Fichte verwendet. Bei hochwertigen Produkten auch Eiche. Das Bandeisen, das benötigt wird, um die Kübel stabil zu halten, ist für den Büttner ebenfalls wichtig.

Büttnerei gegründet 1818

Der Vater von Hans Steger hat irgendwann das Hinweisschild „Büttnerei Steger gegründet 1818“ über der Tür des Wohn- und Geschäftshauses montiert. Der jetzige Inhaber hat es vor einiger Zeit renovieren lassen und ist stolz auf seine Familien- und Berufsgeschichte. Einen Büttner gibt es nur noch sehr selten. Zwölf bis 16 seien es maximal in Bayern. Nur ein Drittel könne von diesem Handwerk leben. Ein weiteres Drittel habe einen weiteren Beruf. Die restlichen Betriebe werden nur noch aus Traditionsbewusstsein geführt, sind aber kaum noch aktiv. Der Auerbacher ist sich bewusst, dass er in seiner Familie wohl der letzte Büttner sein wird. Seine einzige Tochter wird Lehrerin.

"Bin es der Familienhistorie schuldig"

„Ich bin es der Familienhistorie schuldig, dass ich das Jubiläum feiere“, sagt Hans Steger. Am 6. Oktober wird er nicht nur die typischen Büttner-Produkte zeigen, sondern lädt alle Interessierten auch in seine Werkstatt ein. Beim Ausbuttern und Kraut-Stampfen wird gezeigt, wie die Zuber aus einer Büttnerei früher verwendet wurden. Der Reinerlös aus der Bewirtung der Besucher kommt dem Städtischen Kindergarten Auerbach zugute.

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