1. FCN-Fanclub Gößweinstein Über Glauben und die neue Saison

Von Wolfgang Karl

GÖßWEINSTEIN. Nach vier Jahren wieder der Aufstieg - der 1. FC Nürnberg Fanclub "Die Gläubigen" in Gößweinstein bereitet sich auf die kommende Saison vor. Mit der größten bisherigen Auswärtsfahrt und geweihten Fahnen.

 
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Die letzten drei Jahre haben sie etwas langsamer gemacht, sagen die Mitglieder vom 1. FC Nürnberg Fanclub "Die Gläubigen" in Gößweinstein. Das hatte ausnahmsweise nichts mit ihrem geliebten "Glubb" zu tun: Ihr Gründer und langjähriger Vorsitzender, Thomas Gebhardt, starb im Jahr 2015 an Krebs. Etwas, was sie erstmal verdauen mussten, sagen seine Söhne Marco und Luca Gebhardt - beide natürlich in Papas Fußstapfen, überzeugte Glubberer und Fanclub-Mitglieder.

In feuchtfröhlicher Stimmung gegründet

In einer feuchtfröhlichen Stimmung nach dem DFB-Pokalsieg 2007 habe der Papa den Fanclub gegründet. Seine Kinder brauchte er da schon lange nicht mehr vom 1. FC Nürnberg zu überzeugen. "Der Papa hat uns schon ins Stadion mitgenommen, da war ich gerade drei Jahre alt", sagt Luca Gebhardt dazu. Fußballerische Früherziehung, die gar keine andere Wahl ließ.

120 Mitglieder inzwischen

Was 2007 in bierseliger Stimmung beschlossen wurde, ist jetzt ein Fanclub von 120 Mitgliedern. Ein lebendiger Verein, der - nach der Trauerphase - im kommenden Fasching auch wieder einen Wagen stellen will. Man werde auch von den anderen Vereinen im Ort zu Festumzügen eingeladen, also ernstgenommen.

Fahnenweihe in der Basilika

Wobei, einige hätten ja schon seltsam geschaut, als zum fünfjährigen Bestehen des Fanclubs eine Fahnenweihe vorgenommen wurde - direkt beim Hochamt am Sonntag in der Gößweinsteiner Basilika, erinnert sich Marco Gebhardt.. "Das war auch so eine Idee vom Papa. Wenn der sich etwas in den Kopf gesetzt hat, dann ist das auch so passiert."

Geistlicher Beistand bei den Gläubigen

Aber da Pfarrer und Kantor ohnehin dabei waren bei den "Gläubigen" war das gar keine Frage. Kantor Georg Schäffner übertrug "die Legende lebt", die Vereinshymne des 1. FC Nürnberg, auf seine Orgel und spielte sie zur Fahnenweihe. "Der Papa hatte richtig Tränen in den Augen, das hat ihm sehr viel bedeutet", sagt Marco Gebhardt.

Über die Grenzen Gößweinsteins bekannt

Damit sei man auch über die Grenzen Gößweinsteins bekannt geworden. "Eine Fahnenweihe eines Glubb-Fanclubs in einer katholischen Basilika, das gabs wahrscheinlich noch nie", sagen die Gebhardt-Brüder. Sogar manche Besucher wollen "die Legende lebt" auf der Orgel hören, nachdem sie das Video auf Youtube gehört haben.

Glaube und Glubb

Doch wie ist das mit dem Glauben und dem Glubb? Der Verien war immerhin Rekordmeister bis Mitte der Achtziger - erst 1987 überholten die Bayern den Club. Jetzt sind sie immerhin Rekordaufsteiger. Aber vor den acht Aufstiegen standen für das Gründungsmitglied der Bundesliga auch acht Abstiege. Nur der Club schaffte es jeweils als amtierender Meister (1968) und als amtierender Pokalsieger (2007) in den jeweils darauffolgenden Saisons abzusteigen.

Viele Taschentücher verbraucht

"Ich weiß nicht mehr, wie viele Taschentücher ich verbraucht habe", sagt Petra Thermann, die aktuelle Vorsitzende des Fanclubs, "aber es waren sehr viele". Marco Gebhardt reagiert eher wütend, wenn die Nürnberger, diese Stehaufmännchen der Liga einmal mehr einen Tiefschlag kassieren. Es schwingt deswegen auch jede Menge Fatalismus mit, wenn die Sprache auf die neue Saison kommt.

"Hauptsache, wir bleiben drin"

"Hauptsache, wir bleiben drin und haben mit dem Abstieg nichts zu tun", sagt Marco Gebhardt. Thermann wünscht sich einen Platz im Mittelfeld, den zehnten oder elften. Eben ein wenig Ruhe und Erholung für die Nürnberger Fanseele. Aber eines ist, trotz aller Vorsicht, klar: Sie freuen sich richtig auf die neue Saison, vor allem auf die heutigen Auswärtsfahrt nach Berlin: "Wahrscheinlich wird das jetzt die größte Auswärtsfahrt, die wir bisher organisiert haben", sagt Marco Gebhardt. Einen ganzen Doppeldeckerbus habe man organisiert, über 70 Mitglieder der Fanclubs Gößweinstein und Obertrubach fahren mit.

Fanfreundschaft mit Schalke

Auf welche Reise freuen sie sich am Meisten? "Auf Schalke", antworten die drei unisono. Es sei eine Familienfeier. "Normalerweise sind die Fanblöcke in allen Bundesligaspielen getrennt. Außer bei den Schalkern und uns. Wir laufen zusammen ins Stadion und auch zusammen wieder raus. Egal wer gewinnt, wir feiern alle zusammen. Wir haben ja sogar gemeinsame Fansongs", sagt Marco Gebhardt. Sie hoffen, da jetzt öfter zu Ligaspielen hinfahren zu können, nach Gelsenkirchen. Auch in den nächsten Jahren.

Der 1. FC Nürnberg

Der 1. FC Nürnberg spielt in der Saison 2018/19 der Bundesliga zum ersten Mal seit 2014 wieder erstklassig. Acht Abstiegen stehen in der Bilanz des 1900 gegründeten "Glubbs" acht Aufstiege, neun Meisterschaften, vier DFB-Pokalsiege und vier Zweitliga-Meisterschaften als Erfolge entgegen. Nach dem FC Bayern ist der 1. FC Nürnberg damit auf nationaler Ebene der zweiterfolgreichste Verein. Allerdings wurden acht der neun Meisterschaften vor der Gründung der Bundesliga im Jahr 1963 erzielt - die letzte Meisterschaft von 1968 jährt sich in diesem Jahr zum 50. Mal.

Rivalität mit Fürth

Neben der Fanfreundschaft mit dem FC Schalke 04 ist sind die Nürnberger für ausgeprägte Rivalitäten bekannt, vor allem zur Spvgg Greuther Fürth. Beide Mannschaften trugen in den 1920er Jahren die Meisterschaften weitgehend unter sich aus. Bekannt ist eine Geschichte, nach der in einem Spiel der deutschen Nationalmannschaft am 21. April 1924 gegn die Niederlande nur Spieler der beiden Vereine nominiert waren. Zwar gewann die deutsche Nationalmannschaft damals das erste Mal gegen den späteren Erzrivalen in Orange, jedoch waren die Nürnberger und die Fürther so verfeindet, dass sie Hin- und Rückfahrt in getrennten Zugabteilen verbrachten.

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