Zweipunkt-Marienkäfer in Gefahr

Der Zweipunkt-Marienkäfer ist gefährdet. Foto: Frank Rumpenhorst/dpa Foto: red

Für viele Menschen sind sie niedliche Glücksbringer: Marienkäfer. Doch auf Baumrinden und in Mauerritzen tobt ein harter Verdrängungskampf. Eine erste Art ist schwer angeschlagen.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Ohne sein Insektentuch geht Jens Esser nicht in den Wald. Der 45-jährige ist Vorsitzender der Entomologischen Gesellschaft ORION in Berlin und hat eine Leidenschaft für alles, was krabbelt und surrt. Jetzt im Frühling, wenn die Baumrinden warm werden und die Blätter sprießen, ist die beste Zeit für die Suche nach Marienkäfern.

Esser klopft an Stämme und fegt die Tiere auf sein Tuch. Viele verschiedene sind dabei: rote, schwarze, mit sieben oder noch viel mehr Punkten. Nur eine Art findet er immer seltener: den Marienkäfer mit zwei Punkten. «In Berlin und Brandenburg entdecken wir ihn kaum noch», sagt er.

Was Esser in seiner Heimat beobachtet, ist ein europaweites Phänomen – das weiß Andreas Vilcinskas von der Universität Gießen zu berichten. Noch in den Siebzigerjahren war der Zweipunkt-Marienkäfer (Adalia bipunctata) eine der häufigsten Arten in Deutschland.

Für das große Sterben sind Parasiten verantwortlich

Sein starker Rückgang verweist auf einen harten Verdrängungskampf, der sich im Mikrokosmos der kleinen Krabbler vollzieht. Und den Hauptschuldigen für dieses Spektakel kennt Vilcinskas auch: Harmonia axyridis, der Asiatische Marienkäfer. Er wurde in den Achtzigerjahren zur Schädlingsbekämpfung nach Europa gebracht und hat sich seither rasant vermehrt. «Der Asiatische Marienkäfer ist weiter auf dem Vormarsch», sagt Vilcinskas.

Warum ausgerechnet der Zweipunkt-Marienkäfer so stark unter dem asiatischen Einwanderer leidet, war den Forschern lange ein Rätsel. Zwar ist der Asiatische Marienkäfer größer und vermehrt sich schneller, doch diesen Vorteil hat er auch gegenüber anderen Arten. Mittlerweile weiß man: Für das große Sterben sind Parasiten verantwortlich, die der Asiate mitgebracht hat.

Andreas Vilcinskas und sein Team fanden heraus, dass schon seine Larven stark infiziert sind. Der asiatische Käfer verfügt über einen natürlichen Schutzstoff gegen diese Parasiten – ein Schutz, der dem heimischen Zweipunkt-Marienkäfer fehlt.

dpa

Autor