Zwei Gemeinden, eine Verwaltung

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Auch das alte Rathaus in Waischenfeld erfüllt auf Dauer seinen Zweck nicht, sagt Bürgermeister Edmund Pirkelmann. Und daher wäre ein gemeinsamer Verwaltungssitz mit der Gemeinde Ahorntal die ideale Lösung. Foto: Archiv/Heike Hampl Foto: red

Die Bürgermeister von Waischenfeld und Ahorntal liebäugeln mit der Gründung einer Verwaltungsgemeinschaft (VG). Auch wenn sie sich darüber im Klaren sind: Da ist viel Überzeugungsarbeit zu leisten, da sind viele Emotionen im Spiel. Und: Das funktioniert nur, wenn alle dahinterstehen. Noch müssen sie viel Überzeugungsarbeiten leisten.

 
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Den Anstoß gab Waischenfelds Bürgermeister Edmund Pirkelmann, bekannt dafür, gerne neue Wege zu beschreiten. Er las im Kurier von den Plänen der Ahorntaler, für rund 1,5 Millionen Euro ein neues Rathaus bauen zu wollen. Weil das alte mit Schadstoffen belastet und nur schwer sanierbar ist. Das ließe sich mit einer VG beider Kommunen vermeiden. "Wir haben Leerstände in der Stadt, die man als VG-Sitz hernehmen könnte, in denen die Verwaltung Platz finden würde", sagt Pirkelmann.

Nicht lange gefackelt

Sein Kollege Gerd Hofmann aus dem Ahorntal zeigte sich aufgeschlossen. Beide fackelten nicht lange, dem ersten Kontakt folgten Taten: Pirkelmann besuchte die Gemeinderatssitzung in Kirchahorn, Hofmann wenige Tage später die Tagung des Stadtrats in Waischenfeld. Beide präsentierten im nicht öffentlichen Teil ihre Sicht der Dinge. Beide mussten dabei erkennen: Offene Begeisterung sieht anders aus. Keine totale Ablehnung, aber jede Menge Skepsis mussten sie registrieren.

Da kommen Ängste auf

Hofmann hat dafür Verständnis: "Das ist ein höchst emotionales Thema." Das weiß auch Pirkelmann: "Da kommen rasch Ängste auf, der Größere will den Kleineren quasi schlucken." Doch davon könne keine Rede sein, "das ist ja keine Eingemeindung, das ist keine neue Gebietsreform". Eine Erfahrung, die beide Bürgermeistern in ihren Beschlussgremien gemacht haben: Es spielt für die Gemeinde- und Stadträte eine wichtige Rolle, wo der Verwaltungssitz angesiedelt ist. Da sind sie wieder, diese Emotionen: "Die Ahorntaler wollen nicht, dass ihe Verwaltung aus dem Ort verschwindet", sagt Hofmann.

Hilft eine Klausur weiter?

Zumindest im Moment nicht. Die Zeit muss reifen, "da sind noch viele Gespräche nötig". Vielleicht gründen die Kommunen jetzt erst einmal einen Arbeitskreis, in dem Vertreter beider Seiten das weitere Vorgehen beraten. Und steht noch eine Anregung aus dem Waischenfelder Stadtrat im Raum: Warum sollten sich nicht beide Räterunden gemeinsam mal für ein gemeinsames Wochenende in Klausur begeben. Nicht, um die Gründung einer VG zu zementieren, sondern um ganz grundsätzlich über mögliche Formen der Zusammenarbeit zu diskutieren.

Engere Partnerschaft auf jeden Fall

Denn das ist das Mindeste, was aus der von Edmund Pirkelmann geborenen Anregung werden soll - eine intensivere Partnerschaft. Etwa im Finanzwesen, etwa bei den Bauhofleistungen. Beim Standesamt ist es schon so weit, hier ist Waischenfeld für die Ahorntaler mit zuständig.

Es geht nicht anders

Die freiwillige kommunale Zusammenarbeit sei letztlich ein Muss, sagt Pirkelmann. Weil immer mehr Aufgaben "von oben nach unten an die Gemeinden delegiert werden". Ihm könne es eigentlich egal sein, sagt er. Der 62-Jährige ist noch dreieinhalb Jahre im Amt, "das war's dann für mich". Aber er denke eben 20 Jahre voraus - auch mit dem Blick 20 Jahre zurück: "Wer hätte damals gedacht, dass wir heute keine Hauptschule, keine Post und zum Teil keine Bankfilialen mehr haben." Die Zeiten änderten sich dramatisch, die Gemeinden müssten sich mit ihnen ändern.

Hauptamtlicher Bürgermeister nötig

Und daher brauche auch Ahorntal irgendwann einen hauptamtlichen Bürgermeister, ist Pirkelmann überzeugt. Gerd Hofmann nickt. Sagt: "Na ja, im Moment geht das schon noch halbtags, aber es gibt  sehr viel zu tun, das ist richtig". Unabhängig davon wiederholt er: "Eine VG ins Leben zu rufen, klappt nur, wenn der ganze Gemeinderat dahinter steht, mit ein, zwei Stimmen Mehrheit bringt das nichts." Und auch die Bürger müssten das wollen.

Auch Waischenfeld braucht anderes Rathaus

Edmund Pirkelmann stimmt zu. Verweist aber auch auf einen gewissen Handlungsdruck. Womit wir wieder beim Thema Rathaus wären. Nicht nur die Ahorntaler brauchen ein neues. Auch in Waischenfeld geht es so nicht weiter, sagt Pirkelmann. Mehrere Mitarbeiter unter beengten Verhältnissen in einem Raum - das sei auf Dauer kein Zustand. Das Tourismusbüro ist schon ausgezogen, "letztlich brauchen auch wir einen Ersatzbau". Und im alten Rathaus könnte man Wohnraum schaffen. Der wäre dringend nötig, sagt der Bürgermeister. Gerade für Sozialfälle. Einen solchen hat die Stadt im Moment mangels Alternative in der ehemaligen Hauptschule einquartiert. Und ansonsten sämtliche Umbaupläne für das Rathaus zurückgestellt. Irgendwie hofft Pirkelmann eben doch auf die VG-Variante.

Vielleicht ein paar Jahre zu früh?

Gerd Hofmann kann diese Hoffnung nicht so recht teilen. "Vielleicht kommt das Ganze ein paar Jahre zu früh ", sagt er. Vielleicht müsse es "erst in die Köpfe rein, wie vorteilhaft das für uns wäre". Und deshalb werden sie in Kirchahorn wohl doch ein neues Rathaus bauen. Denn, so Hofmann: "Ich will meine Mitarbeiter nicht drei Jahre oder länger in Containern tätig sein lassen."

Im Landratsamt freut man sich

Was da in der Fränkischen Schweiz angedacht ist, wird bei der kommunalen Rechtsaufsicht am Landratsamt Bayreuth gerne gesehen. Gernot Geyer, Leiter des zuständigen Fachbereichs, auf Kurier-Nachfrage: "Es ist immer zu begrüßen, wenn Kommunen freiwillig zusammenarbeiten wollen." Schon aus Gründen der Wirtschaftlichkeit, schon wegen der oft zitierten Synergieeffekte. Denn man dürfe nicht vergessen: "Es wird immer schwieriger, qualifiziertes Verwaltungspersonal zu finden." Wie gut Verwaltungsgemeinschaften funktionieren können, zeigten die Beispiele der VGs in Creußen und Betzenstein. Und, sagt Geyer: "Mit einer VG gibt ja keine Kommune ihr eigenes Handeln, ihren eigenen Wirkungskreis auf". Die Gemeinden blieben in jeder Hinsicht eigenständig, es gehe nur um eine gemeinsame Verwaltungsarbeit.

Ein Sitz pro 1000 Einwohner

Klar, über den VG-Sitz müssten sich die beteiligten Gemeinden natürlich verständigen, "da stimmt dann in der Regel auch die Regierung zu, die hat das letzte Wort ". Und, ebenfalls klar, sei es schon wichtig, dass die Gemeinde- und Stadträte eine VG auch mit großer Mehrheit tatsächlich wollen. Unabhängig könnten sie natürlich auch ein Ratsbegehren beschließen und damit die Bürger entscheiden lassen, ob diese da auch mit im Boot sitzen. Was nicht geht: Bürgermeister Edmund Pirkelmann würde gerne die VG-Versammlung mit der gleichen Anzahl von Vertretern aus beiden Kommunen besetzt sehen - "damit wir uns auf Augenhöhe begegnen". Dafür gibt es klare gesetzliche Vorgaben, sagt Gernot Geyer: Die Gemeinde, die mehr Einwohner hat, ist auch stärker präsent, "einer pro Tausend". Und damit wäre Waischenfeld automatisch stärker vertreten angesichts von deutlich über 3000 Bürgern, während das Ahorntal "nur" rund 2300 zu bieten hat.

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