Kulturabteilung bereitet eine Ausstellung über das Kriegsende in Kulmbach vor – Frauen wollten endlich Frieden Zwei Bomben treffen die Plassenburg

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Am 12. April wird der Schöne Hof beschossen, der Uhrturm und der Ostflügel der Plassenburg.Der amerikanische Jagdbomber tötet zwei Menschen und einen Teil der Sammlung des Naturforschers Kaulfuß. Foto: Stadtarchiv Foto: red

Sie hatten den Krieg satt. Die Kulmbacher Frauen hissten am 13. April 1945 weiße Tücher und bewahrten die Stadt vor Schlimmerem. Am Nachmittag wurde die Stadt an die Amerikaner übergeben.

 
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Sie räumten die Panzersperren an den Ausfallstraßen beiseite, signalisierten der vorrückenden 11. US-Panzerdivision, keinen Widerstand zu leisten. Die Frauen wollten endlich Frieden.

Die Kulturabteilung der Stadt Kulmbach wird exakt am 13. April in einer Ausstellung an das Kriegsende vor 70 Jahren erinnern. Seit vier Wochen sammelt die Studentin Annika Krüger dafür Materialien: vor allem historische Fotos und Zeitungsausschnitte, die sie auf 23 Plakatwänden präsentiert. „Zirka 50 bis 60 Fotografien habe ich aus dem Stadtarchiv und aus dem privaten Archiv von Wolfgang Schoberth“, erzählt sie weniger als drei Wochen vor der Ausstellungseröffnung. Eben sind die Plakate frisch aus der Druckerei gekommen.

Die 21-jährige BWL-Studentin absolviert derzeit ein Praktikum bei der Stadt. Mit Hilfe der Stadtarchiv-Mitarbeiter Erich Olbrich und Hermann Müller und Historiker Schoberth bereitet sie die Schau im Historischen Badhaus vor. Für die Kulmbacherin selbst eine Gelegenheit, mehr über die Geschichte der Stadt zu erfahren.

Obwohl Kulmbach zum Kriegsende nur geringfügig zerstört wurde, zu zirka fünf Prozent, wurde es von Bomben der Alliierten getroffen. Ab dem 14. Februar 1945 flogen Bombengeschwader aus Richtung Dresden und Chemnitz über Kulmbach hinweg. Von da an herrschte fast täglich Fliegeralarm. Doch erst ab April wurde Kulmbach Ziel amerikanischer Tieffliegerangriffe. Die Bewohner der Stadt zogen sich immer häufiger in die Felsenkeller am Fuße des Burgbergs und des Rehbergs zurück. Sie dienten der Bevölkerung als Luftschutzkeller. Auch unter dem heutigen griechischen Lokal Tasso habe sich ein großer Felsenkeller befunden, weiß Erich Olbrich zu berichten. Als eines der ersten Gebäude beschossen die Tiefflieger am 9. April die Kulmbacher Spinnerei. Dort wurden kriegsrelevante Produkte hergestellt. Zum Beispiel Fliegerjacken, gefüttert mit Angorafell. Der Kulmbacher Bahnhof wurde ebenfalls beschossen, auf den Gleisen standen Waggons mit Industriegütern. Angriffsziele waren auch die Post, die Färbereien Schmidt und Schüler, die Stromversorgungsgesellschaft BELG und Wohnhäuser in der Fischergasse, der Webergasse und im Rentamtsgässchen.

Zwei Geschosse eines amerikanischen Jagdbombers trafen am 12. April die Plassenburg. Dabei zerstörten sie den Uhrturm der Plassenburg und einen Teil der naturwissenschaftlichen Sammlung von Johannes Kaulfuß. Im Schönen Hof tötete eine Bombe zwei Menschen. Die amerikanischen Soldaten besetzten den westlichen Landkreis Kulmbach und den Landkreis Stadtsteinach.

Oberstleutnant Kurt Myrus hatte den Befehl gegeben, die Stadt bis auf die letzte Patrone zu verteidigen. Doch der Volkssturm blieb aus, die Kraft reichte nur noch zum Aufbau von Sperren an den Zufahrtsstraßen. Die Direktoren des Gaswerks, der BELG und des Schlachthofs gaben den Befehl, im Falle eines Einmarsches des Feindes die Anlagen zu sprengen. Dasselbe galt für die Heeres- und Marineanlagen.

Am Morgen des 13. Aprils wird die Adolf-Hitler-Brücke, heute Berliner Brücke, gesprengt. Bedenkliche Akten, Karteien, Führerbilder und Fahnen werden versteckt oder beseitigt. Um 12 Uhr rücken die Amerikaner mit 600 Fahrzeugen endgültig vor. Um 12.30 Uhr verebben die letzten Schießereien.

Info: Die Ausstellung „70 Jahre Kriegsende in Kulmbach“ hat die Kulturabteilung der Stadt zusammen mit Historiker Wolfgang Schoberth vorbereitet. Sie wird am 13. April um 17 Uhr im Badhaus eröffnet.

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