Alleinvorstand am Virus erkrankt  – Unternehmen muss Prognosen nach unten korrigieren Zwangspause für Greiffenberger

Von Roland Töpfer
Alleinvorstand Stefan Greiffenberger ist drei Monate im Krankenstand. Foto: Roland Töpfer Foto: red

Gerade läuft es nicht rund für die Greiffenberger AG (Marktredwitz). Die Geschäftserwartungen für das kommende Vierteljahr haben sich etwas eingetrübt. Und der Chef ist für längere Zeit im Krankenstand.

 
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Nein, das ist nicht die Zeit für Spekulationen. „Das Wichtigste ist jetzt, dass Herr Greiffenberger gesund wird“, sagt ein Beschäftigter des Unternehmens, der nicht genannt werden möchte. Voraussichtlich bis zu drei Monate muss die Greiffenberger AG (Marktredwitz) auf ihren Alleinvorstand wegen einer Viruserkrankung verzichten (wir berichteten). Aufsichtsrat Marco v. Maltzan wechselte deshalb in den Vorstand.

Herzmuskelentzündung vor sechs Jahren

 Schon 2009 musste Stefan Greiffenberger eine längere Auszeit nehmen. Damals litt er an einer Herzmuskelentzündung, die Ärzte ordneten strikte Ruhe an. Drei Monate musste der Firmenchef pausieren. „Da bin ich zu den Benediktinern ins Kloster gefahren und habe angefangen zu meditieren“, erzählte der heute 49-Jährige in einem späteren Gespräch mit dem Kurier. „Da merkt man schon, man hat nicht alles selber in der Hand.“ Stefan Greiffenberger wohnt mit seiner Familie in Augsburg, wo mit Eberle eine der drei Greiffenberger-Firmen ihren Sitz hat. Sein Vater Heinz Greiffenberger, Vorsitzender des Aufsichtsrats, ist Thurnauer.

Maltzan Übergangschef

Die Geschäfte müssen weitergehen. Mit Maltzan wurde „eine sehr gute Lösung“ für die nächsten Monate gefunden, heißt es aus dem Unternehmen. Im engen Schulterschluss mit den operativ weitgehend eigenständig agierenden Geschäftsführern der drei Teilkonzerne und dem Aufsichtsrat werde er die Leitung der Gruppe ohne Unterbrechung fortführen.

Maltzan (60) gehört seit 2008 dem Aufsichtsrat der Greiffenberger AG an. Der Diplom-Ingenieur arbeitete zunächst als Berater bei Roland Berger, war zwischen 1987 und 2003 für die BMW Group in einer Vielzahl leitender Funktionen tätig, zuletzt von 1999 bis 2002 als Vorsitzender des Geschäftsbereichs BMW Motorrad. Von 2003 bis 2007 war er Chef des Autozulieferers Beru in Ludwigsburg, dann Chef der profine GmbH, Troisdorf, einem führenden Hersteller von Kunststoffprofilen. Später wurde er selbstständiger Unternehmensberater, Investor und Business Angel.

Das ist Greiffenberger

Die Greiffenberger AG mit Sitz in Marktredwitz ist eine familiengeführte Industrieholding mit knapp 1100 Mitarbeitern. Die Familie hält über die Holding 50,7 Prozent der Anteile. Rund 42 Prozent sind im Freefloat. Drei Unternehmen werden über die Holding gebündelt:

 ABM in Marktredwitz produziert Antriebstechnik für Unternehmen. Für Gabelstapler, Hallenlaufkräne, Windkrafträder, Pellet- und Hackschnitzelheizungen.  Eberle in Augsburg stellt Metallbandsägeblätter und Präzisionsbandstahl her. BKP Berolina in Velten bei Berlin ist spezialisiert auf Kanalsanierungstechnologie (grabenlose Technologie und Rohrummantelung).

Aktie hat verloren

 Seit 1986 ist das Unternehmen an der Börse notiert. Die Aktie musste Kursverluste hinnehmen. Wurde sie 2010 noch mit rund neun Euro gehandelt, steht sie aktuell nur noch bei etwa 3,70 Euro. Auch ein Umsatzeinbruch Mitte 2014 hatte auf den Kurs gedrückt. An einer Kapitalerhöhung im April beteiligte sich die Familie nicht. Dadurch sank ihr Anteil am Unternehmen von zuvor rund 55 auf nun knapp 51 Prozent. Eine Dividende soll erst wieder gezahlt werden, wenn die Eigenkapitalquote (Ende 2014 bei 24 Prozent) über 30 Prozent liegt.

Im den ersten neun Monaten kam die Greiffenberger-Gruppe auf einen Umsatz von 113,4 Millionen Euro und lag damit auf Vorjahresniveau (113,8 Millionen). Im gesamten letzten Jahr lag der Umsatz bei 152 Millionen Euro bei einem unter dem Strich leicht negativen Konzernergebnis von minus 0,4 Millionen Euro.

Im ersten Halbjahr profitabel

Operativ war die Gruppe im ersten Halbjahr 2015 profitabel. Mit 0,7 Mio. Euro lag das Ebit (Gewinn vor Zinsen und Steuern) auf Vorjahreshöhe. Für das Gesamtjahr wurde zunächst ein Umsatz zwischen 153 und 158 Mio. erwartet. Wie gemeldet, wurde diese Prognose auf 150 Millionen korrigiert. Der operative Gewinn sollte drei bis 4,5 Mio. erreichen. Als neues Ertragsziel wird nun „ein positives Ergebnis auf Ebit-Basis“ genannt. 2014 war ein Ebit von 2,4 Mio. Euro erzielt worden.