Das verängstigt die Mitarbeiter - Stadtwerke-Chef: Wir lassen sie nicht in ein Loch fallen Zukunft der Lohengrin-Therme ungewiss

Von Susanne Will
Verkauf, Verpachtung oder Erneuern? Die Zukunft der Lohengrintherme ist ungewiss. Foto: Ronald Wittek Foto: red

Etwa 2,3 Millionen Euro müssen die Bayreuther Stadtwerke in die Lohengrin-Therme stecken – jedes Jahr. Geschäftsführer Jürgen Bayer hat drei Möglichkeiten: Verkauf, Verpachtung oder die Therme so flott zu machen, dass sie der Konkurrenz standhält. Und selbst bei einem Betreiberwechsel ist nicht ausgeschlossen, dass die Stadtwerke mit Finanzspritzen bereit stehen müssen. Dass das Prozedere dauern wird, verunsichert die Mitarbeiter.

 
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Was bei einem Pächterwechsel passieren könnte, zeigt gerade das Beispiel Kaiserslautern. Dort betreibt die Firma „Monte Mare“ das Freizeit- und Sportbad. Die Betreibergesellschaft erwarte jetzt einen Verlust in Höhe von 400.000 Euro, schreibt die Zeitung "Rheinpfalz". Grund dafür sei unter anderem die Erhöhung der Umsatzsteuer von Saunen von sieben auf 19 Prozent. Der Kaiserslauterer Stadtrat habe beschlossen, die Pacht des Betreibers zu verringern. Dazu will sich Monte Mare-Inhaber Herbert Doll nicht äußern.

"Schwieriger Standort"

Monte Mare zeigte auch schon Interesse an der Bayreuther Lohengrintherme. Mit dem Wissen um die bald erfolgende EU-weite Ausschreibung sagt Herbert Doll: "Wir werden abwarten, um welche Konditionen es bei der Lohengrintherme geht. Und entweder bieten wir dann mit oder nicht." Bayreuth sei, so sagt Doll, ein "schwieriger Standort".

Dass Betreiber in die Bredouille kommen und eine Stadt oder der örtliche Energielieferant dann einspringen muss, "könnte bei uns auch mit einem neuen Betreiber passieren“, sagt Jürgen Bayer.

"Paradigmen-Wechsel"

Er spricht von „Paradigmen-Wechsel“, wenn er sich an die Anfänge der Thermen-Bewegungen in Deutschland erinnert: Die Dienstleistungen wurden teilweise von Krankenkassen bezuschusst. Doch immer mehr Leistungen rutschten vom Gesundheits- in den nicht subventionierten Freizeitsektor. Viele Thermen werden von Energieanbietern betrieben. Der Wegfall der Monopole auf dem Energiemarkt sorgte dafür, dass die Therme – schon immer ein Subventionsbetrieb – zum finanziellen Klotz am Bein wurde.

Schwachstellen der Therme

Jürgen Bayer wollte vorfühlen. Mit einer vor zwei Jahren aufwändig produzierten Image-Broschüre wollte er einerseits auf die Lohengrin-Therme und Bayreuth aufmerksam machen, andererseits den Markt abklopfen. Unter anderem Monte Mare hatte Interesse gezeigt, sagt Bayer. Und in Eigeninitiative haben die Stadtwerke 80 in Frage kommende Unternehmen angesprochen. „Ich wollte mich damit auch informieren. Und ich habe in den Gesprächen auch die Schwachstellen der Therme kennengelernt.“

Suche im großen Stil

Mit der jetzt beschlossenen europaweiten Ausschreibung suchen die Stadtwerke im großen Stil – und zwar entweder nach einem neuen Eigentümer oder nach einem Betreiber. Der Vorteil eines neuen Eigentümers: Die Stadtwerke müssten nicht einspringen, falls der klamm werden sollte. Bei einem Betreiber käme es auf den entsprechenden Vertrag an, sagt Bayer.

Geld in die Hand nehmen

Und es gibt für ihn nach wie vor die dritte Variante: „Wir optimieren die Therme, sie bleibt im eigenen Bestand.“ Das hieße aber auch, dass die Stadtwerke „Geld in die Hand nehmen müssten“, so Bayer, jetzt, wo er um die baulichen Defizite der Therme wisse.

Angst, weniger Geld zu verdienen

Das wäre wohl die Variante, die die 41 Mitarbeiter der Therme bevorzugen würden. Sie verdienen überdurchschnittlich, „und leisten hervorragende Arbeit“, sagt Bayer. Doch die Mitarbeiter sind verunsichert und haben Angst, sagt Betriebsrats-Chef Bernd Öchsler. „Einige sind seit 17 Jahren dabei und unter dem Dachverband der Stadtwerke sehr gut versorgt durch einen Tarifvertrag.“ Ein neuer Betreiber werde laut Öchsler „nicht erpicht sein, die gleichen Löhne und Gehälter zu zahlen. Sie haben Angst, dass sie mit der gleichen Arbeit weniger Geld verdienen.“ Oder dass sie mehr arbeiten müssen.

"Wir bereiten uns auf alle Eventualitäten vor"

Sollte es zu einem Betriebsübergang kommen, könnte es ein Jahr Schonfrist für die Arbeitnehmer geben. „Wir werden die Mitarbeiter nicht in ein Loch fallen lassen“, sagt Jürgen Bayer. „Es wäre das erste Mal in der Geschichte der Stadt Bayreuth, dass es zu einem Betriebsübergang kommen würde“, sagt Betriebsrats-Chef Öchsler. „Einem solchen Szenario mussten wir uns noch nicht stellen. Wir als Betriebsrat bereiten uns zur Zeit auf alle Eventualitäten vor.“

Ungewissheit

Bis es zu einer der drei Möglichkeiten kommt – neuer Eigentümer, Pächter oder Verbleib in den Stadtwerken – werde noch viel Zeit vergehen, sagt Öchsler. „Doch bis dahin leiden unsere Mitarbeiter unter der Ungewissheit.“ Und es sei schlimm für sie, wenn es öffentlich diskutiert werde.  Er kennt die Sorgen: die einen weinen, die anderen ziehen sich zurück, wieder andere haben immense Zukunftsangst. „Auch Herr Bayer weiß das. Er geht mit der größtmöglichen Offenheit auf die Mitarbeiter zu. Doch bei deren Unsicherheit habe ich wenige Argumente, die die Kollegen beruhigen könnten.“

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