Mobilitätsuntersuchung: Viele fahren Rad oder gehen zu Fuß, zu viele fahren geringe Distanzen mit dem Auto Zu viele fahren Auto

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Die Mobilitätsuntersuchung, die von der Stadt in Auftrag gegeben war, kommt zu dem Ergebnis, dass es in Bayreuth eigentlich gar nicht so schlecht läuft. Dass es aber noch Potenzial nach oben gibt, was die Nutzung von Fahrrad und dem Bus gibt. Foto: Ronald Wittek Foto: red

Die Stadtverwaltung wollte wissen, wie sich die Bayreuther fortbewegen. Mit dem Auto, dem Rad, dem Bus oder zu Fuß. Und wie sie, als Mitglied der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundliche Kommunen (AGFK), im Vergleich mit anderen Städten dasteht. Nicht schlecht, sagt Michael Frehn von der Planersocietät (Dortmund) als Fazit einer Mobiltätsuntersuchung. Aber: Es gibt in vielen Bereichen Luft nach oben.

 
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Das sagt die Untersuchung: Michael Frehn brennt am Dienstagnachmittag in der gemeinsamen Sitzung des Verkehrs- und Bauausschusses des Stadtrats ein Feuerwerk an Prozentzahlen ab. Ein Vergleich jagt den nächsten. Die einzelnen Fortbewegungsmittel gegeneinander. Bayreuth im Vergleich mit anderen Städten. Fünf Wochen lang, sagt Frehn, habe seine Planersocietät im September und Oktober 2015 Bayreuther angeschrieben und befragt. "3260 Bayreuther hatten wir angeschrieben, 573 haben mitgemacht. Das entspricht 1,3 Prozent der Bayreuther." Und das ist, sagt der Stadtbaureferent Hans-Dieter Striedl, repräsentativ. 81 Prozent der Bayreuther, sagt Frehn, haben mindestens ein Auto. "Liegt knapp unter dem Bundesdurchschnitt von 86 Prozent." Genauso viele Bayreuther haben auch mindestens ein Fahrrad: 81 Prozent. Acht Prozent haben ein Elektrofahrrad. "Besser als Bamberg, da sind es fünf Prozent. Schlechter als Borken im Münsterland, da sind es 18 Prozent", sagt Frehn. 24 Prozent der Bayreuther haben eine Monatskarte für den Stadtverkehr. "Davon sind aber 80 Prozent Schüler und Studenten."

Im Schnitt sind die Bayreuther 18 Kilometer unterwegs

Im Schnitt sind die Bayreuther pro Tag 18 Kilometer unterwegs. Neun von zehn Wegen: macht der Bayreuther innerhalb Bayreuths. Weil "Bayreuth die Stadt der kurzen Wege ist", sagt Frehn. das heißt, dass 78 Prozent aller Wege der Bayreuther unter fünf Kilometer weit sind. Sie könnten also mit dem Rad oder mit dem Bus zurückgelegt werden. Jedoch: Vier von zehn Wegen bis zu einer Länge von zwei Kilometern und knapp die Hälfte aller Wege zwischen zwei und fünf Kilometern fährt der Bayreuther: mit dem Auto. "Insgesamt liegt der Radverkehrsanteil bei 22 Prozent. Recht hoch, aber ausbaufähig." Schielt man nach Bamberg, bekommt man folgende Werte: "Die Bamberger fahren mit 33 Prozent weniger Auto und mit 30 Prozent mehr Rad." 

Schlechte Noten für die Radwege

Die Bayreuther haben bei der Befragung Noten vergeben. Eine Zwei bekommt das Fußgängersystem. "Recht schlecht mit 2,9 schneidet das Radwegenetz ab", sagt Frehn. Neben der Witterung, die ja kaum vom Stadtrat beeinflusst werden kann, sagen die Befragten, die Infrastruktur - also das Radwegenetz - sei schlecht. Ebenso fehlten vernünftige Plätze, wo die Räder abgestellt werden können. Noch schlechter schneidet nur der Stadtbusverkehr ab. Was, wie Frehn auf Nachfrage von Thomas Bauske (SPD) sagt, wohl daran liegt, dass die, die selten Bus fahren, Einzelfahrscheine als teuer empfinden. Wer Busse öfter nutze, gebe bessere Noten als die anderen. 

Frehns Fazit: Bayreuth steht nicht schlecht da. Mit Information und Beratung könnte aber speziell die Lust der Bayreuther, mehr Rad zu fahren, gesteigert werden.

Mehr Fahrradstraßen und Aufladestationen

Das sagen die Stadträte: Einen ersten Schritt zu mehr Qualität im Radwegenetz können die Stadträte machen, sagt Stadtbaureferent Striedl auf Nachfrage von Klaus Klötzer (CSU), "wenn Sie in dieser Sitzung dem nächsten Baustein zum Radverkehrskonzept zustimmen". Der jedoch wurde im nichtöffentlichen Teil der Sitzung behandelt. Für die Einrichtung von mehr Fahrradstraßen, "beispielsweise wie in der Pottensteiner Straße" und mehr Lademöglichkeiten für Elektrofahrräder plädiert Christine Düreth-Trat (BG). Was Thomas Bauske überrascht: Bayreuth liegt mit 22 Prozent Radverkehrsanteil besser als Erlangen (21 Prozent), "obwohl Erlangen doch als besonders fahrradfreundliche Stadt gilt". Frehn sagt: Die Erhebung, die man in Erlangen gemacht hatte, ist schon ein paar Jahre her. "Seit einiger Zeit gibt es einen Trend, mehr Rad zu fahren."

Viel falsch gemacht

Bayreuth habe "in den vergangenen Jahren in der Planung viel falsch gemacht", sagt Stefan Schlags (Grüne). Wer in der Stadt wohne, müsse unweigerlich ins Auto steigen, wenn er einkaufen wolle "weil die Einkaufsmöglichkeiten so geplant wurden. Es kann nicht weiter die Aufgabe sein, Autofahren in der Stadt attraktiv zu machen". Und die Fraktionsvorsitzende der Grünen, Sabine Steininger, wünscht sich, dass die Verantwortlichen der Stadtwerke die Studie bekommen. 

Auf Nachfrage von Helmut Parzen (CSU) sagt Frehn, es sei durchaus sinnvoll,  sichere Fahrradabstellanlagen anzubieten, in denen auch E-Räder aufgeladen werden könnten. "Ein Angebot, das wohl eher Touristen nutzen." Wie es um die Notwendigkeit von Park&Ride-Plätzen stehe, müsse eine Umfrage in der Region klären. "Wir haben nur die Bayreuther befragt." Den Bericht Frehns nahm der Bau- und Verkehrsausschuss in getrennter Abstimmung einstimmig zur Kenntnis. 

Kommentar: Rauf aufs Rad!

 

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