Zuchtverein will Mitglied Timo Höft loswerden, der aber will nicht gehen Zoff beim Kaninchenzuchtverein: Polizeieinsatz droht

Von

Zoff, Geschrei und Drohungen – so läuft der Hase im Moment beim Kaninchenzuchtverein Gut Wurf in Bayreuth. Timo Höft (45) teilt kräftig gegen Verein und Vorstand aus: „Die trinken mehr, als dass sie Hasen züchten.“ Vorstand Walter Lorenz (68) will nur noch eins: Höft loswerden. Der aber will nicht gehen. Eine Räumungsaufforderung hat er schon. Jetzt droht ein Polizeieinsatz.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Los ging es hier mit Gebrüll am Gartenzaun, mitten in der beschaulichen Ruhe der Mainauen. Dort liegt die Kleingartenanlage, deren Vereinsheim als zweites Hasenheim bekannt ist. Wer einen der 16 Gärten möchte, muss nur eines: Kaninchen züchten. So steht es in der Satzung von „Gut Wurf B841“. Und Timo Höft, Zootier-Pfleger aus Berlin, züchtet seit sechs Jahren kräftig. Inzwischen hat er vier Gärten, moderne Stallanlagen, 30 Kaninchen, zwei Hennen, einen Hahn und einen saftigen Rechtsstreit.

Denn als der Mini-Jobber die Stromrechnung nicht zahlen wollte („Das ist doch keine Rechnung“), kam es zum Krach. „Wenn du nicht zahlst, stell ich dir den Strom ab“, drohte der Vorstand. „Dann werf‘ ich euch die Scheiben ein“, schrie Höft. Das Amtsgericht Bayreuth wertete das als Nötigung, Aktenzeichen 7 Cs 150 Js 3892/14. Im September wird noch mal verhandelt. Von wegen Nötigung, sagt Höft. „Der Strom war abgestellt, aber die Scheiben sind ganz geblieben.“

Die Verhandlung im Mai war nur der vorläufige Höhepunkt im Streit Höft gegen den Rest des Vereins. Die Nerven liegen blank, die Bandagen werden härter. So ließ Höft vergangenes Jahr sofort seine Anwältin einen Brief schreiben, nur weil der Kaninchen-Tätowierer des Vereins zum Termin bei ihm nicht pünktlich gekommen war. „Klingt ein wenig übertrieben“, räumt er selbst ein. Aber da brodelte es schon längst und beide Seiten hatten sich mit Argumenten für ihre Seite bewehrt.

Am meisten stört Vereinschef Lorenz, dass Höft keine Tiere ausstellt und sie nicht impfen lässt und dass er dauerhaft in einer Gartenlaube lebt – zusammen mit seiner 66-jährigen Mutter. „Die ist gar kein Mitglied.“ Und tatsächlich haben sich die beiden neben dem Hasenheim in zwei Lauben wohnlich eingerichtet. Esszimmerchen, Küche mit zwei Kochplatten, ein gemeinsames Schlafzimmer mit TV- und Videoanlage, hinterm Vorhang eine Campingtoilette. Wenn’s kühler wird, bullert ein Holzöfchen. „Nicht zugelassen, der Kamin“, sagt Lorenz.

„Ach was“, ätzt Höft. Sein Vorgänger im Garten habe auch geheizt, hier habe ein noch viel größerer Ofen gestanden. Und dass seine Mutter hier übernachte, „geht den Verein schlicht nichts an“. Dann schießt er zurück: Der Vorstand „sitzt mehr im Biergarten“, als dass ersich für das Ambiente interessiere. Den Züchtern werde nicht geholfen, die Tiere seien Nebensache, die Gärten seien verkommen gewesen. „Seitdem ich hier bin, geht es bergab“, sagt Höft.

Der Verein will jetzt wenigstens zwei von Höfts Gärten wiederhaben. Interessenten stünden bereit, sagt Vorsitzender Lorenz. Bei einem Altersdurchschnitt von „gut 60 Jahren“, 90 Mitgliedern und nur noch sieben aktiven Züchtern ist ihm jeder Neuling willkommen. „Aber zwei Gärten hat Höft besetzt“, sagt Lorenz. Die Gärten habe er hergerichtet, kontert der Berliner, in alle vier etwa 6000 Euro reingesteckt. Aufgeben kommt nicht infrage. „Mir gefällt’s hier“, sagt Höft. In seinem vierten Garten baut er gerade einen neuen Stall.

Doch eigentlich hat Höfts Ex-Freundin die Gärten gemietet – und laut Kontoauszügen in deren Ausbau investiert. Nach der Trennung von Höft vor zwei Jahren hätten ihre Gärten laut Satzung an den Verein zurückfallen müssen. Und sie würde eine Ablöse bekommen. Lässt Höft nicht gelten: „Ich hab investiert.“ Doch Höft bleibt gelassen. „So schnell geh‘ ich nicht.“

Doch Vereins-Chef Lorenz will ihn so schnell wie möglich loswerden, „damit endlich wieder Ruhe einkehrt“. Höft sei einfach „nicht integrierbar“. Die Frist zur Räumung der zwei Gärten mit den Nummern 12 und 13 läuft nächste Woche aus. Dann komme die Polizei und räume die Gärten, sagt er. Deswegen haben die 16 Gärten erstmals in der Geschichte des Vereins Hausnummern.

Autor

Bilder