Zoey Pride trifft Olivia Jones

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Dragqueen Zoey Pride vor dem Bayreuther Rotmain-Center. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Vor drei Jahren zur Faschingszeit traute sich Tony Mandano zum ersten Mal in Frauenkleidern in die Öffentlichkeit. Als Dragqueen Zoey Pride. So kann man sie bisweilen auch durchs Rotmain-Center gehen sehen: In schwarzen Plateau-Stiefeln mit halsbrecherisch hohen Absätzen, einer kiloschweren Perücke und dick aufgetragener Schminke. Jetzt hat sich für Zoey Pride ein Traum erfüllt.

 
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Man blickt zu ihr auf. Was einerseits an den 15 Zentimeter hohen Absätzen liegt. Aber vielleicht auch an der Courage, die sie an den Tag legt, in dem sie in einer Stadt, die nicht eben reich an schillernden Figuren ist, ein imponierendes Statement setzt: „Bayreuth ist extrem konservativ.“ Und sollte zumindest ein wenig liberaler werden. Insofern sind die Auftritte von Zoey Pride zu einem gewissen Grad auch politisch motiviert. Aber vor allem künstlerisch.

Für all diejenigen, bei denen der Anblick der Dragqueen aus Neudrossenfeld gendermäßig eher Verwirrung stiftet, hat sie die Erklärung parat: „Ich bin ein Mann und bleibe ein Mann. Die Dragqueen mache ich als Kunst.“ Wie sie die Reaktionen empfindet, die sie allein durch ihr So-Sein auslöst? „Ich genieße das, wenn die Leute irritiert sind.“ Viele würden zunächst erschrocken dreinblicken. „Das finde ich lustig“. Die meisten Reaktionen auf ihr Äußeres seien positiv. Doch einige wenige sind alles andere als lustig. Im Internet habe sie auch schon anonyme Morddrohungen erhalten.

Herzenswunsch ging in Erfüllung

Ein Highlight konnte Zoey Pride hingegen vor wenigen Wochen in Hamburg erleben. Dort ging für sie gewissermaßen ein Herzenswunsch in Erfüllung. Zum ersten Mal stand sie ihrem Idol gegenüber: Olivia Jones – Deutschlands wohl berühmteste Dragqueen, die vielen Fernsehzuschauern aus der Castingshow „Deutschland sucht den Superstar“ oder der Serie „Großstadtrevier“ bekannt sein dürfte. Zwar hatte die Neudrossenfelderin schon mal ein Olivia Jones-Double in einer Nürnberger Discothek getroffen, doch auf dem Hamburger Kiez stand plötzlich das Original vor ihr.

Doch damit nicht genug. Zur großen Freude von Zoey Pride wurde ihr sogar angeboten, bei einem Filmdreh in einer kurzen Szene neben dem Travestie-Star zu stehen: „Da ging ein Traum in Erfüllung.“ Wie sie Olivia Jones erlebt hat? Diese sei nicht als abgehobener Promi in Erscheinung getreten. Man hätte sich richtig nett mit ihr unterhalten können. Nun hegt Zoey Pride den Wunsch, einem weiteren Idol zu begegnen: der österreichischen Sängerin Conchita Wurst.

Bei den Festspielen

Zurück in Oberfranken wird die Dragqueen aus Neudrossenfeld freilich wieder schnell vom Alltag eingeholt. Es ist keineswegs so, dass sie stets in ihrem extrem weiblichen Outfit unterwegs ist. Schließlich muss sie für die Ankleide- und Schminkprozedur gut zwei Stunden veranschlagen. Würde man Zoey Pride an ihrem Arbeitsplatz in einem oberfränkischen Fastfood-Restaurant antreffen, würde man sie in der männlicher Kleidung vermutlich nicht erkennen.

Ein wenig im Rampenlicht, oder zumindest nah dran, stand die Dragqueen auch schon mal in Bayreuth. Als Bundeskanzlerin Angela Merkel im Jahr 2014 die Festspiele besuchte, hielt Zoey Pride ein Plakat mit der Aufschrift „Deutschland ist bereit für die Ehe für alle“ empor. Sie wurde des Platzes verwiesen. Vielleicht aus Sorge, sie hätte dem ein oder anderen offiziell angemendelten Festspielgast auf dem roten Teppich die Show gestohlen.

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