Beschweren kann man sich nicht, die Bilder der vielen über die Jahre Beteiligten (mit einem sehr hohen Anteil von Christel Gollner selbst) sind bunt und zeigen schöne Ecken in Städten wie Creußen oder Forchheim oder Münchberg oder Bayreuth. Weil diese Schönheit aber so plakativ auf dem Titel behauptet wird, neben einem stilisierten fränkischen Rechen, fragt man sich schon, ob bewusst nur Postkartenansichten ausgewählt wurden. Wo bleiben die schattigeren Ansichten von Oberfranken, die Ecken mit dem rauheren Charme?
Bruckner an der Orgel
Godehard Schramm wiederum ist der Flaneur, der seine Besuche der Malertage und seine Touren durch die OMT-Städte beschreibt. Das ist manchmal für Eingeweihte, manchmal geradezu poetisch, ab und an so versponnen, als seien bislang unbekannte Texte von Jean Paul eingewoben. Schramm scheut auch den gepflegten Kalauer nicht, beschreibt Lichtenfels zum Beispiel, den Ort der jüngsten Malertage, als „Hahn im Korb. Das steht der Deutschen Korb-Stadt auch zu: schließlich hat sie den Malern ja keinen Korb gegeben.“
Manchmal ist Schramm einfach ungenau. Natürlich wurde Cosima Wagner nicht 1709 geboren (wohl aber Wilhelmine). Und Anton Bruckner hat nicht, anlässlich des Todes von Richard Wagner“ in der Schlosskirche auf der Orgel gespielt, sondern erst beim Requiem für Franz Liszt. Bruckners Anwesenheit im winterlichen Bayreuth, da sein heiß verehrtes Idol Wagner gerade in Venedig verschied, hätte auch nur ein großes Missverständnis sein können.
Der bunte Halbmond
Ist aber auch nicht so wichtig, es gilt immerhin 20 Etappen abzuschreiten, ohne das große Ganze aus dem Blick zu verlieren. Man sieht, dass die Malertage auf der Landkarte Nordbayerns einen Halbmond übers östliche Oberfranken gezogen haben. Von Weidenberg bis Lichtenfels zogen die Maler im Zickzack, Bamberg haben sie ausgespart.
Die Künstler blieben sich treu
Über all den Touren durch das Land haben sich die meisten nicht wirklich wegbewegt, sie blieben sich treu, haben ihre künstlerische Position gehalten und damit das Schöne im Blick. Vorteilhafter kann auch ein Tourismusmanager seinen Auftraggeber kaum ins Licht rücken. Ob dieses Buch das letzte Wort über die OMT sein wird? Abwarten: Bei Barbizon dauerte es ein halbes Jahrhundert, bis man sie als Impulsgeber begriff und ein Buch die lose Gruppe als „Schule“ fasste. Dieses Buch war dann aber auch von niemandem aus der Gruppe geschrieben.