Zeltkerwa: Live-Schaltung aus dem Senegal

Von Julia Bauernschmitt
Ein emotionales Erlebnis für alle Anwesenden: Alois Berner ruft den senegalesischen Priester Abbé Patrice in Pallo an. Der Lautsprecher überträgt das Telefonat an die Gemeinde im Bierzelt. Auch Pfarrer Detlef Pötzl plaudert kurz mit dem befreundeten Amtskollegen aus Afrika. ⋌Foto: Seger Foto: red

Diesen Kirchweihgottesdienst  werden die Saugendorfer Bürger wohl nicht vergessen. Nachdem sie eine Glocke nach Afrika geschickt hatten, kam nun im Festzelt ein Telefonat mit dem Pfarrer im Senegal zustande - und alle konnten per Lautsprecher mithören.

 
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Eine starke Verbindung der Saugendorfer besteht zum senegalesischen Thiès. Seit etwa 60 Jahren pflegen die beiden Orte eine tiefe transkontinentale Freundschaft. Ganz konkret wurde die vor 15 Jahren, als sich der Saugendorfer Alois Berner und der senegalesische Geistliche Abbé Patrice trafen und Freunde wurden. Viele Projekte haben sie gemeinsam auf die Beine gestellt: Reisen und Austausche organisiert, informiert, Grenzen weggewischt, Brunnen und Schulen gebaut. Und sich aktiv für beide Gemeinden eingesetzt.

Neue katholische Gemeinde

Zurzeit entsteht im kleinen Örtchen Pallo unweit der Partnerstadt Thiès eine neue katholische Gemeinde die eine besondere Unterstützung benötigte. Abbé Patrice wandte sich vertrauensvoll an seinen Freund Alois Berner – und hatte Erfolg. „Er hat bei einem gemeinsamen Abend in seiner „Wahlheimat Saugendorf“ den Wunsch nach einer Glocke geäußert“, erklärt Alois Berner die Entstehungsgeschichte der Aktion. Abbé Patrice beschreibt sich selbst als weniger diplomatisch. „Ihr habt zwei, wir haben keine!“ erinnert er sich an seine Worte.

„Stille Reserve“

Und die Saugendorfer, seine Freunde, hätten „gut reagiert!“ erzählt er hörbar schmunzelnd am Telefon. Die alte Glocke hing als „stille Reserve“ noch in der Kapelle und fristete dort ein Rentnerdasein. Viel zu schade für das geliebte Stück, befanden die Dorfbewohner. Kurzerhand wurde die 45 Kilo schwere eiserne Rentnerin nach genau 100 Jahren Heimatverbundenheit mit einem Frontlader von ihrem Platz gehoben, mit einem Schutz gegen salzige und feuchte Meeresbrise versehen und „en route“ Richtung Afrika verschifft. Die 300 Euro an Kosten wurden durch Spenden aus der Saugendorfer Gemeinde finanziert. Den Lohn für so viel Engagement bekamen die Spender am Pfingstmontag. In geheimer Mission sorgten Alois Berner und Abbé Patrice für eine rührende Überraschung und einen emotionalen Höhepunkt zu Beginn des Gottesdienstes.

Die beiden hatten via Handy und Lautsprecherbox eine transkontinentale Live-Schaltung nach Pallo organisiert. Was folgte, war ein bewegender Moment für die Saugendorfer.

Vertraute Klänge

Ausnahmsweise tat nämlich zu diesem Gottesdienst um 10 Uhr nicht wie gewohnt das örtliche Geläut seinen Dienst, sondern die alte Glocke – aus 5000 Kilometer Entfernung, von ihrem neuen Wirkungsort aus.

Der Klang der Glocke hallte durch das Zelt und erinnerte die Dorfbewohner daran, dass ihr Läuten einst der Herzschlag des Dorfes war – und jetzt an anderer Stelle wieder diesen Dienst verrichten kann. "Die Glaubensgemeinde in Pallo weiß das sehr zu schätzen“, betonte Abbé Patrice am Telefon und machte deutlich „es sei nicht selbstverständlich, dass so etwas geschehe“. Auch die in Afrika versammelte Gemeinde bedankte sich bei den Spendern mit einer senegalesischen Version von „Wo Liebe ist, da ist Gott“.