Auf der anderen Seite war da erstmals eine Zukunft zu erahnen: Ein Afrika länger schon frei von Kolonialmächten, bald aber auch von den beiden großen Blöcken. Eine Zeit der Utopien, der Hoffnung auch, schließlich begann sich in Südafrika das Ende der Apartheid abzuzeichnen. An diese Zukunftsperspektiven von damals erinnert sich das Iwalewahaus mit seiner bemerkenswerten Ausstellung.
Diese Ausstellung präsentiert erstmals Werke auch aus der Makerere Art Gallery – der wohl bedeutendsten institutionellen Kunstsammlung Afrikas – zeigt. Die Ausstellung wird von Ugochukwu-Smooth C. Nzewi vom Cleveland Museum of Art kuratiert.
Vielseitige Auswahl
Sogar für die Verhältnisse des Iwalewahauses ist die Ausstellung im ersten Stock vielseitig. Grafik, Malerei, Collagen und Assemblagen sind zu sehen, mit Werken von beeindruckender Qualität befragt das Haus sich und die Kunst, vor allem die Kunst aus Nigeria, Senegal, der Demokratischen Republik Kongo, Südafrika und Kenia. Das muss sich nicht notwendigerweise auf Kunst aus den 80er Jahren beschränken, vielmehr geben zeitgenössische Künstler ihre Antwort auf das Echo aus den 80ern: Ndidi Dike zum Beispiel zitiert und kombiniert die Zeichnungen von Obiora Udechukwu wirkungsvoll im Großformat auf Plexiglas.
Eine Höllenvision
Einer der Höhepunkte der Ausstellung ist Muwonge Kyazze Mathias’ verstörendes Gemälde „Misfortune“. Im Zentrum des Bildes steht eine Figur, die den Menschen in Uganda in einem anderen Zusammenhang vertraut ist: Vom Unabhängigkeitsdenkmal in Kampala. Aus der Mutter, die strahlend ein Kind in die Sonne der Zukunft hält, ist ein Folteropfer geworden, das ein Knochenmann umfasst. Das Kind ist ihr aus dem Bauch geschnitten worden.
Mit Anklängen an mittelalterliche Höllenvisionen, Zitaten von Hieronymus Bosch und Kriegsszenen, die an George Grosz oder „Guernica“ von Picasso erinnern, ist es nicht nicht nur ein Panorama von 20 Jahren Bürgerkrieg und staatlicher Zerrüttung in Uganda, sondern auch ein Beleg für die vielen Wurzeln auch der Kultur in Afrika. „Es war eine Abschlussarbeit“, erklärte der Künstler bei einem Rundgang, es sei also schon auch darum gegangen zu zeigen, was man so draufhabe.
Am oberen Rand, wo in gletscherblauen Sphären der größtmögliche Abstand zum Höllenkreis unten erreicht ist, breitet ein Kranich frei seine Schwingen aus. Eine Anspielung auf ein Wappentier Ugandas. Und ein dezenter Hinweis darauf, dass sich in der Büchse der Pandora ganz zuunterst auch für Afrika die Hoffnung befindet.
Info: „Feedback: Art, Africa and the 1980s“; bis 30. September im Iwalewahaus