Zehn Jahre Rauchverbot: Wirt Oliver Weschenfelder kann mit der strengen Regelung gut leben Zehn Jahre Rauchverbot: Ärger verraucht

Von Stefan Linß
Rauchverbot Foto: red

Der Aufschrei war groß, als die Bundesregierung vor zehn Jahren das Nichtraucherschutzgesetz beschlossen hat. In den Kneipen, Bars und Dorfwirtshäusern im Kulmbacher Land gab es laute Proteste. Dann kamen in Bayern die Ausnahmeregelungen für Bierzelte, kleine Gaststätten, Nebenräume und sogenannte Raucherclubs.

 
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Der Volksentscheid 2010 verbannte den Qualm schließlich konsequent aus allen Wirtsstuben. Bis heute haben sich nicht alle damit anfreunden können, dass die Raucher vor die Tür geschickt werden. Der Kulmbacher Gastronom Oliver Weschenfelder schon. Er ist sehr froh über seinen rauchfreien Arbeitsplatz. Weschenfelder ist ein Fachmann in doppelter Hinsicht. „Ich habe 19 Jahre in der Bayreuther Zigarettenfabrik gearbeitet“, erzählt er im Gespräch mit dem Kurier.

Von BAT in die Gastronomie

Bevor es dort zum großen Stellenabbau kam, hat Weschenfelder gekündigt und 2016 zusammen mit seiner Frau Britta und Küchenchefin Claudia Vonbrunn die Liquid-Bar am Kulmbacher Zentralparkplatz zum Speiselokal umgebaut.

Es gab viele negative Begleiterscheinung, sagt Oliver Weschenfelder. In der Kneipe waren die Wände und Vorhänge gelb vom Nikotin. Es gab viel Sauerei und Schäden. Das Verbot sollten den Zigarettenkonsum eindämmen und die Gesundheitsgefahr mindern. Die Ziele sind anscheinend erreicht worden. Damals griffen die Raucher, die im Lokal saßen, viel häufiger zum Glimmstängel. „Aber wie oft geht man dazu jetzt vor die Tür? Vor allem bei dem Wetter grade.“ Oliver Weschenfelder kennt zahlreiche Kollegen aus der Gastronomie, die zugeben, dass die Situation ohne Qualm nun besser ist.

Mehr Vorteile

„Im Großen und Ganzen hat das Rauchverbot mehr Vorteile gebracht.“ Ein Nachteil war, dass bei größeren Veranstaltungen in der Liquid-Bar viele Raucher gleichzeitig vor der Tür standen. Das führte auf der Straße zu Lärm und Nachbarn fühlten sich dadurch belästigt. Das Gesetz lässt eben kaum noch Ausnahmen zu. „Wir erlauben in unseren Räumen auch keine Elektro-Zigaretten“, sagt Weschenfelder. Wenn ein neues Gesetz kommt, werde oft zuerst geschimpft. Doch für das Restaurant Patchwork sei das Rauchverbot gut. Der Betrieb läuft seit dreieinhalb Monaten und erlebt einen hohen Kundenzuspruch. „Wir haben eine weitere Köchin eingestellt, die Öffnungszeiten verlängert und seit letzter Woche bieten wir auch Frühstück an“, freut sich der Gastronom. An die Zeit, als die Liquid-Bar noch ein Rauchertreff war, erinnert nur noch die große Abluftanlage in den Gasträumen. Die großen Rohre sind überflüssig geworden.

Gäste haben's akzeptiert

In der Spitalgasse, nur ein paar Schritte von dem Restaurant entfernt, genießen die Gäste im Café Schoberth ihren Kaffee. Natürlich ohne Zigarette. „Es ist gut so, dass das Rauchverbot vor zehn Jahren gekommen ist“, sagt Inhaberin Ingeborg Düreth. „Wir haben es damals sofort eingeführt und die Leute haben es gleich akzeptiert.“ Das Café ist mit seinen 22 Sitzplätzen vergleichsweise klein. Wenn zwei oder drei Besucher rauchen würden, wäre das bereits eine große Belastung für alle, sagt Ingeborg Düreth. „Wir haben zwar auch eine Lüftung drin. Aber die bringt den ganzen Rauch nicht raus.“

Existenz in Gefahr

Als vor zehn Jahren das Rauchverbot eingeführt worden ist, haben sich Gastronomen in ihrer Existenz bedroht gesehen. „Es gab seitdem Umsatzeinbußen“, sagt die Café-Inhaberin. „Aber man darf nicht nur dem Rauchverbot die Schuld zuschieben.“ In der Gesellschaft habe sich das gesamte Freizeitverhalten geändert. „Die Leute gehen einfach nicht mehr so viel weg. Früher haben sie sich in der Kneipe getroffen, um zu ratschen. Heute nicht mehr.“ Dieser allgemeine Trend stehe nicht in direkter Verbindung mit dem Nichtraucherschutzgesetz.

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