Löhne
Nagel sagt, Lutz übe einen massiven Druck auf die Beschäftigten aus. Zwei Drittel ihres Gehaltes müssten die Mitarbeiter über Provisionen, Umsatzbeteiligungen und Renditen erwirtschaften. Mit der Folge, dass Beschäftigte Teile ihrer Freizeit im Betrieb verbrachten um die nötigen Umsätze zu erwirtschaften. Die Mitarbeiter würden außerdem nicht nach Tarif bezahlt.
Nur letzteres stimmt, sagt Michels. Die Mitarbeiter verdienten nämlich in allen Bereichen über dem Branchendurchschnitt. Es gebe ein Benefitprogramm, das neben einem zusätzlichen arbeitsfreien Tag zum Geburtstag wahlweise Krankenzusatz-, Unfallversicherung oder zusätzliche Altersvorsorge vorsehe. XXXL übernehme dafür die gesamten Beiträge. Ein „Notfallprogramm“ solle Mitarbeitern helfen, die Unglücksfälle erlitten haben.
Betriebsrat
Nagel sagt, Betriebsräte seien in den Möbelhäusern nicht gern gesehen. Es gebe sie nur dort, wo Lutz ein Möbelhaus samt bestehenden Betriebsrat übernommen habe. Bei Neugründungen, wie in Bayreuth, werde es keinen Betriebsrat geben.
Michels widerspricht. Es obliege der künftigen Belegschaft, sich zu organisieren und eine Vertretung zu gründen. „Sofern dies geschieht, werden wir mit einem Betriebsrat konstruktiv und vertrauensvoll zusammenarbeiten wie an anderen Standorten auch.“ In der Gruppe seien 32 Betriebsratsgremien mit weit über 300 Betriebsräten aktiv.
Arbeitsplätze
Nagel sagt: Es werden 300 bis 400 Arbeitsplätze versprochen, aber ausschließlich befristete. Und recht schnell wird die Zahl dann je nach Umsatz nach unten revidiert.“
Dazu Michels: „Erfahrungsgemäß werden bei der geplanten Hausgröße dauerhaft rund 200 Arbeitsplätze in den Bereichen Verkauf, Logistik und Gastronomie entstehen.“ Und längst nicht alle würden zeitlich befristet.
Effekte
„Ich bezweifel, dass Lutz der Stadt etwas bringt. Weder Arbeitsplätze, noch Kunden. Höchstens Verkehrsprobleme, weil zum Möbelladen ja jeder mit dem Auto fährt“, sagt der Gewerkschafter. Dazu komme die Gefahr, dass wegen Lutz Geschäfte in der Innenstadt schließen müssten.
Der Unternehmenssprecher sieht das ganz anders. Er verspricht Bayreuth Arbeits- und jungen Menschen Ausbildungsplätze. Dazu würden regionale Bau- und Handwerksfirmen bei der Auftragsvergabe bevorzugt. Und ja: Es sei völlig legitim, dass sich die innenstädtischen Händler Gedanken um ihre Umsätze machten. Ob das Unternehmen sich, wie vom Stadtrat gefordert, vorschreiben lasse, die Verkaufsfläche für innenstadtrelevantes Sortiment auf 2000 Quadratmeter zu begrenzen, müssten Gespräche mit der Stadt erst noch zeigen. Doch grundsätzlich berge die Ansiedlung eines großen Einrichtungshauses für die bestehenden Geschäfte weit mehr Chancen als Risiken. Michels sagt: „Ein großes Möbelhaus ist immer ein Kundenmagnet, der Frequenz für die ganze Region bringt. Wir erleben an vielen Standorten, dass von einer Ansiedlung oft auch die kleineren Möbelhäuser und Fachgeschäfte profitieren.“ Gewerbesteuer, verspricht der Unternehmenssprecher, werde Lutz selbstverständlich in Bayreuth zahlen.
Leerstand
Der Möbelmarkt boome wegen niedriger Zinsen für Kredite. Aber was, wenn die Blase einmal platzt, fragt der Gewerkschafter. Dann stehe ein riesiger Laden leer, der nur schwer wieder mit Leben gefüllt werden könne.
Michels sagt: „Ein von uns entwickelter Standort wurde noch nie geschlossen.“