XXXLutz: Ein Riese kommt kuscheln

Von Thorsten Gütling
In München, Oberhausen und Mannheim sorgte der Umgang des Möbelriesen mit seinen Mitarbeitern für Schlagzeilen. Vor der Ansiedlung in Bayreuth bestreitet XXXLutz, etwas falsch gemacht zu haben und gelobt dennoch Besserung. Archivfoto: Marcus Führer/dpa Foto: red

Es scheint, als wäre die ganze Aufregung umsonst. XXXLutz, der zweitgrößte Möbelhändler Europas, bringt der Stadt 200 Arbeitsplätze, einigen Jugendlichen eine Ausbildung und anderen Gewerbetreibenden mehr Kundschaft. So zumindest stellt sich das Unternehmen dar. Medien und Gewerkschaften zeichnen ein anderes Bild. In Bayreuth kann der österreichische Möbelriese beweisen, dass er besser ist als sein Ruf.

 
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Zwei Standorte zeigen, was Bayreuth andernfalls blühen könnte. In beiden Fällen hatten Arbeitsgerichte das Geschäftsgebaren kritisiert -- soweit sie es überhaupt durchschauen konnten. Da ist zum einen das Möbelhaus Rück in Oberhausen. Lutz hatte das Haus gekauft, zwei Tochterfirmen gegründet, mit der Führung beauftragt und nach einem halben Jahr beiden wieder den Auftrag entzogen. Mit der Folge, dass deren Mitarbeiter betriebsbedingt gekündigt werden konnten. Die Regeln eines Betriebsüberganges samt Beschäftigungsgarantie hätten nur für den ersten Fall, also die Gründung der beiden Tochterfirmen, gegolten, erklärte ein Anwalt des Möblers. Man muss kein Schelm sein, um Böses dabei zu denken. Der Anwalt selbst hatte den Möbelriesen damals vor Gericht als Unternehmen ohne Mitarbeiter bezeichnet und Medienberichten zufolge ganz unverhohlen gesagt: "Ohne Mitarbeiter brauche ich mir über Arbeitsrecht keine Gedanken zu machen.“ Widerlich nennt Verdi-Experte Dirk Nagel das. Wer mag es ihm verdenken.

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Alles Einzelfälle?

Auf Kurier-Nachfrage stellt Lutz die Sache freilich ganz anders dar. "Mit den Mitarbeitern sei eine einvernehmliche und für alle Seiten zufriedenstellende, außergerichtliche Einigung erzielt worden", heißt es. Und: "Bei den angesprochenen Einzelfällen an Klagen wurde in allen Punkten zu unseren Gunsten entschieden." Zumindest im Falle eines Mitarbeiters, der vor dem Landesarbeitsgericht Düsseldorf Recht bekommen hatte, ist das nachweislich falsch. Und die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hat sowieso eine ganz andere Erklärung für den verhältnismäßig glimpflichen Ausgang des Streits: "Die meisten Mitarbeiter halten einen langen Konflikt einfach nicht aus."

Hausverbot zum Schutze der Mitarbeiter?

Noch unterschiedlicher sind die Aussagen, was das Ende des Möbelhauses in München Theresienhöhe betrifft. An einem Samstag hatten die Mitarbeiter dort erfahren, dass sie am Montag nicht mehr zur Arbeit zu erscheinen brauchen. Die Gewerkschaft spricht von einem Hausverbot für 160 Mitarbeiter und davon, dass eine Gesellschaft einer anderen quasi über Nacht den Vertrag gekündigt habe. Auch hier hatte man sich eines arbeitsrechtlichen Kniffs bedient, um schnell eine ganze Menge Mitarbeiter vor die Tür zu setzen. Nach Aussage von Lutz habe man den eigenen Mitarbeitern den Räumungsverkauf nicht antun wollen. Man habe nunmal festgestellt, dass ein großes Einrichtungshaus in einer Innenstadt nicht mehr zeitgemäß sei.

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Lutz lässt Taten folgen

Selten ist ein Unternehmen ganz unschuldig daran, dass wie in München 150 Mitarbeiter vor das Arbeitsgericht ziehen. Dass Medien, bis hin zu Fernsehsendungen wie Frontal 21 und Report Mainz, das Geschäftsgebaren kritisieren. Das weiß natürlich auch Lutz . Die Ende des vergangenen Jahres versprochene Vereinfachung der Gesellschaftsstruktur hat der Möbler Mitte dieses Jahres umgesetzt. Anstatt, wie früher möglich, zwölf unterschiedliche und größtenteils mittellose Gesellschaften pro Standort, soll es in Bayreuth nur noch drei geben: eine für das Haus, eine für die Waren und eine für die Zustellung. Aus einem Guss ist das immer noch nicht, aber immerhin gibt es für jede Gesellschaft Finanzgarantien. Dass die Personalgesellschaft plötzlich ohne Geld dasteht, soll so nicht mehr vorkommen. Und trotzdem: Ob alleine damit alles besser wird?

Was den Umgang des Unternehmens mit seinen Mitarbeitern betrifft, muss man Lutz in Bayreuth eine Chance geben. Was die Folgen für den Einzelhandel betrifft, darf man skeptisch sein.