Wöhrl-Standort Bayreuth ungewiss

Von Norbert Heimbeck
Archivfoto: Daniel Karmann/dpa Foto: red

Das Markenzeichen der Traditionsfirma Wöhrl ist ein Knopf. Er steht für den treuen Zusammenhalt der Modehauskette mit ihren Stammkunden. Doch diese Verbundenheit bröckelt seit längerem. Das 1933 gegründete Familienunternehmen kämpft um den Erhalt der Gruppe. Inwiefern die Mitarbeiter in Bayreuth betroffen sind, ist noch nicht klar.

 
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Das Modehaus Rudolf Wöhrl will mit einer Sanierung in Eigenregie eine drohende Insolvenz verhindern. Die Hauptversammlung des Nürnberger Textilhandelsunternehmens mit knapp 2000 Mitarbeitern habe dafür ein Schutzschirmverfahren beschlossen, teilte die Rudolf Wöhrl AG in der Nacht zum Dienstag mit: «Ziel ist es, die Wöhrl Gruppe als Ganzes zu erhalten und nachhaltig in die Profitabilität zurückzuführen.»

Die operativen Geschäfte an den 34 Standorten der Gruppe in Ost- und Süddeutschland sollen zunächst ohne Einschränkungen weiterlaufen. Defizitäre Filialen ohne Wachstumspotenzial sollen aber geschlossen und das Online-Geschäft ausgebaut werden.

Vier Standorte in Oberfranken

Mit Bayreuth, Hof, Coburg und Bamberg hat das Nürnberger Bekleidungsunternehmen Rudolf Wöhrl AG vier Standorte in Oberfranken. Zur Stunde gibt es in den Filialen keine Auskunft darüber, welche Folgen das Schutzschirmverfahren für die Häuser in der Region haben wird. Erst im Juni hatte der Kurier berichtet, eine Schließung der Bayreuther Filiale sei "kein Thema."

Im Juni war das fränkische Unternehmen ins Visier einer Ratingagentur geraten, die wegen der Umsatzrückgänge eine Herabstufung erwog. Damals hieß es, alle Standorte würden überprüft. Eine Schließung etwa des Standortes Bayreuth stehe nicht zur Debatte. Man wolle jedoch das Sortiment optimieren.

35 Mitarbeiter in Bayreuth

Die Bayreuther Filiale mit rund 35 Mitarbeitern liegt direkt am Hohenzollernring im Eingangsbereich des Rotmaincenters. Allerdings ist Wöhrl im Gebäude kein Mieter, sondern Eigentümer der Verkaufsflächen in zwei Stockwerken. Das sagte Center-Managerin Isabel Belka. Weitere Auskünfte wollte sie nicht geben. Auch in den oberfränkischen Wöhrl-Filialen selbst hieß es: "Keine Auskunft."

Man verwies auf die Pressekonferenz, die am Dienstagnachmittag in Nürnberg stattfinden sollte. Von der Pressestelle des Unternehmens gab es zunächst noch keine Informationen über die Zukunft einzelner Filialen. Es hieß aber, von den 34 Filialen in Süd- und Ostdeutschland müssten sechs bis zehn geschlossen werden. Welche dies sein werden, sei noch unklar, genauso die Zahl der betroffenen Mitarbeiter.

Stationären und Online-Verkauf verquicken

Sabine Köppel vom Handelsverband Bayern verwies auf schon länger andauernde Finanzprobleme des Nürnberger Konzerns: "Gerade als Unternehmen mit vielen Standorten merkt man den zunehmenden Online-Verkauf." Es gehe darum, den stationären und den Online-Verkauf zu "verquicken". Der Kaufhofkonzern zum Beispiel habe das "sehr gut gemacht", sagt Köppel und verweist auf den Hofer Standort: "Sie können in Hof das komplette Kaufhof-Sortiment bekommen, Sie können online bestellen und in die Filiale oder nach Hause liefern lassen. Auch Anprobieren und Zurückgeben ist keine Sache."

Das Schutzschirmverfahren

Das Insolvenz-Schutzschirmverfahren schützt in die Krise geratene Unternehmen vor dem Zugriff der Gläubiger, ohne dass die Betriebe bereits Insolvenz anmelden müssen. Die Geschäftsführung kann das Unternehmen weiter verantwortlich lenken und selbstständig sanieren. Ihr wird allerdings ein Anwalt als Sachwalter und externer Berater zur Seite gestellt.

Umsatz sinkt um 16 Millionen Euro

Für das Geschäftsjahr 2015/2016 (1. August bis 31. Juli) erwartet der Vorstand nach vorläufigen Berechnungen einen weiteren Rückgang des Konzernumsatzes von 316 auf rund 300 Millionen Euro. Der Jahresfehlbetrag werde voraussichtlich höher ausfallen als im Vorjahr (1,0 Mio. Euro). Als Gründe nannte das Unternehmen ein schwächeres operatives Geschäft und geringer als geplant vereinnahmte Sondererträge. Der negative Trend im deutschen Textileinzelhandel und das veränderte Kaufverhalten der Verbraucher machten eine Sanierung des Modehauses erforderlich.

Wie die Rudolf Wöhrl AG weiter mitteilte, wurde der bisherige Aufsichtsratsvorsitzende Andreas E. Mach mit sofortiger Wirkung zum neuen Vorstandsvorsitzenden bestellt. Der bisherige Vorstandsvorsitzende Olivier Wöhrl bleibe im Vorstand verantwortlich für die strategische Weiterentwicklung des Geschäftsmodells - in der neu geschaffenen Funktion des Chief Strategic Officer. Darüber hinaus bestellte der Aufsichtsrat Christian Gerloff von der Münchner Kanzlei Gerloff Liebler Rechtsanwälte zum Vorstandsmitglied und Chief Restructuring Officer.

Mit Material von dpa

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