Aggressive Wettbewerber
Jedoch erwartet Euler Hermes erst mittelfristig stabilisierende Impulse, wenn die Multichannel-Strukturen etabliert und die Kostenstruktur angepasst ist. Wegen begrenzter finanzieller Ressourcen habe Wöhrl Wettbewerbsnachteile hinsichtlich der notwendigen Geschwindigkeit der Marktdurchdringung des Online-Konzeptes, da Wettbewerber deutlich aggressiver am Markt agieren und höhere Marketingbudgets einsetzen könnten.
Wurde Wöhrl von der drohenden Herabstufung überrascht? Das Unternehmen befinde sich in regelmäßigem Austausch mit der Euler Hermes Rating GmbH und sei über den Vorgang entsprechend informiert, teilt Wöhrl auf Kurier-Nachfrage mit. Man rechne im zweiten Halbjahr aufgrund von Filialschließungen und verhaltener Nachfrage nochmals mit einem Umsatzrückgang. „Auch die Hypothek des ersten Halbjahres wird das Gesamtjahr beeinflussen.“
Kein Handlungsbedarf in Oberfranken
Keine konkrete Antwort gab es auf die Frage, ob der Konzern mit zuletzt unterm Strich 1,0 Millionen Euro Verlust wieder die Gewinnzone erreichen wird. Wöhrl beschäftigt rund 2200 Mitarbeiter und hat mit Bayreuth, Hof, Coburg und Bamberg vier Modehäuser in Oberfranken. Nach derzeitigem Stand gebe es für die oberfränkischen Häuser keinen unmittelbaren Handlungsbedarf, so das Unternehmen.
Wie laufen die Geschäfte am Standort Bayreuth? „Das Modehaus verzeichnet eine stabile Entwicklung. Schließung ist hier derzeit kein Thema.“ Dennoch würden in mehreren Filialen, darunter auch Bayreuth, Optimierungen in punkto Sortiment vorgenommen, um noch besser auf die Bedürfnisse der Kunden einzugehen. Die Überprüfung des Filialportfolios gehöre derzeit zu den zentralen Aufgaben. „Defizitäre Standorte kann und wird sich die Rudolf Wöhrl AG nicht leisten.“
Häuser auf dem Prüfstand
Im März wurden die Filiale in Zwickau und der als Franchise geführte Esprit-Store in Nürnberg geschlossen. „Weitere Häuser stehen auf dem Prüfstand“, so Vorstandschef Olivier Wöhrl. Im letzten Geschäftsjahr war der Umsatz auf 316 (Vorjahr 332) Millionen Euro gefallen. Als Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) blieben nur noch 1,0 (6,4) Millionen.
Das Familienunternehmen hat an der Börse im Februar 2013 eine 30-Millionen-Anleihe mit einem Nominalzins von 6,5 Prozent platziert. Die Anleihe wird im Februar 2018 fällig. Bis Ende 2015 notierte das Papier stabil über 100. Gestern lag der Kurs bei 86, was eine Rendite von rund 20 Prozent bedeutet.
Werden die Gläubiger weiter planmäßig bedient? Sämtliche Zinszahlungen seien bisher pünktlich erfolgt, so das Unternehmen auf Kurier-Anfrage. „Aus heutiger Sicht sind auch die weiteren Zinszahlungen gesichert.“