Wochenmarkt: Saisonal und regional

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Salatkopf für Salatkopf hebt Monika Zöller vorsichtig hoch. Sorgfältig legt sie die Ware mit ihren gummibehandschuhten Händen aus. Ihr Blick schweift über die in einem Hufeisen aufgestellten Tische in der Rotmainhalle. Fehlt noch etwas?

 
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Sylvia Krauß macht derweil die Runde und verteilt die handgeschriebenen Preisschilder. Obst- und Gemüse Krauß kommen aus dem Landkreis Forchheim. "Wir verkaufen hier auf dem Wochenmarkt seit drei Generationen", sagt die blonde Frau mit der grünen Schürze. Um fünf Uhr morgens muss sie aufstehen, damit sie pünktlich um sieben Uhr in Bayreuth ist, wenn die Rotmainhalle öffnet.

Spargel und Erdbeeren

Wenn die Tage länger sind, schlafen die Menschen nicht so lange. Und so kommt es vor, dass bereits zu dieser frühen Stunde die ersten Kunden warten. Am Mittwoch bringen sie und ihre Mitarbeiterin ein bisschen weniger Obst und Gemüse mit. Kisten mit Lauch, Spinat, Rucola und Blumenkohl reihen sich aneinander. Dass Frühling ist, merkt man am Rhabarber, den kugeligen Mairüben und dem weißen und grünen Spargel aus Unterfranken. Zehn Euro kosten drei Pfund des weißen Gemüses, 3,50 Euro ein Bund der grünen Sorte. Sogar heimische Erdbeeren werden schon in Schälchen angeboten. Sie stammen aus Treibhäusern, wie Sylvia Krauß erklärt. Auch "Tunnel-Erdbeeren" aus dem Badischen, in einem satteren Rot, verkauft sie.

Stammkunden und Stammhändler

Weil am Mittwochvormittag weniger los ist als am Samstag, ist mehr Zeit für Gespräche. Viele Marktbeschicker erklären gerne etwas zu ihren Produkten und geben Tipps für die Verwendung. So ließen sich die Mairübchen ähnlich wie Rettich zubereiten oder zu einem Eintopf verarbeiten, empfiehlt die Verkäuferin. So regelmäßig wie viele Händler auf den Markt kommen, so treu ist ein Teil der Kunden. "Ich komme immer, Mittwoch und Samstag", sagt Gerhard Fischer aus Eckersdorf. Er holt sich bei Sylvia Krauß gerne Äpfel. In seiner Tüte liegen mehrere Exemplare der Sorte Elster. "Die schmecken hier einfach jung und saftig und ganz anders als aus dem Supermarkt." Fischer kennt die meisten Anbieter und weiß genau, wer an welcher Stelle zu finden ist.

Verkaufen und einkaufen

Neben Obst und Gemüse Krauß ist heute nur noch Angelika Ermer in der Halle. Alle anderen sind draußen. Neben Obst und Gemüse Krauß ist heute nur noch Angelika Ermer in der Halle. Alle anderen sind draußen. „Wahrscheinlich erhoffen sie sich mehr Laufkundschaft“, vermutet die Oberpfälzerin, deren Eltern ebenfalls bereits Eier in Bayreuth verkauften. Angelika Ermer betreibt die familiäre Hühnerfarm nicht mehr. Sie kauft die Produkte ein: Bioland-Eier, Eier aus Boden- und Freilandeier, Wachteleier. Und seltene grüne Eier. „Die Farbe der Eier hängt mit der Hühnerrasse zusammen“, erklärt sie. Die braunen Eier seien tendenziell etwas fester und würden nicht so leicht brechen. „Wenn ich nicht mehr auf dem Markt wäre, würde mir etwas fehlen.“ Wenn gerade keine Kundschaft bei ihr wartet, geht sie selbst umher und kauft für sich ein. „Ich finde es ganz wichtig, regional und saisonal zu essen“, sagt Angelika Ermer. „Man merkt einfach den Unterschied.“ Manchmal bringt sie für Freunde etwas mit, zum Beispiel kiloweise Tomaten.

Riesenauswahl an Tomaten und Kräutern

Ganze 28 Sorten Tomaten, von der Cocktailtomate bis zur Strauchtomate, hat Matthias Gräbner von der gleichnamigen Gärtnerei aus Harsdorf an. Seine Vorfahren beliefern den Wochenmarkt seit 1949. Den Betrieb gründete der Urgroßvater vor 90 Jahren und zog von St. Georgen in den Landkreis Kulmbach. Demnächst will der 28-Jährige Gärtner eine eigene Tomatensorte verkaufen.

Als Vertreter der vierten Generation versucht er, auch aktuelle Trends in das Sortiment einzubinden. Zum Beispiel Grillzucchini oder Zitronengurken. „Wir haben eine immer größere Auswahl“, sagt der gesprächige Mann. Auch alle erdenklichen Topfkräuter findet man bei Gräbner – unterschiedliche Basilikum-Arten, Melisse, Lavendel, Thymian. „Zirka 80 Kräuter haben wir mittlerweile, obwohl sich die Arbeit im Vergleich zu den Preisen kaum rechnet.“

Gießen, pflegen, auszeichnen - das ist alles aufwendig. „Man muss das mit Herzblut machen und einer gewissen Leidenschaft“, sagt Gräbner, für den es Routine ist, nachts um drei Uhr aufzustehen, um die Pflanzen rechtzeitig auszuliefern. Dafür sitzt jeder Handgriff, die Lieferungen kommen zuverlässig und die Wartenden auf dem Markt können sich auf Frische und Qualität verlassen. Nur ein einziges Mal, „als die Oma gestorben“ sei, war die Gärtner Gräbner nicht an ihrem seit fast 70 Jahren angestammten Platz zu finden.

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