Entsorgungsproblem in Lindenhardt Thema einer Bürgerversammlung: Neubau oder Anschluss nach Pegnitz? Wo soll das Abwasser hin?

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Sollte in Lindenhardt doch eine neue Kläranlage gebaut werden, wäre die einfache und dennoch preisgekrönte Anlage in Trockau ein Vorbild. Foto: Klaus Trenz Foto: red

Die Lindenhardter haben ein Abwasserproblem. Die wasserrechtliche Genehmigung für den Betrieb der bejahrten Kläranlage läuft aus, große Teile des Kanalnetzes müssen saniert werden. Bei einer Bürgerversammlung im Sportheim präsentierten Bürgermeister und Planer nun Lösungsansätze. Die reichen vom Bau einer neuen Anlage bis hin zum Anschluss an andere Orte. Nicht bei allen stießen diese so oder so umfangreichen und damit auch teuren Gedankenspiele auf Verständnis.

 
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Creußens Bürgermeister Martin Dannhäußer redete Klartext. Handlungsbedarf sei ohne Zweifel gegeben, die Ansprüche an eine moderne Abwasserentsorgung stiegen ständig, Gerichtsurteile zu diesem Thema verschärften die Lage. Daher sei klar: „Eine Genehmigung für den Betrieb der Kläranlage im jetzigen Zustand über 2020 hinaus wird es nicht geben.“

Einführung einesTrennsystems

Wohin der Weg letztlich führt, sei noch unklar. Ein Neubau sei ebenso eine Möglichkeit wie ein Anschluss an Pegnitz oder Bayreuth, „das praktizieren wir ja für manche Bereiche im Stadtgebiet schon“. Vieles spreche für die Einführung eines Trennsystems statt des bisher in Lindenhardt üblichen Mischsystems, bei dem das „normale“ Abwasser aus den Haushalten mit dem Regenwasser gemeinsam über die Kanäle zur Kläranlage transportiert wird. Der bereits mit einem Innovationspreis vom Freistaat gewürdigte Plan für ein Rohr-in-Rohr-System (wir berichteten) sei aber „noch nicht beschlossene Sache“. Sollte es kommen, winken der Stadt Fördermittel in Höhe von rund 630 000 Euro.

Das sei der Ansporn für eine umfassende Analyse gewesen. Dafür federführend zuständig ist Matthias Kraft vom Ingenieurbüro Baur Consult. Er betonte wie Dannhäußer – „es wird im Stadtrat keine Hoppla-hopp-Lösung geben“ -, dass noch längst keine Entscheidung für eine der machbaren Varianten gefallen sei. Fakt sei, so Kraft: Es geht um rund 4,4 Kilometer Kanalnetz, das Rohr-in-Rohr-Netz, bei dem das Oberflächenwasser getrennt vom über eine kleineren Durchmesser entsorgten Schmutzwasser „verarbeitet“ wird, sei dabei die sinnvollere Lösung. Weil damit zum Beispiel auch ein Anschluss an Leups und damit an die Kläranlage Pegnitz möglich sei. Wobei man immer einen Puffer für die ortsansässige Brauerei einberechnen müsse.

Eine halbe Million Fördergelder

Was das Rohr-in-Rohr-System angeht, sei man Vorreiter in Bayern, so Kraft. Wenn es denn verwirklicht wird. Die Umstellung von einem Misch- auf ein Trennsystem in der gedachten Form sei auch für den Freistaat interessant, daraus resultiere auch die angesagte Fördersumme von mehr als einer halben Million Euro. Ob dies umsetzbar ist, sei noch dahingestellt. Dazu bedarf es laut Kraft einer ausführlichen Untersuchung der örtlichen Gegebenheiten. Und die laufe eben noch. Wobei bei Besuchen privater Haushalte wiederholt festgestellt worden sein, das die Anschlüsse privater Haushalte nicht den gesetzlichen Vorgaben entsprechen. Dies bedeute nicht automatisch, dass auf jeden Eigentümer hohe Kosten zukommen, „da muss man sichern Einzelfalllösungen finden, das hat auch mit der Topografie zu tun“.

Vertreter der Firmen, die das Rohr-in-Rohr-System umsetzen wollen garantierten einen langen Bestand dieser Lösung – 50 bis 60 Jahre halte das sicher, hieß es mit Blick auf das auf Filz basierende Rohrsystem, dass da in die alten Leitungen eingezogen und dann – in der Regel – über ein Wasserspülverfahren ausgehärtet werde. Im Vorfeld würden in den Kanalschacht eingewachsene Wurzeln abgefräst und Unebenheiten ausgeglichen.

Erneut zur Kasse gebeten

An dieser Haltbarkeitsgarantie hegten manche Bürger ebenso Zweifel wie an der Notwendigkeit, das Ortsnetz von einem Misch- auf ein Trennsystem umzustellen. All das verursache doch nur unnötige Kosten, meinte nicht nur Ex-Bürgermeister Harald Mild. Weil ja nur ein Teil des Kanalnetzes wirklich kaputt sei. Und einige Lindenhardter verwiesen auch darauf, dass sie ja erst 2014 zur Kassen gebeten worden seien. Dazu Bürgermeister Dannhäußer: Dabei handle es sich um Herstellungsbeiträge für die Abwasserentsorgung von früher, die von der Kommune geltend gemacht wurden, ehe die Ansprüche verfallen. Jetzt habe man eine neue Situation, der man gerecht werden müsse. Und, wie Matthias Kraft betonte: „Da wird man sicher auch Einzelfalllösungen finden müssen.“ Ob die Umstellung von einem Misch- auf ein Trennsystem nun wirklich kommt, bleibt abzuwarten, so manche Lindenhardter wollten das nicht so recht nachvollziehen. Matthias Kraft plädierte dafür, erst einmal alle Überprüfungen in den Privathaushalten abzuwarten und sich dann erneut mit dem Thema zu beschäftigen. Damit waren letztlich (fast) alle einverstanden.

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