Umfrage unter 1099 Firmen - Kammern wollen mehr für Oberfranken trommeln Wirtschaft gibt Standort die Note 2,6

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Die Versorgung mit schnellem Internet, möglichst über solche leistungsfähige Glasfaserkabel, ist ein ganz wichtiges Anliegen der heimischen Wirtschaft. Foto: Jens Büttner/dpa Foto: red

"Passt scho" - auf diesen Nenner könnte man die Ergebnisse einer Standortumfrage der Kammern unter oberfränkischen Unternehmen auf den ersten Blick bringen. Bei der Bewertung nach dem Schulnotensystem ergab sich ein durchschnittlicher Zufriedenheitswert von 2,6. Doch interessant sind die Details.

 
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"Mit den Ergebnissen der Umfrage werden wir jetzt erst mal einige Zeit arbeiten können", sagte IHK-Hauptgeschäftsführerin Christi Degen bei der Präsentation der Studie am Donnerstag in Bayreuth - vor allem auch, wenn sie später noch regional heruntergebrochen seien. Und ihr HWK-Kollege Thomas Koller ergänzte: "Es sind zwar keine Sensationen herausgekommen, wir sind in vielem bestätigt worden, aber wir haben jetzt weitere Anhaltspunkte, was zu tun ist - sowohl für das Standortmarketing als auch in der Diskussion mit der Politik."

Sechs Themenfelder, 40 Fragen

Mit insgesamt 40 Fragen wurden sechs große Themenfelder abgeklopft: Infrastruktur, Marktumfeld/Netzwerke, Standortkosten, Arbeitsmarkt, Verwaltung und Allgemeines Umfeld. Bei der Auswertung relativiert sich zunächst die doch ganz ordentliche Gesamtnote von 2,6 etwas. Denn die Entwicklung des Standorts Oberfranken in den vergangenen fünf Jahren bewerten die 1099 Unternehmen, die an der Umfrage teilgenommen haben, nur mit einer 3,1. Dafür sind sie für die Zukunft überwiegend zuversichtlich. Jedenfalls gaben 30,7 Prozent an, sich in den kommenden fünf Jahren an ihrem oberfränkischen Standort vergrößern zu wollen. Nur 11,7 Prozent befürchten für sich einen Rückschritt.

Mit Umfeld und Straßen zufrieden

Die Stärken Oberfrankens liegen für die Unternehmer klar in den Bereichen Allgemeines Umfeld sowie Infrastruktur. Sogenannte weiche Standortfaktoren wie Lebenshaltungskosten, Lebensqualität oder auch Schulangebot werden überdurchschnittlich gut bewertet. Und trotzdem kommt der Punkt "Standortattraktivität für zugezogene Arbeitskräfte" nur die Note 3,2. Für Degen ein klares Indiz, "dass wir außerhalb der Region noch mehr trommeln müssen, noch besser bekannt machen müssen, was wir als Region neben interessanten Arbeitsplätzen an sich noch alles zu bieten haben".

Im Durchschnitt ebenfalls sehr zufrieden sind die Unternehmen mit der Straßenanbindung und der Stromversorgung. Zugleich werden diese Themen als sehr wichtig eingestuft. Das gilt auch für die Breitbandversorgung bei zugleich mangelnder Zufriedenheit. "Gerade für unsere Handwerksunternehmen, von denen viele auch auf dem Land sitzen, ist eine Versorgung mit schnellem Internet enorm wichtig", sagte Koller.

Große Probleme bei Fachkräften und Bürokratie

Den größten Handlungsbedarf sehen die Unternehmen darüber hinaus in den Bereichen Arbeitsmarkt und Bürokratie. Hier sind sowohl die Werte für Wichtigkeit als auch für Unzufriedenheit am höchsten. Dabei ist es keine Neuigkeit, dass bei Fachkräften wie bei Auszubildenden die mangelnde Verfügbarkeit ebenso bemängelt wird wie die oft nicht ausreichende Qualifikation.

Dass der Bereich Verwaltung und Bürokratie bei den Unternehmen schlecht wegkommt, liegt für Degen und Koller oft nicht an den Behörden vor Ort. Hier gebe es meist einen regen und fruchtbaren Austausch. Das Problem seien meist "Gesetze, die von weiter oben kommen", so Koller. Und von denen seien kleine Betriebe, wie sie in Oberfranken sehr oft vorkommen, noch härter betroffen. Die Dokumentationspflichten bei Arbeitszeit, Allergenen oder Chemikalien seien Punkte, unter denen die Unternehmen mittlerweile regelrecht ächzen. Die hier vergebene Durchschnittsnote von 4,4 ist die mit Abstand schlechteste.

Dass auch im Bereich Standortkosten die Noten durch die Bank schlecht ausfallen, ist für Degen derweil keine Überraschung: "Welcher Unternehmer mag schon Kosten?"

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