Torten, die täuschen
Um diese zwei Dinge darzustellen – den realen Ökostromanteil und die fiktive finanzielle Belastung durch die Umlage – benutzen die Anbieter nämlich ein einziges Mittel: die Torte. Für den Kunden, der auf seine Rechnung blickt, schaut diese mitunter mehr öko aus, als sie ist.
46 EEG-Umlage ist bei Privathaushalten Pflicht
Denn bei einem normalen Haushaltskunden beträgt der fixe EEG-Anteil in der Rechnung bereits 46 Prozent. In der Ökostrom-Torte der Stadtwerke gibt es also zwei Farben: grün für die 46 Pflicht-Prozent „Erneuerbare Energien, gefördert nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz“ und blau für die 54 Prozent „Sonstige Erneuerbare Energien“.
Besonders krass: die Stadtwerke Schweinfurt
Ein besonders krasses Beispiel dafür, wie sich mit Hilfe der Kennzeichnung die Verbraucher täuschen lassen, sind die Stadtwerke Schweinfurt, sagt Sieverding dem Kurier. Diese werben damit, dass sie insgesamt 45,14 Prozent ihres Stroms Erneuerbare Energien gefördert nach dem EEG sind. Hinzu kommen 2,63 Prozent aus sonstigen Erneuerbaren Energien.
Die Stadtwerke lägen damit in Bezug auf Grünstrom über dem bundesweiten Durchschnitt von 31,8 Prozent, heißt es in einer Pressemitteilung. Was die Stadtwerke Schweinfurt nicht sagen: Im Deutschland-Schnitt wird der tatsächliche Ökostrom angegeben, nicht der EEG-Anteil. Mit 2,63 Prozent ist Schweinfurt also alles andere als besonders öko. „Das ist eine Frechheit“, sagt Sieverding.
Bayreuth: 100 Prozent Ökostrom doch nicht für alle
Was die Stadtwerke Bayreuth betrifft, findet Christian Maaß vom Hamburg Institut ebenfalls Angaben, die zumindest „widersprüchlich“ sind. Die Stadtwerke werben mit 100 Prozent Ökostrom „mit allen Stromtarifen automatisch und ohne Aufpreis“. In der Torte mit der Gesamtstromlieferung sind aber immer noch elf Prozent Kohlestrom sowie sechs aus Atom und zwei aus Erdgas verzeichnet.
Bayer: Manche Industriekunden wollen nicht öko zahlen
Stadtwerke-Chef Jürgen Bayer erklärt dies so: Die Stadtwerke haben zwei Kundengruppen: Haushalts- und Gewerbekunden, die grundsätzlich mit 100 Prozent Ökostrom beliefert werden. Und ein Teil der industriellen Kunden, die keinen Ökostrom kaufen wollen. „Ansonsten würden wir Gefahr laufen, den Kunden zu verlieren“, sagt Bayer. Was dazu kommt: Großkunden zahlen eine reduzierte EEG-Umlage von unter 46 Prozent.
„Grundlage für dieses Vorgehen sind die Verpflichtungen aus dem Energiewirtschaftsgesetz“, sagt Bayer. „Auch wir würden uns über eine klarere Kennzeichnung freuen. Vielleicht kann es auf anderem Weg gelingen, dem Kunden darzustellen, was die von ihm bezahlte EEG-Umlage im deutschen Strommix bewirkt hat.“
Die Studie schlägt eine Rechtsänderung und die Abbildung der EEG-Umlage an anderer Stelle vor. In die Rechnungen der Versorger sollten dagegen nur noch die realen Quellen.
Mit Material von dpa
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Hier ist die Studie.
Hier die Zusammenfassung von Lichtblick.
Hier sind die Torten der Bayreuther Stadtwerke