Wird der Spatz obdachlos?

Von Christina Holzinger
Wird der Spatz obdachlos? Zumindest nicht im Raum Kulmbach. Foto: Gulda Foto: red

Dem Spatz fehlen in Bayern vielerorts geeignete Nistorte. Im Landkreis Kulmbach ist die Situation nicht so dramatisch.

 
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Zum Weltspatzentag am Dienstag, 20. März, meldet der Landesbund für Vogelschutz (LBV), dass der Spatz bayernweit durch fehlende Nistplätze vielerorts obdachlos wird und „der gesellige Allerweltsvogel verstummt.“ Doch der LBV-Kreisgruppenvorsitzende Erich Schiffelholz aus Mainleus hält dagegen: „In unserer Region geht es dem Spatzen gut“.

Vielerorts obdachlos

Spatzen sind gesellige Tiere – sie nisten in nächster Nähe zu Artgenossen und begeben sich gemeinsam auf Futtersuche. Sie fressen Körner, Raupen und sogar tote Insekten von Kühlergrills parkender Autos. Am liebsten brütet der Vogel in Nischen und Hohlräumen an Häusern. Doch „durch energetische Bauweisen und Fassadendämmungen bleibt für den Haussperling kaum noch Platz“, sagt Lorena Heilmaier, LBV-Spatz-Expertin. Zudem seien viele Gärten zu aufgeräumt: Zu groß geratene Hecken würden entfernt, Insekten bekämpft und heimische Pflanzen durch ökologisch wertlose, exotische Ziergehölze ersetzt.    

Nist- und Nahrungsangebot stimmt

Anders bei Erich Schiffelholz, der am Ortsrand von Mainleus wohnt. Sein Grundstück ist ein wahres Spatzen-Paradies: Etwa 40 Spatzen leben Sommer wie Winter in seiner Ligusterhecke, den beiden Erkern und dem Giebelloch. Seit vielen Jahren stimme das Nist- und Nahrungsangebot, weshalb sich die Vögel auf dem Grundstück wohlfühlen. Er beobachtet die Tiere gerne und freut sich darüber, dass diese bereits seit vielen Jahren bei ihm leben und nisten.

Auch Alwin Geyer, Vorsitzender des Bund Naturschutzes in Stadtsteinach, kann keinen Artenrückgang feststellen. In seinem Hühnerstall leben seit Jahren etwa 50 Spatzen, „die sich immer auf das Hühnerfutter stürzen“.

Spatz ist besser als sein Ruf

Doch es gibt nur wenige Spatzen-Freunde wie Schiffelholz und Geyer, die den Vögeln ausreichend Futter und Nist-Orte zur Verfügung stellen. Denn vielerorts hat der Vogel einen schlechten Ruf. Zu Unrecht, wie der 63-jährige Mainleuser findet. „Früher war der Spatz als Ernteschädling verschrien“, sagt Schiffelholz. Man sagte dem Vogel nach, die Aussaat von den Feldern zu picken. Und: „Manchmal ist der Spatz ein richtiger Drecksspatz.“ Denn Nistmaterial und Kotkrümel fallen aus dem Nest auf den Boden, was vielen missfällt. Außerdem ist der Spatzengesang nicht überall beliebt: „Der nicht gerade melodische Gesang raubt vielen den Schlaf.“ Immerhin trällern sie täglich ab etwa 18 Minuten vor Sonnenaufgang.

Was man tun kann, um den Spatzen-Rückgang zu verhindern? „Wir müssen ein ausreichendes Angebot an Nahrung und Nistplätzen schaffen“, sagt Schiffelholz. Dazu gehören auch Nistkästen, die im Idealfall in direkter Nachbarschaft zueinander aufgehängt werden. Immerhin habe der Spatz auch seine Vorteile: Während der Brutzeit fresse er Raupen und „alles, was ihm über den Weg krabbelt“, weshalb er vielerorts zur Schädlingsbekämpfung eingesetzt werden könne. Deshalb steht für den Vogelfreund fest: „Der Spatz ist besser als sein Ruf.“


Info: Die Spatzen, auch Haussperlinge genannt, leben bereits seit über 10.000 Jahren in der Nähe von Menschen und mit Ausnahme der Tropen weltweit verbreitet. Der Vogel wird in der Wildnis etwa drei Jahre alt und erreicht ein Gewicht zwischen 24 und 40 Gramm. Weltweit gibt es etwa 500 Millionen Spatzen, doch seit etwa 50 Jahren geht der Bestand der Haussperlinge stark zurück, wie der LBV mitteilt. Deshalb hat die indische Nature Forever Society im Jahr 2010 den Weltspatzentag ins Leben gerufen.

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