EHC-Vorsitzender Michael Rümmele über einen möglichen Aufstieg in die DEL II „Wir gehen kein Risiko ein"

Von Torsten Enstberger
Die Fans sind immer noch der größte Sponsor des EHC Bayreuth. Foto: Kolb Foto: red

Der EHC Bayreuth gehört zu den vier besten Teams der Oberliga Süd. Sogar die Qualifikationsrunde zur DEL II ist in greifbarer Nähe. Für EHC-Vorsitzenden Michael Rümmele ist das aber noch Zukunftsmusik, zudem knüpft er einen möglichen Aufstieg an Bedingungen. Viel mehr ist er stolz, auf das Erreichte und sieht in allem, was jetzt noch kommt, eine Zugabe auf die glänzende Debütsaison in der Oberliga.

 
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Ist in dieser Saison bereits jetzt alles aufgegangen, was sich der Verein erhofft hat?
Michael Rümmele:
Für solche eine überragende Saison braucht es ein Quäntchen Glück, aber auch ein Stück Mut. Vor allem hängt der Erfolg aber von Personen ab. Das fängt bei der sportlichen Leitung an: Dietmar Habnitt und Sergej Waßmiller prüfen sehr genau, ob ein Spieler nach Bayreuth passt. Dann kommen die vielen Ehrenamtlichen hinzu, die Woche für Woche viele Arbeitsstunden in den Verein stecken. Oder das sensationelle Physioteam. Es braucht eben Menschen die mit Herz und großem Sachverstand an das Ganze herangehen. Und es hat vieles gut geklappt, auch weil sich unsere Spieler mit der Region und den Menschen identifizieren. Das Halbfinale ist jetzt das Sahnehäubchen. Da kommt es auf die Tagesform an – hohe Klatsche oder Sensation, alles ist möglich. Ich lehne mich relaxt zurück und warte, was passiert.

Ein bisschen muss der Bogen aber weiter gespannt werden. Nach dem Halbfinale würde schon die Qualifikation zur DEL II kommen, ist die zweithöchste deutsche Liga für den EHC finanziell stemmbar?
Rümmele: Der Modus ist dann vier aus sechs, so leicht kommt man wohl nicht mehr in die 2. Liga. Ich habe einen Aufstieg noch nie grundsätzlich ausgeschlossen, aber der EHC wird den Weg nur gehen, wenn dieser Schritt kein Wagnis beinhaltet. Wir machen nichts, was den Verein in existenzielle Probleme stürzen würde. Es muss Sponsoren geben, die uns die finanzielle Basis für das erste Jahr in der DEL II schaffen.

Auch der Kader würde sich dann wohl stark verändern?
Rümmele: Das Niveau ist in der DEL II noch höher. Man braucht drei komplette Reihen und dementsprechende Backups. Die Frage ist dann, ob der Spielermarkt für uns erschwingliche Varianten hergeben würde. Aber ich glaube, die Zukunft des EHC liegt in der nachhaltigen Nachwuchsarbeit. Man muss den jungen Spielern aufzeigen, was bei uns alles möglich ist. Da muss eine Infrastruktur wachsen, deshalb wäre es mit lieber, wenn sich der Verein Stück für Stück weiter entwickeln würde. Das ist keine Absage an die DEL II, wir beschäftigen uns mit dieser Situation, wenn sie sich realistisch stellt.

Realistisch ist, dass für die DEL II ein finanzkräftiger Hauptsponsor nötig ist?
Rümmele: Unser größter Sponsor sind immer noch die Zuschauer. Und die haben uns nicht im Stich gelassen, wir haben trotz der Konkurrenzsituation in Bayreuth einen Zuschauerschnitt von 1700. Wir haben mit weniger geplant, deswegen sind wir zufrieden. Aber logisch sind wir immer auf der Suche nach verlässlichen Sponsoren. Einige haben wir auch schon gefunden, erste Verträge sind unterschrieben.

Bereiten ihnen die Erfolge der Mannschaft eigentlich Kopfzerbrechen? Schließlich werden ja viele Punkteprämien fällig?
Rümmele: Hätten wir vorab Prämien versprochen ohne sie abzusichern, wäre das den Spielern gegenüber katastrophal. Unsere Spieler partizipieren an den Zuschauereinnahmen. Damit ist aber auch klar, dass mehr Zuschauer, nicht gleich eine Dynamik in der Vereinskasse auslösen. Die Einnahmen fließen in höhere Ausgaben, zum Beispiel auch in mehr Securitypersonal.

Der Verein ist also bereit, gute Leistungen zu honorieren. Gilt das auch bei Vertragsverlängerungen für den Kader in der kommenden Saison?
Rümmele: Wir werden den Spieleretat auf Basis der Saison 2013/14 ansetzen, darüber hinaus geht gar nichts. Das Budget, das da war, ist wieder da. Wir wollen den Spielern die Sicherheit geben, dass sie ihr Geld pünktlich bekommen. Damit sind wir immer gut gefahren. Prinzipiell wollen wir mit fast allen Spielern verlängern, zwei haben schon signalisiert, dass die Zeichen auf Abschied stehen. Zudem ist nicht absehbar, was mit Florian Müller nach seinen schweren Verletzungsproblemen passiert. Aber die Spieler sind auch alle Profis, wenn ein anderer Verein kommt und das Gehalt verdoppelt oder verdreifacht, dann kann ich den Wechsel niemandem verdenken und muss ihn akzeptieren.

Nochmal zurück auf die laufende Spielzeit: Lieber gegen Selb oder gegen Freiburg im Halbfinale?
Rümmele: Ich komme aus der Region Freiburg, deshalb wünsche ich den Freiburgern, dass sie sich für die Aufstiegsrunde zur DEL II qualifizieren. Aber dann sollten sie im Halbfinale besser nicht gegen uns spielen.

Dann also Selb. Gibt es Befürchtungen, dass es nach dem öffentlichen Streit der beiden Vereine über die nachträgliche Sperre von VER-Verteidiger Tim Schneider zu Ausschreitungen kommt?
Rümmele: Überhaupt nicht. Das war ein kleines Feuerchen, das da gelodert hat. Jetzt konzentriert sich alles auf Eishockey, da gibt es keinen Platz für irgendwelches Geplänkel. Sportlich beginnt alles bei null. Und es wäre uns auch egal, wenn wir die Serie mit 0:3 verlieren würden. Aber das wird nicht passieren.

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