Dieter Reil läutet den Winter ein im Dorf mitten in der Stadt Winterdorf: Morgen geht's los

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„Die ersten vier Tage entscheiden über eine gute Saison“, sagen Dieter Reil und Heide Vogel, die Geschäftsführerin des Winterdorfs. Sie hoffen auf einen guten Start des Winterdorfs am morgigen Donnerstag. ⋌Foto: Wittek Foto: red

Der Winter lässt noch etwas auf sich warten. Das Winterdorf jedoch steht schon. Zum elften Mal startet Dieter Reil mit dem Winterdorf auf dem Ehrenhof durch, traditionell am vierten Donnerstag im Oktober. „Auch wenn das immer niemand glauben mag, dass wir stets am gleichen Termin beginnen“, wie Dieter Reil sagt. Rund 120 000 Menschen zieht das Winterdorf in zweieinviertel Monaten in die Bayreuther Innenstadt, mit Jahr für Jahr steigender Tendenz.

 
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Sein „größter Fehler“, sagt Reil, „war, dass ich es nicht einfach nur Dorf genannt habe. Oder Tiroler Dorf. Die Leute störten sich einfach am Begriff Winter“. Zumindest dann, wenn gerade noch goldener Oktober war. Mit 20 Grad und T-Shirt-Wetter. Deswegen kaschiert er in den ersten Wochen den Winter mit einem Herbst-Aufkleber. Aber: „Die Leute kommen trotzdem. Ich bin sehr zufrieden.“

Viele, sagt Reil, warten schon darauf, dass es nach 14 Tagen Aufbau losgeht. Vielleicht erst einmal mit Federweißer, Bier und Caipirinha. Und erst später dann mit dem Glühwein, wenn es etwas kälter und winterlicher wird. Die Gäste des Winterdorfs kommen nicht nur aus Bayreuth. Sie reisen an. Darauf ist Reil stolz. „Wir ziehen uns die Leute selber. Eigentlich bräuchten wir gar keinen Christkindlesmarkt dazu. Das zeigen auch die Umsätze: Im Oktober machen wir die gleichen Umsätze wie im Dezember. Die Leute kommen aus einem Radius von bis zu einer Stunde Fahrzeit zu uns.“ Aber eben nicht nur ins Winterdorf. „Zwei bis drei Stunden bleiben sie bei uns. Vorher und auch nachher profitieren andere Gastronomen oder der Handel von den Gästen.“

Die Mischung aus Hütten-Atmosphäre und Aprés-Ski-Party mit einem anderen Motto an jedem Abend ist es, die Menschen zwischen 18 und 80 Jahren anzieht. Und der Auswahl der Getränke zum Trotz, sagt Reil, ist Glühwein das Zugpferd Nummer eins: „Zu 70 Prozent wird der Christkindlesmarkt-Glühwein getrunken. Danach kommt der Kinderpunsch – den trinken auch die Erwachsenen. Auf den Plätzen folgen der Heidelbeer-Glühwein, der mit Bratapfel, die Feuerzangenbowle.“ Von Gerstacker in Nürnberg – „dem Weltmarktführer“ – bezieht Reil den Glühwein, sagt er auf Nachfrage. „Der beliefert 85 Prozent der Glühweinstände in der ganzen Welt.“ Reil kennt sie, die Gerüchte, die Jahr für Jahr erzählt werden. Er würde Glühwein importieren oder mischen. Deswegen geht er offen damit um. „Man hat schon sehr viel über mich erzählt. Aber nicht, dass ich blöd wäre. Und blöd wäre ich, wenn ich schlechte Ware verkaufen würde.“

65 Mitarbeiter sind in den Monaten bis Silvester im Einsatz. „Deutlich mehr Bewerbungen als in den vergangenen Jahren“ habe er bekommen, sagt Reil. „Viele sind schon lange dabei.“ Was ihn Jahr für Jahr aufs Neue beeindruckt, ist der Einsatz der Lieferanten: „Ob das Bäcker und Metzger sind oder die Brauerei: Die packen alle mit an, zur Not auch in der Freizeit oder mit dem Privatauto, wenn wir was brauchen.“

Inzwischen ebenfalls Tradition im Winterdorf: Die Gute-Zweck-Hütte. Der Erlös, der dort erwirtschaftet wird, komme wieder dem Albert-Schweitzer-Hospiz zugute, sagt Reil.

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