Wilo-Chef fühlt sich in Hof "sauwohl"

Von Roland Töpfer
 Foto: red

Seine Pumpen machen mächtig Druck. Er selbst spürt keinen. „Ich hatte nie einen gefühlten Druck.“ Das ist schon verwunderlich. Denn Christian Dallmayr (41) hat Karriere gemacht, ist Chef des Wilo-Werks in Hof mit Verantwortung für viele weitere internationale Standorte. In Hof beschäftigt Wilo 500 Mitarbeiter, die jährlich 30.000 Pumpen bauen und 60 Millionen Euro erwirtschaften.

 
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Nein, schlecht geschlafen hat er noch nie, sagt Dallmayr. Wenn er das Werk verlässt, ist er „gedanklich frei“. Eine „gewisse Leichtigkeit“ trägt er in sich. Er sagt es, und man spürt sie. Woher hat er die bloß? „Keine Ahnung.“ Vom Meditieren vielleicht? Mit Meditation kann er abschalten. „Innerlich bin ich dann richtig leer.“

Im Allgäu aufgewachsen

Ruhezeit für das Gehirn ist das für ihn, der sich nach vier, fünf Stunden gut ausgeschlafen fühlt und das auch selbst „ganz komisch“ findet. In Förbau (Schwarzenbach/Saale) an der Förmitztalsperre hat sich Dallmayr mit seiner Familie häuslich niedergelassen. Feld, Wald, Wiesen – das mag er, weil er mit viel Natur im Allgäu aufgewachsen ist. Der gebürtige Mittelfranke (Neustadt/Aisch) zieht als kleiner Bub mit seinen Eltern nach Kempten. Dort wächst er auf, geht viel in die Berge. Er ist der Mittlere von drei Geschwistern. „Da lernt man entweder schnell essen oder teilen.“

Nach der Realschule ist er zunächst etwas orientierungslos, geht auf die Fachoberschule, macht eine Bauzeichner-Lehre und studiert schließlich an der Fachhochschule in Kempten (Wirtschaftsingenieur). 2002 beginnt er bei Fendt in Marktoberdorf. 2007 zieht es ihn 850 Kilometer weiter nördlich nach Wilhelmshaven zum Mobilkranbauer Grove („mein erster Auslandsaufenthalt, kulturell wie auch klimamäßig“). Ab 2010 arbeitet er für Wolffkran in Heilbronn. Anfang 2012 startet er bei Wilo in Hof.

70 Prozent Exportquote

Hier laufen die Geschäfte „außerordentlich gut“. Zehn Prozent Umsatzsteigerung im letzten Jahr, die operative Rendite liegt bei sechs Prozent. Produziert werden Pumpen für Trinkwasser, Abwasser, Schmutzwasser, die Ölförderung oder auch Rührwerke für Kläranlangen. Die meisten Pumpen sind Individualanfertigungen, nur etwa 20 Prozent reine Serienprodukte. 70 Prozent gehen in den Export. China ist mit 30 Prozent Umsatzanteil der wichtigste Einzelmarkt. In China, Indien, Russland, dem Irak und Afrika sieht Dallmayr für die nächsten Jahre die größten Potenziale. Urbanisierung und Industrialisierung fördern das Pumpengeschäft. In Havanna hat Wilo im letzten Jahr den Auftrag für die gesamte Trinkwasserversorgung abgearbeitet.

Bis zu 150 neue Jobs

Bis 2020 will Wilo in Hof von zuletzt 60 auf 100 Millionen Euro Umsatz wachsen. 100 bis 150 zusätzliche Arbeitsplätze sollen dafür geschaffen werden. Jobs, die nach Haustarif bezahlt werden, um, so Dallmayr, den Kostendruck aus Niedriglohnländern abfangen zu können. Vor allem in China und Indien gebe es schnell aufstrebende Hersteller, die man mit deutschem Engineering und konsequenter Kostenkontrolle in Schach halten will. Das Hofer Werk ist Teil der global aktiven Wilo SE (Dortmund), die mit 7500 Beschäftigten, davon 2600 in Deutschland, 1,2 Milliarden Euro umsetzt.

Die Wilo in Hof resultiert aus der Übernahme der EMU Unterwasserpumpen GmbH im Jahr 2003. Wilo ist seit 2011 eine Stiftung der Familie Opländer, die 90 Prozent der zuvor in Familienbesitz gehaltenen Aktien auf die Stiftung übertrug. Die Stiftung soll den Fortgang des Unternehmens sichern und Wissenschaft, Bildung, Kultur und Sport fördern.

In Hof fast zu warm

Dallmayr möchte am liebsten bis zur Rente in Hof bleiben. Hier hat er sich eingelebt, hier fühlt er sich „sauwohl“. Die Oberfranken sind herzlich und offen, direkt und freiheraus, sagt er. „Man weiß, wie man dran ist. Das ist auch meine Wesensart.“ Nicht einmal das oft kühle Hofer Wetter stört Dallmayr. „Mir ist es eigentlich fast etwas zu warm. Ich mag’s gern kalt.“