Fünf weitere Hunde befinden sich derzeit noch in der Tierklinik. „Sie bekommen Infusionen mit Vitamin K“, sagt die 33-Jährige. Damit soll offenbar die Blutgerinnung reguliert werden. Doch über den Berg sind ihre Vierbeiner noch nicht. Jederzeit könne es zu einem Schock kommen, die Tiere daran sterben. „Wir können jetzt nur hoffen“, sagt die Hundetrainerin.
Hetze im Internet
Vorwürfe kommen unterdessen von einigen Internetnutzern. Weil Deniz Inan zunächst lediglich von einer „Attacke“ schrieb und zur Vorsicht aufrief, hatten sich wilde Spekulationen im Netz verbreitet. Schnell war die Rede von „Todesstrafe für Tierschänder“ und Hassreden gegen fiktive Täter.
Auch die Verlinkung zu ihrer Hundeschule wurde als „Werbung“ und „Geschäftermacherei“ bezeichnet. Doch so ist sie nicht, sagt beispielsweise Monika Reißer, eine Kundin der Hundetrainerin. „Werbung hat Deniz nicht nötig“, sie käme schon so kaum noch hinterher.
Tatsächlich will die 33-Jährige kürzer treten. „Aus gesundheitlichen Gründen“, wie sie selbst sagt. Ihr Facebookposting hat sie am Donnerstag bewusst über ihre Hundeseite gepostet, weil viele Menschen schon angefragt haben und sich der Vorfall „wie ein Lauffeuer“ ausgebreitet habe. “
In meiner emotionalen Lage hatte ich das Wörtchen Tier vergessen“, sagt sie. Ein bedauerlicher Fehler, der ihr leid tue. Sie habe es bereits geändert. Böse Absichten habe sie nicht verfolgt. Viele User dachten, dass ein Mensch für die Attacke verantwortlich sei.
Schneller Rückzug angesagt
„Wildschweine sind von Natur aus keine aggressiven Tiere“, sagt Thomas Schreder, Pressesprecher im Bayerischen Jagdverband. Er gehe davon aus, dass die drei Bachen in der Nähe ihre Frischlinge im so genannten Kessel abgelegt haben und auf Nahrungssuche waren. „Treffen sie dabei auf Menschen oder Hunde, versuchen die Muttertiere ihr Revier zu verteidigen“, so Schreder. Meistens sei es damit getan, wenn man dann zügig und besonnen den Rückzug antritt. Gerade freilaufende Hunde würden jedoch wie eine Bedrohung für die Bachen wirken.
Im Fall von Deniz Inan waren die Hunde auch ohne Leine unterwegs. Die trainierten Hunde seien „in Formation“ gelaufen, sagt die 33-Jährige. Der Vorfall habe sich erst in Sichtweite zum Auto zugetragen. „Wären sie angeleint gewesen, dann hätte ich die Leinen losgelassen bzw wären die Schweine direkt in mich reingelaufen“.
„Dort wo der Hintern der Sau hinzeigt, in der Richtung sind die Frischlinge versteckt“, sagt Reporter24-Jagdexperte Michael Reichert. Man solle dann gelassen in 180 Grad den Rückzug antreten. Man solle bei einem Angriff vermeiden, dass die Tiere zwischen die Beine der Menschen geraten. Ein Schlagadertreffer verläuft dann im Regelfall tödlich. Leinenpflicht bei Hunden sei jedoch unumgänglich, so der Experte. Gerade bei mehreren Hunden auf einem Haufen ist dann die mutmaßliche Rudelbildung keine mehr so große Provokation für die Wildschweine. Mitte Mai sei die empfindliche Phase dann zu Ende.