Bachen töten Hund und verletzten Frau

Markus Roider
 Foto: red

Zu einem dramatischen Vorfall kam es gestern am Letten bei Lauf an der Pegnitz. Eine Wildschweinrotte soll auf eine Hundetrainerin und ihre sechs Vierbeiner losgegangen sein. Mindestens ein Hund sei gestorben, fünf weitere müsse man „intensiv betreuen“. 

 
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Deniz Inan ist Hundetrainerin und selbst Halterin von mehreren Hunden. Am Letten, zwischen Lauf und Diepersdorf, geht sie mit ihren Vierbeinern gerne spazieren. Es seien herrliche Wege, abseits der Straße. Und auch wenn man sich nahe der Autobahn befindet, so wirke die Umgebung beruhigend und idyllisch. Doch am Montagabend war es mit dieser Idylle plötzlich vorbei. Gegen 19.30 Uhr seien drei Wildschweine aus dem Wald gekommen. Offenbar drei Bachen, wie uns Jagdexperten berichten, denn sonst wäre die Begegnung noch viel schlimmer ausgegangen.

Doch was der 33-jährigen Tiertrainerin passiert ist, sprengt bereits jede Vorstellungskraft. Die Wildtiere hätten unvermittelt angegriffen. „Frischlinge waren nicht zu sehen“, sagt die Hundehalterin im Gespräch mit unserer Zeitung. Doch die Bachen seien sehr aufgebracht gewesen, als die 33-Jährige mit ihren Hunden auf dem Weg stand.

Den Angriff versuchte Deniz abzuwehren. Sie ging dazwischen, „um die Hunde zu schützen“, wie sie sagt. Im Nachhinein wohl lebensmüde, wie sie selbst sagt. Doch vermutlich würde sie es wieder machen. Dabei wurde auch die Tiertrainerin nicht unerheblich verletzt. Zahlreiche Prellungen, Schwellungen und Hämatome. Auch eine Biss – bzw. Risswunde habe sie laut eigenen Angaben erlitten. Arme und Beine sind blau von den vielem Hämatomen.

Socke hat den Angriff nicht überlebt

Während Deniz Inan über der Vorfall spricht, überkommen sie die Tränen. Nicht nur weil die Anspannung abfällt. Ihr neun Jahre alte Mischlingshündin „Socke“ hat den Übergriff nicht überlebt. Die inneren Blutungen waren zu schwer und offenbar platzte bei dem Angriff der Wildschweine auch noch ein Tumor, der bislang unentdeckt war.

Fünf weitere Hunde befinden sich derzeit noch in der Tierklinik. „Sie bekommen Infusionen mit Vitamin K“, sagt die 33-Jährige. Damit soll offenbar die Blutgerinnung reguliert werden. Doch über den Berg sind ihre Vierbeiner noch nicht. Jederzeit könne es zu einem Schock kommen, die Tiere daran sterben. „Wir können jetzt nur hoffen“, sagt die Hundetrainerin.

Hetze im Internet

Vorwürfe kommen unterdessen von einigen Internetnutzern. Weil Deniz Inan zunächst lediglich von einer „Attacke“ schrieb und zur Vorsicht aufrief, hatten sich wilde Spekulationen im Netz verbreitet. Schnell war die Rede von „Todesstrafe für Tierschänder“ und Hassreden gegen fiktive Täter.

Auch die Verlinkung zu ihrer Hundeschule wurde als „Werbung“ und „Geschäftermacherei“ bezeichnet. Doch so ist sie nicht, sagt beispielsweise Monika Reißer, eine Kundin der Hundetrainerin. „Werbung hat Deniz nicht nötig“, sie käme schon so kaum noch hinterher.

Tatsächlich will die 33-Jährige kürzer treten. „Aus gesundheitlichen Gründen“, wie sie selbst sagt. Ihr Facebookposting hat sie am Donnerstag bewusst über ihre Hundeseite gepostet, weil viele Menschen schon angefragt haben und sich der Vorfall „wie ein Lauffeuer“ ausgebreitet habe. “

In meiner emotionalen Lage hatte ich das Wörtchen Tier vergessen“, sagt sie. Ein bedauerlicher Fehler, der ihr leid tue. Sie habe es bereits geändert. Böse Absichten habe sie nicht verfolgt. Viele User dachten, dass ein Mensch für die Attacke verantwortlich sei.

Schneller Rückzug angesagt 

„Wildschweine sind von Natur aus keine aggressiven Tiere“, sagt Thomas Schreder, Pressesprecher im Bayerischen Jagdverband. Er gehe davon aus, dass die drei Bachen in der Nähe ihre Frischlinge im so genannten Kessel abgelegt haben und auf Nahrungssuche waren. „Treffen sie dabei auf Menschen oder Hunde, versuchen die Muttertiere ihr Revier zu verteidigen“, so Schreder. Meistens sei es damit getan, wenn man dann zügig und besonnen den Rückzug antritt. Gerade freilaufende Hunde würden jedoch wie eine Bedrohung für die Bachen wirken.

Im Fall von Deniz Inan waren die Hunde auch ohne Leine unterwegs. Die trainierten Hunde seien „in Formation“ gelaufen, sagt die 33-Jährige. Der Vorfall habe sich erst in Sichtweite zum Auto zugetragen. „Wären sie angeleint gewesen, dann hätte ich die Leinen losgelassen bzw wären die Schweine direkt in mich reingelaufen“.

„Dort wo der Hintern der Sau hinzeigt, in der Richtung sind die Frischlinge versteckt“, sagt Reporter24-Jagdexperte Michael Reichert. Man solle dann gelassen in 180 Grad den Rückzug antreten. Man solle bei einem Angriff vermeiden, dass die Tiere zwischen die Beine der Menschen geraten. Ein Schlagadertreffer verläuft dann im Regelfall tödlich. Leinenpflicht bei Hunden sei jedoch unumgänglich, so der Experte. Gerade bei mehreren Hunden auf einem Haufen ist dann die mutmaßliche Rudelbildung keine mehr so große Provokation für die Wildschweine. Mitte Mai sei die empfindliche Phase dann zu Ende.

 

 

 

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