Wildschäden: Jagdgenossen schlagen Alarm

Von Moritz Kircher
Wildschweine im Wald: Die Rotten werden immer größer, die Schäden, die die Tiere in der Landwirtschaft verursachen, steigen. Foto: Ronald Wittek Foto: red

Es gibt immer mehr Wildschweine und deshalb auch immer mehr Wildschäden auf Äckern und Wiesen. Dafür müssen die Jagdgenossenschaften gerade stehen. Die Jagdgenossenschaft Busbach schlägt nun Alarm. Sie fürchtet, dass es bald existenzbedrohend wird. Vor dem Amtsgericht Bayreuth hat sie nun ein Urteil erstritten, das sie zumindest von einem Teil der Kosten befreit.

 
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Im Verlauf der Verhandlung am Freitagmorgen hatte der Richter mehrfach einen Vergleich angeboten, um die Sache aus der Welt zu schaffen. Aber um einen Vergleich ging es dem Genossenschaftsvorsitzenden Friedrich Müller gar nicht. Es ging ihm auch nicht um die rund 1700 Euro für den Wildschaden, der Gegenstand der juristischen Auseinandersetzung war. Es ging ihm im viel mehr. "Ich wollte ein Urteil haben." Damit will er ein Zeichen für die Zukunft setzen - für alle Jagdgenossenschaften.

"Für die Jäger ist das eine wahnsinnige Herausforderung"

Das Anliegen von Müller und dessen Anwalt Volker Hampel hatte auch der Richter, nach eigenem Bekunden selbst Jäger, verstanden. Die Jagdgenossenschaften stehen vor einem Problem, erklärte Müller nach der Verhandlung im Gespräch mit dem Kurier. Die steigende Zahl von Wildschweinen führe zu immer mehr Schäden auf Wiesen und Äckern. "Für die Jäger ist das eine wahnsinnige Herausforderung", sagt Müller, selbst Jäger und Landwirt.

Adolf Reinel, Vorsitzender des Jägervereins Bayreuth, teilt die Einschätzung, dass es in der Region immer mehr Schwarzwild gibt. Im Vergleich zu den Vorjahren steigen die Zahlen bayernweit. Waren es im Freistaat im Jagdjahr 1990/91 noch rund 17.000 geschossene Wildschweine, stieg die Zahl bis zum vergangenen Jahr mit einigem Auf und Ab auf mehr als 85.000.

Jagdgenossen haften auch bei leerer Kasse für Wildschäden

Was die Tiere an Schäden auf den Feldern und Wiesen der Bauern anrichten, müssen die Jagdgenossenschaften aus ihrer Kasse zahlen. Und wenn die irgendwann einmal leer ist? Dann müsse er das fehlende Geld von seinen Mitgliedern eintreiben, sagt Friedrich Müller. Aber das will er unbedingt verhindern. Und deshalb hat er nun das Urteil erstritten. Dieses ergeht zwar formal erst in ein paar Wochen. Aber der Richter machte bereits klare Andeutungen, wohin die Reise geht.

Vor Gericht standen sich die Jagdgenossenschaft als Klägerin und eines ihrer eigenen Mitglieder als Beklagter gegenüber. Der Vorwurf: Das Genossenschaftsmitglied habe seine Pflichten verletzt. Der Mann habe um ein Maisfeld in seinem Revier keinen Elektrozaun aufgestellt, um Wildschweine abzuhalten. Die Kosten für einen dadurch entstandenen Schaden sollen deshalb nicht auf die Genossenschaft umgelegt werden. Zumal diese sogar mobile Zäune besitze, die sie kostenlos an ihre Mitglieder ausgebe.

Es geht um die Existenz der Jagdgenossenschaft

Der Beklagte argumentierte vor Gericht, der Aufwand für das Aufstellen und die Wartung eines Zaunes seien ihm nicht zuzumuten. Im streitigen Fall ging es um einen 2,3 Kilometer langen Zaun. Aufstellen allein reiche nicht. Der Zaun müsse auch kontrolliert werden. Und mehrmals im Jahr müsse das Gras unter dem Zaun geschnitten werden, damit das hoch wachsende Gras den Strom nicht ableite und damit die Batterie leer saugt.

"Bis auf zwei Jagdgenossen haben das alle gemacht", argumentierte Müller vor Gericht. Wenn künftig mehr Mitglieder sich aus dieser Verantwortung zögen und dadurch die Wildschäden immer größer würden, "geht es um die Existenz der Jagdgenossenschaft". Der Richter folgte weitgehend der Argumentation der Klageseite. Im Urteil wird es wahrscheinlich darauf hinauslaufen, dass sich die Jagdgenossenschaft und ihr beklagtes Mitglied die Kosten hälftig teilen werden.

Kosten nicht auf die Allgemeinheit abwälzen

Ein Urteil, mit dem Müller zufrieden wäre. Denn davon erhofft er sich eine Signalwirkung: Wer sich seiner Verantwortung entzieht, kann die Kosten für Wildschäden nicht auf die Allgemeinheit der Genossenschaft abwälzen. "Jeder soll wissen, dass man etwas dafür tun muss, um die Wildschäden gering zu halten", sagt der Genossenschaftsvorsitzende im Kurier-Gespräch. Auf lange Sicht helfe aber nur eines: mehr Wildschweine jagen. Da dürfe sich der Jagdverband auf Dauer effektiveren Methoden nicht verschließen.

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