Wie krank sind die Bayreuther?

Von Andrea Pauly
Symbolfoto: Foto: Patrick Pleul/dpa Foto: red

Der Anteil der Arbeitnehmer, die an Krebstumoren erkranken, ist in Bayreuth und Umgebung deutlich höher als im Rest von Bayern. Das zeigen die Statistiken der DAK aus dem Jahr 2015. Woran das liegt, darüber gibt es keine wissenschaftliche Aussage. Allerdings hat Matthias Gabeli, Leiter der Serviceregion Oberfranken bei der DAK, eine Vermutung.

 
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„Männer sind anders krank als Frauen“, sagt Matthias Gabeli. Die Auswertung hat ergeben: Frauen sind tendenziell etwas häufiger krank geschrieben als Männer, aber nicht länger. Große Unterschiede zwischen Männern und Frauen gibt es bei den psychischen Erkrankungen, Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Krebs

Die Fehltage, die wegen der Behandlung von bösartigen Tumoren entstanden sind, liegen bei 71 bei den Männern und 101 bei den Frauen pro 100 Arbeitnehmern. Der Unterschied bei den Geschlechtern bedeutet aber nicht, dass Frauen öfter an Krebs erkranken, sondern eher früher. Die Differenz liegt nach Angaben von Gabeli vor allem in den Krebsarten begründet: „Brustkrebs tritt oft noch während der Erwerbstätigkeit auf. Prostatakrebs entsteht meistens erst nach dem Arbeitsleben“. Die Tumorerkrankungen sind aber gerade einmal für 5,6 Prozent der Fehltage verantwortlich.

Herz-Kreislauf-System

Sehr deutlich ist der Unterschied zwischen Männern und Frauen. Während bei den Männern 84 Fehltage pro 100 Versicherten wegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen anfallen, sind es bei den Frauen 44 Tage – beinahe die Hälfte.

Im Landesvergleich

Bayreuth liegt bei allen untersuchten Krankenheitsarten über dem Landesdurchschnitt – bis auf eine: den psychischen Erkrankungen. „Die Oberfranken sind auch nicht verrückter als andere Bayern“, kommentiert der Ärztliche Direktor des Bayreuther Bezirkskrankenhauses, Dr. Manfred Wolfersdorf, dieses Ergebnis. Wegen körperlicher Probleme melden sich die Versicherten aus Bayreuth und Umgebung häufiger krank als andernorts in Bayern. Am deutlichsten ist der Unterschied bei den Muskel-Skelett-Erkrankungen. Dort liegt die Zahl der Krankmeldungstage fast 40 Prozent über dem Landesdurchschnitt; bei den Tumoren sind es 37 Prozent darüber. Auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind in Bayreuth und Umgebung häufiger Grund für Arbeitsunfähigkeit als in anderen Gegenden im Freistaat.

Warum das so ist, weiß Matthias Gabeli nicht – es gibt keine wissenschaftliche Begründung. Aber er vermutet: „Das liegt am hohen Durchschnittsalter in der Region“. Ältere Menschen erkrankten öfter. Und weil das Durchschnittsalter in den Städten niedriger sei als in Oberfranken, sei dort der Anteil der Krebs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen niedriger. Das gilt nicht nur für Bayreuth, sondern für einen ganzen Landstrich in Bayern: Die Morbidität, also die Häufigkeit von Krankheiten, „ist entlang des Frankenwaldes am höchsten“, sagt der DAK-Sprecher.

 

 

Entwicklung

Der Krankenstand in Bayreuth und Umgebung ist stabil auf dem Vorjahresniveau, während er in Bayern und Deutschland leicht gestiegen ist. Aber: In Bayreuth registriert die DAK allgemein mehr Arbeitsunfähigkeitstage. Von 1000 Versicherten sind am Tag im Durchschnitt 42 krank geschrieben. Die gleichen Werte haben

Grund für Fehltage

An der Spitze liegen Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems wie Rückenprobleme. Sie sind der Grund für mehr als ein Viertel aller Fehltage. An zweiter Stelle folgen Atemwegserkrankungen, wozu auch die Erkältungen zählen. Sie sind Ursache für 14,9 Prozent der Fehltage. Verletzungen machen mit 13,5 Prozent an dritter Stelle, gefolgt von psychischen Krankheiten mit 12,5 Prozent.. „Das ist die klassische Aufteilung“, sagt Gabeli.

 

 

Verhalten bei Krankheit

Männer gehen nicht so oft zum Arzt wie Frauen. Knapp 84 Prozent der Männer und 94 Prozent der Frauen waren 2015 mindestens einmal beim Doktor. Das heißt aber nicht, dass männliche Arbeitnehmer öfter krank zur Arbeit gehen als weibliche, im Gegenteil: 65 Prozent der Frauen sind im vergangenen Jahr mindestens einmal krank am Arbeitsplatz erschienen, 60 Prozent der Männer. Die drei wichtigstens Gründe sind bei beiden Geschlechtern die gleichen: Die meisten wollten ihre Kollegen nicht hängen lassen, fühlten sich trotz Beschwerden arbeitsfähig oder mussten ihre Arbeit fertig bekommen. Auch die Angst vor negativen Folgen durch Abwesenheit spielt eine Rolle, wenn Arbeitnehmer trotz Krankheit zum Dienst erscheinen.

Der Gesundheitsreport

Seit Jahrzehnten stellt die DAK in Bayern jährlich einen Gesundheitsbericht zusammen, seit sechs Jahren ist dieser regional aufgeschlüsselt. Für den Report aus Bayreuth und Umgebung hat die DAK die Daten von 7870 Versicherten genutzt. In die Statistik fließen nur Versicherungsnehmer ein, die arbeitsfähig oder erwerbstätig sind.

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