Wie es mit den Stromleitungen weitergeht

Von Moritz Kircher
Prototypen eines Erdkabels unter einer Hochspannungsleitung. Symbolfoto: Julian Stratenschulte/dpa Foto: red

Zwei große Stromleitungen sollen in der Region in den kommenden Jahren gebaut werden. Die Gleichstromtrasse Südostlink und der Ostbayernring. Bei den Protesten gegen Südostlink scheint nur die Ruhe vor einem neuen Sturm der Gegner zu herrschen. Und eine Aussage von Landrat Hermann Hübner nährt die Hoffnung, dass der Landkreis Bayreuth bei den Planungen außen vor bleibt.

 
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Der Sachstand bei Südostlink

"Ich gehe nicht davon aus, dass der Landkreis Bayreuth von der Trassenplanung tangiert wird", sagte Landrat Hermann Hübner vor kurzem bei einem öffentlichen Auftritt. Die Topografie sei bei der Bayreuther Trassenvariante schwieriger, begründet er auf Kurier-Nachfrage seine Einschätzung. Derzeit gibt es für die Gleichstromtrasse Südostlink, die von Wolmirstedt (Sachsen-Anhalt) an den bayerischen Kernkraftwerksstandort Isar bei Landshut führen soll, zwei Hauptvarianten. Eine führt über das östliche Fichtelgebirge, die andere im Westen an Bad Berneck, Goldkronach, Bayreuth, Weidenberg und Speichersdorf vorbei.

Die Trasse für den Ostbayernring und die mögliche Trasse für Südostlink

"Es gibt nach wie vor die beiden Hauptvarianten", sagt Sprecher Markus Lieberknecht vom Übertragungsnetzbetreiber Tennet. Es könne jetzt noch keine Aussage gemacht werden, welche der beiden Varianten am Ende den Vorzug erhält. Tennet muss allerdings der Bundesnetzagentur (BNetzA) eine Haupttrasse vorschlagen. Das soll im März passieren. Lieberknecht: "Was die Bundesnetzagentur daraus macht, können wir nicht sagen."

Kurz darauf will Tennet den Antrag auf Bundesfachplanung stellen - der nächste formale Schritt auf dem Weg zum Leitungsbau. Im Verlauf dieser Planung entscheidet die BNetzA, welcher Korridor den Vorzug erhält. Ein Ergebnis wird nach aktuellem Stand der Dinge erst in knapp zwei Jahren erwartet. "Erst dann werden wir Klarheit haben", sagt Markus Lieberknecht. Und dann beginnt Tennet mit der Detailplanung für die Leitung.

Der Sachstand beim Ostbayernring

Das Verfahren beim Ostbayernring ist schon einen Schritt weiter. Der Ostbayernring ist eine bestehende Stromleitung zwischen den Umspannwerken Redwitz und Schwandorf, die auf ihrer Länge von 185 Kilometer quer durch den Landkreis Kulmbach verläuft. Und weil es ein rein bayerisches Leitungsbauprojekt ist, ist der Ablauf auch ein anderer. Zuständig für die Genehmigung ist nicht die BNetzA, sondern die Regierungen von Oberfranken und der Oberpfalz.

Die Leitung, die in den 1970er-Jahren gebaut wurde, ist heute häufig überlastet. So nah wie möglich an der bestehenden Trasse soll deshalb eine neue gebaut und danach die alte abgerissen werden. Die Transportkapazität der neuen Leitung soll um etwa das Zweieinhalbfache höher liegen, sagt Ina-Isabelle Haffke, Bürgerreferentin bei Tennet.

Schon im Verlauf des Raumordnungsverfahrens hatte Tennet die Bürger in die Trassenplanung eingebunden, wo die bestehende Leitung nah an Ortschaften vorbei führt. So zum Beispiel im Marktleugaster Ortsteil Neuensorg. Die neue Leitung soll nun in einem weiteren Abstand an der Ortschaft vorbei führen als die alte. Das Ziel von Tennet: überall ein Mindestabstand von 400 Metern zu geschlossenen Orten. Thomas Erhardt-Unglaub, bei Tennet für die Planung der Leitung zuständig, sagt: "Die Mindestabstände haben nichts mit den einzuhaltenden Grenzwerten zu tun." Diese würden nicht nur überall eingehalten, sondern "deutlich unterschritten".

Weil bei heutigen Trassenplanungen mehr Rücksicht auf den Naturschutz, den Landschaftsschutz und Ortschaften genommen wird, als noch vor Jahrzehnten, ergibt sich beim neuen Ostbayernring und ein Zickzackverlauf, der ins Geld geht. Denn überall dort, wo eine Stromleitung die Richtung wechselt, müssen die Masten massiver gebaut werden, um höhere Belastungen auszuhalten. Die durchschnittlichen Kosten für einen Kilometer Freileitung beziffert Ina-Isabelle Haffke auf rund 1,5 Millionen Euro.

Bürgerproteste gegen den Leitungsbau

Bei den Planungen zum Ostbayernring blieb es bis dato relativ ruhig. Der Bedarf für die Leitung wurde von Bürgern kaum in Frage gestellt. Ganz anders bei der Gleichstromleitung Südostlink. Dort hatten sich kurz nach der Vorstellung der Pläne im Jahr 2014 massive Bürgerproteste entwickelt, die bis heute anhalten. Momentan ist es ruhig. Doch die Bürgerinitiativen sind in Lauerstellung.

"Es ist momentan schwierig, zu agieren", sagt Markus Bieswanger von "Pegnitz unter Strom". Es gebe aktuell keine konkreten Ansatzpunkte. Bieswanger und seine Mitstreiter bezweifeln aber nach wie vor den Bedarf für das Milliardenprojekt Südostlink. Birgit Küfner von der Bürgerinitiative Bayreuth Süd-Ost sieht es ebenso. "Für uns ist die Notwendigkeit nicht nachgewiesen. Daran ändert auch die kooperative Haltung von Tennet nichts."

Die Bürgerinitiativen gegen Südostlink sind vernetzt. Die Pegnitzer Gruppierung war in der Vergangenheit eine der aktivsten. Und auch wenn Pegnitz aus allen aktuellen Trassenkorridoren rausfällt, kündigt Markus Bieswanger an, die anderen Bürgerinitiativen weiterhin zu unterstützen.

 

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