Die erfolgreiche Razzia im Anfang März in Tschechien spricht dafür, dass die Bande sich jenseits der Grenze sicher fühlte. Die Großaktion deutscher und tschechischer Polizisten und Staatsanwälte war von langer Hand vorbereitet worden. KPI/Z-Chef Kauper sprach gegenüber unserer Zeitung von einer "langen, vertrauensvollen Zusammenarbeit" mit tschechischen Behörden, die aufgrund des Crystal-Meth-Schmuggels seit Jahren ausgebaut werde. der Coburger Staatsanwalt Christian Pfab erklärte, beim Coburger Amtsgericht seien rund 100 Beschlüsse erlassen worden, viele davon seien im Wege der Rechtshilfe an die tschechischen Behörden übermittelt worden.
Eine professionelle Verwertungskette
Bei der Razzia stellten die KPI/Z-Ermittler fest, was sie seit langem vermutet hatten: dass die Verwertungskette der gestohlenen Auto auch in Tschechien genauso professionell betrieben wurde wie die Diebstähle in Deutschland. In den angeschlossenen Werkstätten und Lagern fanden die Ermittler einen Zerlegebetrieb, Regale voller Autoteile und bereits umfrisierte Fahrzeuge. Papiere, Stempel, Typenschilder, Motornummern, Zündschlüssel - die kriminelle Organisation hatte die Tarnung und Fälschung der umfrisierten Fahrzeuge bis ins kleinste Detail durchdacht. Und die Diebe waren schnell, wie Alfred Kauper sagt: "Bei der Razzia fanden wir einen Motorblock, der drei Tage zuvor noch in seinem Originalauto auf deutschen Straßen unterwegs war."
Kauper erklärte auf Anfrage, dass an dem Fall vier Sachbearbeiter seiner Dienststelle als Hauptermittler arbeiten. Sie bekamen und bekommen Unterstützung von Computerexperten, die Daten auswerten oder von Kfz-Experten, die auch beste Manipulationen erkennen. Kauper ließ durchblicken, dass seine Ermittler in dem Fall bis an die Grenzen des Möglichen gegangen seien - was sich nach Ansicht von Staatsanwalt Pfab aber durchaus gelohnt hat: "Ich bin überzeugt, dass wir die ganze Organisation zerschlagen haben. Immerhin haben wird den Haupttäter geschnappt." Für Pfab ist es ein besonderer Erfolg, dass dieser Drahtzieher, der "noch nie deutschen Boden betreten und der alle Rechtsmittel in Tschechien ausgeschöpft hat", nach Deutschland ausgeliefert worden sei. Pfab sagte, es sei dennoch eine besondere Belastung für die Coburger Anklagebehörde, den Fall zentral zu übernehmen. Zwei der elf Staatsanwälte seien mit dem Verfahren befasst.
Im November soll ein erster Prozess gegen zwei Mitglieder der Bande stattfinden. 13 Verhandlungstage hat die große Strafkammer des Landgerichts Coburg hierfür angesetzt.