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Bayreuther Gleichstellungsbeauftragte über Alltagssexismus Wenn Männer Macht demonstrieren

Von Amelie Wollny
 Foto: red

Wo hört der lustige Witz, das Kompliment auf und wo fängt die sexuelle Anzüglichkeit oder gar Belästigung an? Wann lacht eine Frau über einen sogenannten „Herrenwitz“, ab wann fühlt sie sich unwohl, wann wird ihr richtig schlecht? Seit dem „Stern“-Bericht, in dem eine Journalistin über die anzüglichen Bemerkungen des FDP-Politikers Rainer Brüderle schrieb (der Kurier berichtete), diskutiert Deutschland über Alltagssexismus.

 
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Die Debatte ist ein Minenfeld, eine riesige Grauzone. „Es ist eine sehr, sehr subjektive Angelegenheit“, sagt Irene Münch, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Bayreuth, zögerlich. Bei ein und demselben Spruch fühle sich die eine Frau belästigt, die nächste lache darüber. „Aber wenn jemand verletzt wurde durch so einen Spruch, dann ist das so, und dann ist das auch ein reelles Problem.“ Darin sind sich die befragten Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten aus Bayreuth einig.

Wo die Grenze zwischen blödem Spruch und sexistischer Anzüglichkeit liegt, kann jede Frau nur für sich entscheiden. „Und das Bedürfnis, davon zu erzählen, ist ganz klar da“, sagt Münch. „Das sieht man doch an den Tausenden Einträgen im Internet.“ Das sei ein Thema, das viele Frauen belaste, sagt Professor Birgitta Wöhrl, Frauenbeauftragte an der Universität Bayreuth. „Und: Ja, es gibt wichtigere Probleme auf der Welt, mein Gott – aber es ist doch sehr wichtig, wie man mit Frauen in unserer Gesellschaft umgeht. Oder nicht?“

Zwischen Kavaliersdelikten und Straftaten

Es ist eine Diskussion, in der die Grenzen nicht klar abgesteckt zu sein scheinen. Die einen reden von „Herrenwitzen“, also Kavaliersdelikten. Die anderen von sexueller Belästigung, Beleidigung – das kann sogar eine Straftat sein. Der Diskussionsgegenstand bewegt sich irgendwo dazwischen. Es wird auch diskutiert, ob die Debatte an sich überhaupt Sinn macht. „Leider haben viele Männer gar nicht das Bewusstsein, was sie mit ihren Sprüchen bei einer Frau anrichten können“, sagt Münch. „Für sie ist das oft einfach nur ein Kompliment, und sie verstehen nicht, dass das nicht angemessen ist. Daher glaube ich: Klar bringt diese Diskussion etwas, denn sie erreicht wirklich alle, Zeitungsleser, Internet-Benutzer, Männer, Frauen.“

Macht. Abhängigkeit. Angst. Respektlosigkeit. Diese Begriffe tauchen immer wieder auf im Gespräch mit den Gleichstellungsbeauftragten und der Frauenbeauftragten. „Einige Männer wollen wohl ihre Macht demonstrieren“, sagt Ingrid Gleißner-Klein, Gleichstellungsbeauftragte des Landratsamtes in Bayreuth. „Vor allem wenn Frauen in einem Abhängigkeitsverhältnis sind, zum Beispiel bei dem Dozenten weiter Kurse besuchen müssen, fällt es ihnen schwer, sich zu wehren“, sagt Wöhrl.


Den ausführlichen Artikel lesen Sie in der Dienstagsausgabe (29. Januar) des Kuriers.)

Foto: Harbach

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