Wenn es brenzlig wird: Bundespolizei

Von Andrea Pauly

Noch nie sind die Bayreuther Bundespolizisten so gefordert worden wie in den Jahren 2015 und 2016. Die Einsatzstunden haben sich im Vergleich zu den Vorjahren nahezu verdoppelt. Vier Themen beschäftigen die Beamten dabei besonders: Terrorgefahr, Flüchtlinge, Demonstrationen -  und Fußballspiele.

 
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"Am meisten Gedanken macht uns die abstrakte Terrorgefahr", sagt Dieter Hader, der Abteilungsführer der Bundespolizei in Bayreuth, "und zwar eben weil sie abstrakt ist." Dem tritt die Bundespolizei demnächst mit einer neuen speziellen Einheit entgegen: der BFE+ (Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit Plus). Derzeit befinden sich 25 Beamte aus Bayreuth bei der GSG9 in einer Weiterbildung für die BFE+, weitere 25 Beamte sollen folgen. Die neue Einheit erhält eine Zusatzausbildung und eine Zusatzausstattung, um im Fall eines Terroranschlags oder einer terroristischen Bedrohung sofort tätig werden zu können - und zwar bundesweit.

Die Belastung steigt

Diese neue Aufgabe der Bundespolizei ist eine zusätzliche. Die Belastung ist in den vergangenen eineinhalb Jahren massiv angestiegen, sagt Veit Diettrich, der bei der Bundespolizei in Bayreuth für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. Durchschnittlich 220 Überstunden habe jeder Beamte. "Einzelne Kollegen haben weit über 500 Überstunden", sagt Diettrich.

Wasserwerfer in Aktion

Die Bayreuther Bundespolizei ist deutschlandweit im Einsatz, um brenzlige Situationen zu entschärfen, Menschen zu schützen oder Randalierer aufzuhalten. Dabei arbeiten die Beamten aus Oberfranken mit Kollegen der anderen neun Bundespolizei-Stationen in der Republik zusammen. Die Beamten aus Deggendorf zeigten auf dem Gelände der Bundespolizei in Bayreuth, wie die neue Generation der Wasserwerfer arbeitet, die auch den Beamten aus Oberfranken bei Einsätzen Sicherheit bietet.

 

Anlass war ein Treffen für Partner der Bundespolizei in den Behörden, Verwaltungen und der Wirtschaft. Sie bekamen den Wasserwerfer, der eine Million Euro wert ist, aus der Nähe zu sehen. Zielgenau können die Beamten im Fahrzeug steuern, wie viel Wasser in welcher Stärke wohin spritzt – die Zuschauer erlebten in einer Vorführung, wie Ziele vom Wasserstrahl erfasst wurden, während einen Meter daneben stehen blieben. Mit Selbstschutzdüsen kann das Fahrzeug sich selbst löschen – etwa wenn Angreifer Molotowcocktails auf das Dach werfen. Deutschlandweit gibt es 43 dieser Fahrzeuge, davon sind 15 im Besitz der Bundespolizei.

Rechtsextreme und Pegida

Im Jahr 2015 waren die Bayreuther Bundespolizisten bei 48 verschiedenen Anlässen im Einsatz. Allein 16 Mal unterstützten die Bayreuther Beamten die Polizei bei "Pegida" in Dresden und  "Legida" in Leipzig. Bei Aufmärschen Rechtsextremer waren die Oberfranken in Hamburg, Leipzig, Köln, Dortmund, Magdeburg, Singen und Würzburg im Einsatz.

Spezialisiert auf besonders gefährliche Täter

Die Bundespolizisten übernehmen den Transportschutz zum Beispiel bei Castor-Einsätzen sowie Absperrung und Überwachung bei Katastrophen. Spezialisiert sind die Einsatzkräfte aus Oberfranken auf  Durchsetzung von Haftbefehlen und Durchsuchungsbeschlüssen sowie die Vorführung von besonders gefährlichen Straftätern. Und auch die ursprünglichen Aufgaben des einstigen Bundesgrenzschutzes bestehen bis heute: Einsätze in der Bahn und an Bahnhöfen und an den Grenzen.

Verpflegung von 5600 Bundespolizisten

Für eine Ausnahmesituation sorgte im vergangenen Jahr der G7-Gipfel in Elmau. Die Abteilung war bei diesem Großeinsatz für die Logistik zuständig. "Damit lag die Unterbringung, Verpflegung und der Transport von bis zu 5600 Bundespolizisten in der Verantwortung der Bayreuther Bundespolizei", sagt Veit Diettrich. Mitarbeiter der Einsatzhundertschaften kamen zur Unterstützung des Bundeskriminalamtes auch direkt am Schloss Elmau zum Einsatz.

Bei der Eröffnung der Europäischen Zentralbank waren alle verfügbaren Bayreuther Bundespolizisten im März 2015 in Frankfurt am Main. Dort kam es zu schweren Ausschreitungen mit Festnahmen wegen Landfriedensbruch, Sachbeschädigung und Körperverletzung.

Von Fußball bis Außenminister-Treffen

Weitere Einsätze absolvierten die oberfränkischen Bundespolizisten beim G7-Außenministertreffen in Lübeck, bei Versammlungen in Saalfeld, Erfurt und Jena, bei Staatsbesuchen in Berlin und der Sicherheitskonferenz in München. Auch in Sachsen-Anhalt und Sachsen waren die Bayreuther Bundespolizisten im Einsatz. Bei Fußballspielen musste die Bundespolizei für Sicherheit sorgen, damit Fußballstörer, verfeindete Fans oder rivalisierende Gruppen nicht außer Kontrolle gerieten.

"Bearbeitungsstraße" für Flüchtlinge

Die Belastung wird nicht weniger: Seit Juli unterstützen die Bayreuther Bundespolizisten insbesondere die Kollegen in Passau und Rosenheim. Die Mannschaft aus Oberfranken hat dort  "Bearbeitungsstraße" in Rosenheim eingerichtet, in der die grenzpolizeiliche Sachbearbeitung der Migranten stattfindet. Aufgrund der Grenzkontrollen sind die Bayreuther außerdem in Freilassing und  Bad Reichhall im Einsatz. Aufgrund der Inbetriebnahme eines neuen Terminals und dem damit verbundenen erhöhten Personalbedarf, verrichteten regelmäßig Bayreuther Bundespolizisten ihren Dienst am Frankfurter Flughafen.

Hinzu kommt, dass für die Ausbildung der jungen Bundespolizisten trainierte Kräfte abgezogen werden. "Die Ausbilder fehlen uns in den Abteilungen", sagt Dieter Hader. "Das merken wir."

Von Bagdad bis Washington

Ständig sind Bayreuther Bundespolizisten auch im Ausland aktiv: Zwei Beamte verrichten ihren Dienst im Rahmen einer EU-Mission im Kosovo. In Serbien und Albanien unterstützten Bayreuther Beamte bei den grenzpolizeilichen Aufgaben. Im vergangenen Jahr schützten Bayreuther Beamte deutsche Auslandsvertretungen zum Beispiel in Washington, London, Athen, Istanbul, Kairo, Sanaa und Bagdad.

Der Standort Bayreuth

Die Bundespolizeiabteilung Bayreuth ist eine von zehn Abteilungen der Bundes-bereitschaftspolizei. Am Standort in der Christian-von-Popp-Straße sind rund 500 Angehörige stationiert, davon sind etwa 450 Polizeivollzugsbeamte. Der Frauenanteil liegt dort bei etwa zehn Prozent. Der Rest der Mitarbeiter sind Tarifbeschäftigte und Verwaltungsbeamte. Außerdem gibt es eine Werkstatt, die aber organisatorisch dem Bundespolizeipräsidium in Potsdam angegliedert ist. Dort warten und reparieren mit 62 Mitarbeiter Fahrzeuge, Waffen und andere Technik der Bundespolizei.

Außenstelle am Bahnhof

Hinzu kommt ein Bundespolizeirevier am Hauptbahnhof, das als eine Außenstelle der Bundespolizeiinspektion Selb ist.Schwerpunkt ist die Bekämpfung der grenzüberschreitenden Kriminalität an der deutsch-tschechischen Grenze und die Gewährleistung der Sicherheit von Bahnreisenden und Bahnanlagen an den Bahnhöfen und Haltepunkten in den Landkreisen Hof, Wunsiedel, Bayreuth und Kulmbach.

 

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