Wenn die Promis flindern

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Wirtschaftstag. Oder besser: Wirtschaftsflinderer. Treffen der Großkopferten. Der Freibier- und Freiessgesichter. Sagen seit Jahren Dauerkritiker, wenn sich mal wieder so rund 200 Würden-, Amts- und Funktionsträger treffen. Früher auf Einladung der Stadt, seit drei Jahren auf Einladung des Wirtschaftskreises Pegnitz. Steckt da nicht mehr dahinter? Eine Bestandsaufnahme.

 
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Sichtweise I:Bürgermeister Uwe Raab hatte den Wirtschaftstag nach seiner Amtsübernahme 2012 erst einmal gestrichen. Weil die Kosten die Kommune tragen musste, weil er nicht so ganz dahinter stand. Und dieses Treffen der „Großkopferten“ als überflüssig empfand. Jetzt spricht er bei diesem Anlass auch wieder ein Grußwort. In dem ist von einer fruchtbaren Kontaktpflege die Rede, die hier stattfinde. Von Partner- und Freundschaften, die hier gepflegt werden. Der „Nabel der Welt“ sei Pegnitz an diesem Tag im Schützenheim am Zipserberg. Von dem aus eine herrliche Aussicht bestehe auf eine Stadt, der es richtig gut gehe, die richtig gut da stehe. Nahezu Vollbeschäftigung, ein breites Bildungsangebot, viele offene Bauparzellen, jede Menge Bildungsangebote - gerade bei den weichen Standortfaktoren liege Pegnitz ganz vorne. .

Kommt ein Kompetenzzentrum?

Um den Erhalt der Berufsschule habe man erfolgreich gekämpft. Jetzt mache es auch Sinn, in Pegnitz ein Metallkompetenzzentrum einzurichten, „dafür haben wir die besten Voraussetzungen“. Und es habe schon seinen Grund, dass Pegnitz jetzt zu den 34 Genussstädten in Bayern gehöre, die Holzofenbäckerein in Buchau und das Beck’n-Bier aus Büchenbach hätten das möglich gemacht. Weil sie regionale Produkte in naturnaher Weise herstellten.

Sichtweise II: Altbürgermeister Manfred Thümmler warf naturgemäß einen Blick zurück auf die Tradition der Veranstaltung, die er selbst mit ins Leben gerufen hatte. Das liegt mehr als 30 Jahre zurück. Immer sei es darum gegangen. Menschen nach Pegnitz zu holen, die etwas zu sagen haben, die etwas beitragen können für eine positive Entwicklung der Stadt. Mehrere Säulen spielten dabei laut Thümmler immer eine Rolle: Wirtschaft, Lokalpolitik, die Kirchen, das Schul- und Bildungswesen. Und natürlich auch die übergeordneten Behörden, über die so manche Mark und mancher Euro nach Pegnitz floss, um das möglich zu machen, was heute hier Bestand hat. Thümmler sparte nicht mit Anekdoten aus dieser Zeit, etwa mit Blick auf den Ausbau der Justizschule zur Justizakademie - und manches, was den Ausbau zur Hochschule für Recht und Verwaltung in jüngster Vergangenheit noch ein wenig verlangsamt hat - die soll bekanntlich von Starnberg nach Pegnitz verlagert werden.

Der Mann der Begrüßungszeremonie

Thümmler wäre nicht Thümmler, hätte er nicht wie all die Jahre zuvor nahezu jeden einzelnen Gast persönlich begrüßt. Mit Namen, mit Funktion. Das ist ihm wichtig. Weil da oft eine ganz persönliche Verbundenheit gegeben ist, eine über viele Jahre hinweg gewachsene Beziehung. Immerhin: All die, die zum ersten Mal da waren, „durfte“ Klaus Liebig als Sprecher des gastgebenden Wirtschaftskreises willkommen heißen.

Ein besonderes Augenmerk wirft Thümmler auf die KSB. Auf deren Gießerei. Er plaudert von der Historie, von den Gefahren, die einst den KSB-Standort als solchen infrage bestanden. Auch da spielten Kontakte der ganz persönlichen Art eine Rolle, um diese Gefahr abzuwenden. Jetzt sei die Gießerei ein Aushängeschild, verfüge mit der neuen 3-D-Druck-Technik über ein Zukunftsmodell, das im Mai auch der Öffentlichkeit präsentiert werde.

Das „Außenrum“: und „Drum und Dran“: Angesichts der extrem langen Begrüßung durch Manfred Thümmler, die Uwe Raab als längste ihrer Art ins Guinnessbuch der Rekorde einordnete, geriet der ganze Zeitplan der Veranstaltung ein wenig aus den Fugen. Wobei der ja immer nur grob bemessen sei, so Klaus Liebig vom Wirtschaftskreis. Doch diesmal geriet er schon ei n wenig aus den Fugen. Und so mussten zahlreiche Gespräche, die an diesem Tag laut Liebig so wichtig sind, „weil sich viele halt nur einmal im Jahr sehen“, schon vor Beginn des Flindererszenarios oder während des Geschehens geführt werden.

Das sind interne Gespräche

Etwa darüber, welche Kommune mit welcher Firma beim Leitungsbau gute oder eher schlechte Erfahrungen gemacht hat. Oder mit Anton Hepple, Chef des Amts für Ländliche Entwicklung in Bamberg, wie es denn nun um die eine oder andere Maßnahme in Sachen Dorferneuerung und Flurneuordnung bestellt sei. Geredet wurde jedenfalls viel. Und das nicht nur bierselig., sondern ganz konstruktiv. Und oft genug „bitte nicht für die Presse, das ist wirklich intern“.

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