Wenn der Inkasso-Detektiv klingelt

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Für die Creditreform im Einsatz (von links): Inkasso-Detektiv Christian Zenkel, geschäftsführender Gesellschafter Philipp Ganzmüller und Büroleiterin Vanessa von Rosenberger. ⋌Foto: Andreas Harbach Foto: red

Wenn Zahlungsaufforderungen ins Leere laufen und Mahnungen nichts helfen, dann kommt bei der Creditreform Bayreuth seit einiger Zeit Christian Zenkel zum Einsatz. Er ist Inkasso-Detektiv.

 
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Offiziell angestellt ist der 48-Jährige beim Schwesterunternehmen in Hof, die Kosten teilen sich die Standorte Hof, Bayreuth und Coburg. Mit dem Einsatz des sogenannten Inkasso-Detektivs, der in ganz Nordbayern unterwegs ist, nehmen die Oberfranken innerhalb des bundesweiten Creditreform-Verbundes eine Vorreiterrolle ein.

Infos für die Gläubiger

Das Wort Detektiv in Zenkels Stellenbeschreibung kommt nicht von ungefähr. "Dank seiner Recherchen lernen wir viel über den säumigen Schuldner. Wohnt er zum Beispiel in einer Villa mit Porsche vor der Tür oder im Männerwohnheim?" Laut Philipp Maximilian Ganzmüller, geschäftsführender Gesellschafter in Bayreuth, ist das die Bandbreite, in der sich die Fälle bewegen: "Wir können dem Gläubiger, also unserem Kunden, dann ziemlich zuverlässig sagen, ob etwas zu holen ist." Was im negativen Fall auch Kosten sparen könne.

Einsatz für Schuldner kostenlos

Was umgekehrt aber auch für den Schuldner gelte. Denn im Gegensatz zu Mahnung, gerichtlichem Mahnbescheid oder gar Auftritt des Gerichtsvollziehers ist Zenkels Einsatz für ihn kostenlos. Und vergleichsweise diskret. "Ich melde mich vorher an und ich fahre nicht im Auto mit Firmenlogo vor", sagt der 48-Jährige. Trotzdem ist er erstaunlich erfolgreich. "Ich werde zwar auch immer wieder mal vom Hof gejagt", sagt Zenkel, aber deutlich öfter habe er Erfolg. Und zwar in rund 70 Prozent seiner bislang etwa 300 Fälle, die er seit Anfang Juni bearbeitet hat. Dabei ging es um Forderungen zwischen 100 und 60 000 Euro.

Zahlungsprobleme durch Krankheit oder Arbeitslosigkeit

Persönliches Erscheinen sei eben ein anderes Druckmittel als anonyme Rechnungen oder Mahnungen. Mancher zahle den ausstehenden Betrag in bar, viel öfter aber komme es zu anderen Lösungen. Zu Ratenzahlungen zum Beispiel, an deren Ende ein Restbetrag auch mal gestundet werden kann, sagt Ganzmüller. Denn oft seien die Zahlungsprobleme keine Mutwilligkeit, würden vielmehr durch Krankheit, Arbeitslosigkeit oder Scheidung ausgelöst und wachsen dem Betroffenen dann über den Kopf. "Viele solche Schuldner sehen dann plötzlich wieder eine Perspektive."

Die Handyrechnung wird fast immer noch bezahlt

Die Gläubiger kommen übrigens aus allen möglichen Bereichen der Wirtschaft, allerdings habe sich ein Wandel vollzogen, so Ganzmüller. Seien es früher Miete und Strom gewesen, die - wenn irgendwie möglich - noch gezahlt wurden, sei es heute meist die Handyrechnung. Vor allem über Bestellungen im Internet würden viele Menschen Schulden anhäufen. "Je anonymer die Geschäfte, desto schlechter die Zahlungsmoral."

Kleine Handwerker in Schwierigkeiten

Dass es zum Beispiel einen kleinen Handwerker bereits in Schwierigkeiten bringen könne, wenn Rechnungen über ein paar Tausend Euro offen bleiben, sei vielen nicht bewusst. Wobei die Zahlungsmoral im gewerblichen Bereich laut Ganzmüller angesichts der guten konjunkturellen Lage durchaus besser geworden ist, für den privaten Bereich gelte das aber nicht.

25 Mitarbeiter in Bayreuth

In Bayreuth entwickelt sich Creditreform dynamisch, sagt Ganzmüller, neben dem es hier drei weitere Gesellschafter und derzeit 25 Mitarbeiter gibt. Dabei profitiere der Standort von einer Zusammenarbeit mit München, von wo Arbeit exportiert werde. "Dort ist kaum noch Fachpersonal zu finden", sagt der geschäftsführende Gesellschafter, während die Arbeitsmoral in Oberfranken kaum zu toppen sei. Jedenfalls stehen die Zeichen auf Wachstum, auch weil ständig vier bis fünf Auszubildende an Bord sind. Gerade erst seien wieder zwei Ausgelernte übernommen worden.

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