Weniger Unfälle, mehr Verletzte

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Plötzlich wieder Unfallschwerpunkts: der Josephsplatz, Foto: Andreas Harbach Foto: red

Eigentlich könnte die Straßenverkehrsstatistik für Bayreuth Grund zur Freude sein: Die Zahl der Unfälle hat im Vergleich zum Vorjahr minimal abgenommen. Aber: Die Zahl der Menschen, die bei Unfällen verletzt wurden, hat deutlich zugenommen. Ebenso ist die Schadenssumme nach oben geschossen: Von 3,5 auf 4,4 Millionen Euro innerhalb eines Jahres.

 
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Verkehrsstatistik: Der Verkehrssachbearbeiter der Bayreuther Polizei, Wolfgang Moder, und Heinz Pfister, der Leiter des Straßenverkehrsamtes, haben am Montagnachmittag viel Zahlenmaterial für den Verkehrsausschuss dabei: 2393 Unfälle – vom Kleinunfall bis zum schweren Unfall mit Verletzten – zählte die Polizei im vergangenen Jahr. Vier Unfälle weniger als 2016.

Aber: „Bei 379 Unfällen im Stadtgebiet wurden Verkehrsteilnehmer verletzt, das sind 47 mehr als im Jahr davor“, sagt Moder. Außerdem habe es 726 schwer Unfälle mit hohem Sachschaden gegeben. Ein Plus von acht gegenüber dem Vorjahr.

Insgesamt seien 2017 in Bayreuth 447 Menschen verletzt worden, 52 von ihnen so schwer, dass sie ins Krankenhaus aufgenommen werden mussten. Den einzigen Verkehrstoten im Jahr 2017 habe es auf der A 9 zu beklagen gegeben: Ein 68-jähriger Rentner, der sich bei dem Unfall so schwer verletzte, dass er an den Folgen im Krankenhaus starb.

Glücklicherweise wieder weniger Schulwegunfälle

Erfreulich sei die Entwicklung bei den Schulwegunfällen, sagt Moder: Drei Unfälle, einer weniger als 2016, mit drei leicht verletzten Schülern. Bei zwei Unfällen waren die Kinder mit dem Rad unterwegs und allein beteiligt.

Thema Fahrrad: Hier setzt sich der Trend leider fort, sagt Moder. Mit 139 Unfällen wieder ein Plus von 17 Unfällen gegenüber dem Jahr davor. 122 Radler haben sich verletzt, bei 87 Unfällen waren die Radler selbst schuld oder mit schuld.

Das, sagt Pfister auf Nachfrage von Georg Kämpf (BG), werde jetzt erstmals in der Statistik ausgewiesen. Teilweise waren die Radler bei den Unfällen sogar deutlich betrunken. Den Vogel habe eine 52-jährige Radlerin abgeschossen, die 2,22 Promille hatte, als sie einen Unfall am Hohenzollernplatz verursachte, wie Moder sagt. Wieder zugenommen habe die Zahl der Unfälle, an denen Senioren beteiligt gewesen seien (259 statt 249 Unfälle im Jahresvergleich), die Zahl der Unfälle, die von Senioren verursacht wurden, lag nahezu gleich hoch: 162 Unfälle statt 163 im Jahr davor.

Unfallschwerpunkte: Bei den Unfallschwerpunkten haben sich vier Problemstellen im Stadtgebiet herauskristallisiert. Eine davon ist eine alte Bekannte: Die Kreuzung des Meranierrings und der Preuschwitzer Straße. Acht Unfälle registrierten Polizei und Verkehrsamt dort. Alle bei ausgeschalteter Ampelanlage. Wie Heinz Pfister sagt, sei es erst am 8. Januar gelungen, die Ampel auf Dauerbetrieb umzustellen. „Seitdem gab es dort keinen Unfall mehr.“

Am Freiheitsplatz läuft die Ampel 24 Stunden

Ähnlich bei Unfallschwerpunkt Nummer zwei: dem Freiheitsplatz. Seit der Umstellung auf getrennte Linksabbiegerregelung sei die Kreuzung unauffällig gewesen. Aber: Sechs Mal habe es bei abgeschalteter Ampel gekracht. Seit 8. Dezember läuft die Ampel wieder rund um die Uhr, sagt Pfister, „seitdem ist es wieder ruhig“.

Josephsplatz ist wieder ein Problem

Überraschenderweise neu – ein alter Unfallschwerpunkt, der Josephsplatz, der bis 2002 regelmäßig Unfallschwerpunkt war. „Es hat sogar Unfälle mit Schwerverletzten gegeben“, sagt Pfister. Hauptsächlich gerieten Geradeausfahrer aus der Albrecht-Dürer-Straße und Linksabbieger aneinander. Man werde die Situation unter Beobachtung nehmen. Und gegebenenfalls mit einer neuen Regelung auf die Probleme reagieren.

Verschätzen beim Einbiegen in die Königsallee

Möglicherweise aufgrund der Bauarbeiten am Hohenzollernring und auf der Autobahn im vergangenen Jahr habe sich „eine eigentlich sehr unauffällige Kreuzung“ in den Fokus geschoben: Sieben Unfälle, davon drei mit Radfahrern, hätten sich 2017 an der Einmündung des Hasenwegs in die Königsallee ereignet. „Vielleicht haben die Autofahrer beim Einbiegen auf die Königsallee das Risiko unterschätzt.“ Um die Radler zu bremsen, kommen „auf jeden Fall die Schwellen wieder rein, die für den Winterdienst abmontiert wurden“, sagt Pfister.

Geschlechtertrennung? Macht die Statistik nicht

Für Lacher sorgt Helmut Zartner (DU), der von Moder wissen will, ob die Statistik bei den Unfallverursachern nicht nur nach dem Alter, sondern auch nach dem Geschlecht trenne. Macht die Statistik, sagt Moder gelassen, natürlich nicht. Auch die Frage, ob mehr auswärtige Unfallverursacher zu verzeichnen seien – was an der Bayreuther Verkehrsregelung liegen könne, wie Zartner mutmaßt – werfe die Statistik in der derzeitigen Version nicht aus.

Appell an die Rücksichtnahme

Positiv bewerten Stephan Müller (BG) und Christopher Süss (JB), dass die Zahl der Schulwegunfälle bei – wie Müller vorrechnet – mindestens 3,4 Millionen Schulwegen pro Jahr rückläufig ist. Das sei ein großer Verdienst der Polizei und der Schulweghelfer. Ein Appell kommt von Klaus Wührl-Struller (Grüne): „Was man forcieren müsste, ist Rücksichtnahme – das Beachten des Paragrafen eins der Straßenverkehrsordnung.“ Bevor man Geld in neue Ampelschaltungen investiere, solle man „lieber in eine Plakatkampagne mit der BMTG investieren“.

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